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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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wegzuwerfen.« Mutters frostiger Ton ist das Zeichen dafür, dass das Gespräch beendet ist.
    # 239 Akzeptiere, dass entgegen den dringenden Empfehlungen der Lebensmittelbehörden und trotz des nachweislichen Zusammenhangs zwischen dem Verzehr verschimmelter Lebensmittel und dem Auftreten allergischer Reaktionen und schlimmer Krankheiten bis hin zu Tumoren, für die bestimmte Schimmelarten einen idealen Nährboden bilden,alter schimmliger Käse nicht etwa wegzuwerfen ist, sondern noch problemlos für Lasagne verwendet werden kann.
    Gemartert von der Frage, wie um Himmels willen ich später die Lasagne essen, ja, wie ich überhaupt je wieder etwas essen soll, gehe ich ins Wohnzimmer. Zwischen Umzugskartons und halb gefüllten Bücherregalen verkrieche ich mich in einen Sessel und warte, dass Vater anruft. Wenn er weg ist, ruft er jeden Abend an.
    »Papa, sie tut schimmligen Käse in die Lasagne«, sage ich, kaum dass ich abgehoben habe.
    Lange höre ich nur das Rauschen in der Leitung.
    »Herzchen, es ist nicht leicht, wenn zwei Kulturen aufeinanderstoßen«, sagt Vater schließlich. Er hat gut reden irgendwo in Kalifornien.
    Ich überlege mir noch eine Antwort, in der ein Wortspiel mit Schimmelkulturen und der schwedischen Esskultur vorkommen soll, als er schon nach dem Wetter fragt. Das ist bei ihm das Zeichen, dass ein Gespräch beendet ist.
    Am nächsten Morgen fahren Sylwia, Celestyna und ich mit dem Bus nach Ystad. Dort hat Sylwia ihr Bewerbungsgespräch. Mutter musste früh zur Arbeit, weil die polnischen Probleme bei der Polizei pünktlich mit der 6.30-Uhr-Fähre aus Świnoujście anfangen. Darum bin ich Sylwias Begleiterin für den Fall, dass Sylwias Englisch ausgerechnet heute nicht so gut ist wie sonst. Wir wissen inzwischen, dass ihre Englischkenntnisse an ihre Launen gekoppelt sind.
    Am Tag, als wir in Vadstena waren, hat Mutter selbst eineAnzeige für eine im Haushalt wohnende Putzhilfe in die Zeitung gesetzt. Seitdem arbeiten wir eine Liste von interessierten Leuten ab.
    Die ersten Treffen finden immer in dem Lokal an der Tankstelle beim Bahnübergang statt. Mutter hat in der Anzeige nicht erwähnt, dass das »im Haushalt wohnend« eine halbwüchsige Tochter einschließen soll, darum muss Celestyna vor der Pizzeria auf der anderen Straßenseite warten.
    Für mich ist es das vierte Mal, dass ich zu so einem Gespräch mitkomme, und bisher hatte Sylwia an allen potenziellen Arbeitgebern etwas auszusetzen.
    Der erste war ein Witwer, der auf einem Bauernhof außerhalb von Tomelilla lebte und Sylwia irgendwie nicht geheuer war. Vor einem zweiten Treffen wollte sie jedenfalls den Totenschein sehen, aus dem hervorging, woran seine Frau gestorben war.
    Beim zweiten Mal war es eine Familie mit Kindern, die Hilfe brauchte, weil sie gerade Zwillinge bekommen hatten. Seitdem wissen wir, dass Sylwia von Kleinkindern Hautausschlag bekommt.
    Der dritte war dann ein Inder aus Malmö, der Sylwia für die Pflege seiner sterbenden Mutter engagieren wollte. Leider hatte er nur eine Zweizimmerwohnung, das konnte von vornherein nicht funktionieren. Sylwia sagte aber auch ganz offen, dass sie von Menschen aus Indien Gänsehaut bekommt, und zwar keine wohlige.
    Zum Glück hat noch keiner der potenziellen Arbeitgeber nach Sylwias Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis gefragt. Sie besitzt nämlich beides nicht.
    Als der Bus durch Glemmingebro fährt, denke ich an Marie und Natalie. Hinter dem Ort beginnt ein großes Weizenfeld. Es wogt wie ein hellgrünes Meer, und ich denke an Ola Olsson. Schon allein sein Name gibt mir ein warmes Gefühl. Natalie darf nie …
    Sylwia lehnt sich konspirativ gegen meine Schulter.
    »Diesmal hab ich ein gutes Gefühl«, sagt sie.
    Der Mann, den wir treffen sollen, heißt Evert und besitzt einen Bauernhof bei Simrishamn.
    »Soll ich dir was verraten?«, fährt Sylwia fort.
    »Was?«, frage ich.
    »Ich werde ihn heiraten«, sagt Sylwia.
    »Ale …« , sage ich. Aber … Aber es gibt so viele Aber bei der Sache, dass ich es lieber lasse und den Mund halte.
    Stattdessen lächle ich Sylwia aufmunternd zu. Von mir aus könnte sie den in ganz Vallerup als Trinker bekannten Sixten heiraten, Hauptsache, dass sie und Celestyna verschwinden aus unserem Haus.
    »Ich drück dir die Daumen«, sage ich.
    In dem Lokal an der Tankstelle wartet Evert schon auf uns. Wir sind etwas zu spät, weil Celestyna sich plötzlich weigerte, wieder vor der Pizzeria zu warten. Bis Sylwia drohte, sie nach Polen zurückzuschicken,

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