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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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kleinen Esche. »Hat dich wirklich der Papst gepflanzt?«
    Ich denke an all die Menschen, die hier eben noch versammelt waren, daran, wie viel Trost sie einander gespendet haben und welch ein Gemeinschaftsgefühl unter ihnen herrschte. Und dass das Ganze kein bisschen peinlich war.
    »Vielleicht wäre das Leben leichter, wenn ich katholisch wäre?«, höre ich mich leise sagen.
    Ich streiche vorsichtig mit der Hand über den Stamm des Bäumchens und überlege, ob ich mir in meinem Zimmer einen kleinen Altar bauen soll. Einen Platz, an dem ich Trost finde, wenn mir alles zu viel wird. Vielleicht gibt es bei Ikea demnächst einen Hausaltar zu einem bezahlbarenPreis (»Reuevoll« in Schwarz, Weiß oder Birke lackiert). Oder dürfen nur Buddhisten einen kleinen Privataltar haben?
    Plötzlich werde ich so müde, dass ich mich gegen das Bäumchen lehne, aber ich bin wohl ein bisschen zu stürmisch dabei, jedenfalls höre ich im selben Augenblick ein leises Knacken. Ich befinde mich kurz vorm Herzstillstand. Mit blankem ENTSETZEN geht mir auf, dass ich die Esche des Papstes  – ein vorchristliches Symbol für Leben  – in der Mitte abgeknickt habe. Nur weil ich die beschädigte Stelle gleich mit der Hand umschließe, bleibt der obere Teil noch aufrecht stehen. Wenn ich die Hand öffne, wird der halbe Baum zur Seite knicken.
    Ich sehe mich um, aber niemand scheint mein schreckliches unchristliches Verbrechen bemerkt zu haben. Gleich muss ich vor Verzweiflung heulen. Mit einer normalen schwedischen Familie wäre ich jetzt auf einem Rockkonzert, und wenn sie da überhaupt Bäume pflanzen würden, wären es vermutlich Eichen und keine zerbrechlichen Eschen.
    »Da bist du ja!« Ola Olsson ist neben mir aufgetaucht. »Ich hab schon überall nach dir gesucht.«
    Ich halte weiter die Hand um die Bruchstelle geschlossen. Inzwischen gießt es in Strömen. Ola Olsson schaut von mir zu dem Bäumchen.
    »Was machst du da?«
    »Der Baum … ist so schön.«
    Ola Olssons Nähe hat wieder mein Blut in Wallung gebracht. Mein Herz schlägt mit doppelter Geschwindigkeit.
    »War das nicht eure Putzfrau, die von den Sicherheitsbeamten weggebracht wurde?«
    »Ja.«
    Ich bin jetzt ganz nah am Heulen. Ich will die Hand wegnehmen, aber ich habe Angst, wie Ola Olsson meine gemeine Attacke gegen das Papstgeschenk finden könnte.
    »Ich bin normalerweise …«, bricht es aus mir heraus, »… sanft.«
    Ola Olsson schaut mich komisch an, komisch und ein bisschen verlegen.
    »Ich wollte schon länger mit dir reden«, sagt er. »Du bist irgendwie anders. Auf eine gute Weise.«
    Ich versuche, das, was er da gesagt hat, zu verstehen, aber gleichzeitig muss ich mir den Regen aus den Augen blinzeln.
    »Und zu Hause in Skåne sind wir ja fast Nachbarn.«
    Ich antworte nicht. Der Regen ist schuld, dass sein weißes T-Shirt an seinem perfekten Körper klebt, und vom Anblick seiner Brustwarzen, die sich durch den Stoff abzeichnen, wird mir leicht schwindlig.
    »Du musst das Bäumchen wirklich mögen«, fügt er hinzu.
    Ich schaue auf meine Hand, die immer noch krampfartig den dünnen Stamm der päpstlichen Esche umschlingt.
    »Ich kann ihn nicht loslassen«, sage ich mit schwacher Stimme.
    »Ich weiß, was du meinst. Was für ein Tag!«
    Meine Hand beginnt zu zittern. Ich muss Ola Olsson loswerden, bevor sich die Hand von selbst öffnet.
    »Wenn es für dich okay ist«, sage ich, »wäre ich jetzt gern allein. Ich möchte … beten.«
    Ola Olsson schaut mich mit einem Blick an, der Bewunderung bedeuten könnte.
    »Sicher. Entschuldige! Ich wollte nicht stören.«
    »Macht nichts.«
    Meine rechte Hand zittert jetzt so sehr, dass ich die linke darüberlegen muss.
    »Ich will nur noch ein bisschen bei dem Baum bleiben.«
    »Vielleicht willst du doch für länger als einen Tag katholisch werden?«
    »Hm, hm.«
    »Aber bleib nicht zu lange bei dem Regen!«
    »Hm, hm.« Kann er nicht einfach gehen?
    »Vielleicht treffen wir uns mal zu Hause? Während des Sommers?«
    »Hm, hm.« Wie kriege ich ihn um Himmels willen weg von hier?
    »Du brauchst nicht zufällig eine Mitfahrgelegenheit nach Hause?«
    Ich schließe die Augen, beginne zu murmeln und schaukle dabei, ohne die Hände vom Baum zu nehmen, mit dem Oberkörper hin und her. Ich hoffe, es sieht so aus, als würde ich beten. Und es endet auch damit, dass ich bete: Um ein Leben ohne Komplikationen. Ohne Peinlichkeiten. Ohne Überraschungen. Und ohne polnische Verwandte.
    Ein paar Minuten später mache ich ein Auge

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