Widerstand - Star trek : The next generation ; 2
mitmachte.
In der ersten Nacht hatten sie Gin Tonic getrunken. Dort hatte Lio das erste Mal von Wacholder gehört. Das war der Grund, warum er Sara diesen Drink am gestrigen Tag vorgestellt hatte.
Lio hatte Sara belogen. Als ihn Joel – oder vielmehr das Ding , zu dem er geworden war – angegriffen hatte, hatte Lio gefeuert. Der Joel-Borg war auf den Beinen geblieben, unverwundbar, bis Commander Worf ihnen den Befehl zugebrüllt hatte, die Frequenz ihrer Phaser zu ändern. Lio hatte den seinen rekalibriert und dann erneut gefeuert. Dieses Mal hatte er den Joel-Borg mit einem gleißenden, tödlichen Schuss in die Brust erwischt.
Eine Sekunde lang, nicht länger, hatte sich das Ding auf dem Deck der Enterprise gewunden, dann war es gestorben. Und jede Hoffnung, das Wenige, was von Joel verblieben war, zurückzuholen, war mit ihm gestorben.
Lio hatte mit niemandem über diesen Zwischenfall gesprochen. Alle seine überlebenden Kameraden hatten ähnliche Traumata erlitten, als die Borg die Enterprise übernommen hatten. Sicher waren auch andere gezwungen gewesen, ehemalige Mannschaftskameraden umzubringen. Lio war damit fertig geworden, indem er sich daran erinnert hatte, dass sein Schmerz nichts Besonderes war.
Doch als er versucht hatte, Sara die Wahrheit zu beichten, war er an seinen eigenen Worten beinahe erstickt. Er hatte festgestellt, dass es leichter war, zu lügen. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, auszusprechen, dass er seinen Freund ermordet hatte. Picard selbst hatte ihnen, von Zorn getrieben, befohlen, jedes assimilierte Besatzungsmitglied zu erschießen.
Aber heute würde sich Lio an den Borg rächen. Er beabsichtigte, die Vernichtung der Königin so richtig zu genießen. Und dann würde er auf die Enterprise zurückkehren, zu Sara, und einen neuen und besseren Teil seines Lebens beginnen. Bevor er Sara getroffen hatte, hätte er nie gedacht, dass er sich zu einer langfristigen Beziehung würde hinreißen lassen. Mehr als alle anderen sollte sie die Gefahren kennen, die ein Raumschiff für ein Familienleben bereithielt. Ihre eigenen Eltern waren gestorben, während sie an Bord der Lowe gedient hatten – auch wenn sie niemals davon gesprochen hatte. Er hatte nicht von ihr, sondern von einem Mannschaftskameraden von deren Tod erfahren.
Doch für Sara war er bereit, gefährlich zu leben. Er war allerdings nicht bereit, ohne sie zu leben.
Im nächsten Moment war er wieder im Hier und Jetzt. Er brauchte eine Minute, um ihre Lage zu erfassen. Sie waren etwa dreißig Meter von ihrem Zielpunkt entfernt materialisiert. Er nickte seinem Team zu. »Dort entlang.«
Er hatte eine gute Truppe zusammengestellt. Amrita Satchitanand war die Erfahrenste. Sie hatte die stärksten Nerven, die er jemals gesehen hatte. Sie stellte seine Rückversicherung dar, für den Fall, dass sein Versuch, die Königin zu vernichten, irgendwie scheiterte. Jorge Costas – ein Riese von einem Mann, aber mit unglaublich schnellen Reflexen – und Noel DeVrie, ein tödlicher Scharfschütze, sollten für Deckung sorgen.
»Denkt dran«, sagte er, während er sein Phasergewehr hob und sie sich in Bewegung setzten, »niemand feuert, bevor wir angegriffen werden. Wir können uns frei unter ihnen bewegen, solange sie uns nicht als Bedrohung ansehen.«
Ihre Schritte auf den Metallplatten erzeugten einen hohlen Klang. Es war unheimlich still, abgesehen von dem fernen, schwachen Summen von Maschinen. Es gab keine Stimmen, keine Bewegungen. Ein schwaches, gräuliches Licht flackerte über ihren Köpfen und verstärkte den bedrückenden Mangel an Farben, an Leben, nur noch. Lio konzentrierte sich und unterdrückte seine Furcht, seine Erinnerungen an Joel. Es würde alles rasch vorbei sein: ein Schuss und die Königin würde tot sein. Die Borg würden keine Gefahr mehr darstellen. Alles ganz leicht …
Ihr Ziel war die einzige geschlossene Kammer des Schiffes. In ihrem offenen Eingangsbereich hielt Lio inne.
Im weitläufigen Inneren war das Licht noch schwächer und wies einen grünlichen Schein auf.
Lio aktivierte seinen Kommunikator und flüsterte: »Captain Picard … Wir haben die Königin gefunden.« Er schloss den Kanal wieder.
Auf einem Tisch, eingehüllt in eine glänzende, gallertartige Substanz, lag eine bleiche Monstrosität: ein haarloser Kopf und Schultern sowie ein Rückgrat, das blutig und schlangengleich aus dieser unvollständigen Masse aus Fleisch herausragte. Die Gesichtszüge waren leer, ebenmäßig und
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