Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
Erbe ab“, meinte Liz mit einem Schulterzucken ganz beiläufig, als er sie damals zur Rede stellen wollte.
Glücklicherweise gehörte solch ein Unsinn der Vergangenheit an. John war mit der Zeit zu einem ernsthaften und verantwortungsbewussten jungen Mann herangereift, lernte vor zwei Jahren Annie kennen und verliebte sich in sie. Um ihn machte er sich keine Sorgen. Sein Sohn war gereift, erwachsen geworden und fähig, seinen eigenen Weg zu gehen.
Liz’ Entwicklung hingegen verlief vollkommen anders als erwartet. Sie kapselte sich von allen ab, wies die Geborgenheit und Zuneigung, die er und John ihr gaben, vehement zurück. Harold konnte tun, was immer er wollte, er fand einfach keinen Zugang mehr zu seiner Tochter. Und das bereitete ihm Sorgen, sogar große Sorgen. Er hoffte, wenn sie endlich den richtigen Mann und damit die Liebe fand, würde Liz sich auf das Wesentliche in ihrem Leben besinnen und auch zu ihrer Familie zurückfinden. Aber ihr Hang, Anderen teilweise recht kindische Streiche zu spielen, vertrieb in der Vergangenheit jeden möglichen Interessenten. Nicht, dass er unbedingt auf eine Heirat bestand. Aber seiner Meinung nach würde sie nicht mehr so oft in Schwierigkeiten geraten, wenn der richtige Mann positiv auf sie einwirkte. Und dass sie sehr oft in Schwierigkeiten steckte, wusste er mit väterlicher Gewissheit, auch wenn Liz es vor ihm geheim hielt.
Mit etwas Illegalem hatten diese Schwierigkeiten mit Sicherheit nichts zu tun, dafür war seine Tochter zu gerechtigkeitsliebend. Aber es war etwas, wovon niemand wissen durfte, nicht einmal ihre eigene Familie. Er musste und konnte die Tatsache akzeptieren, dass sie ein Geheimnis hütete. Aber das, was Liz vor ihnen verbarg, oder besser gesagt, das, was dieses Geheimnis ausmachte, zerfraß sie innerlich und ließ seine geliebte Tochter langsam aber sicher emotional verkrüppeln. Und dieses Wissen verstärkte zusätzlich seine Sorge um sie.
Jedes Mal, wenn sie sich unbeobachtet fühlte, sah Harold die Sehnsucht nach der Nähe zu ihrer Familie in Liz’ Augen. Er beobachtete in der Vergangenheit mehr als ein Mal, wie sich Bedauern auf dem Gesicht seiner Tochter widerspiegelte, wenn sie auf John traf. Umso verwunderlicher war es für ihn, dass sie jegliche Annäherungsversuche, die John und später auch Annie immer wieder unternahmen, abblockte. Liz sehnte sich so offensichtlich nach ihnen und blieb dennoch allein.
Sie handelte entgegen jeglicher Konvention, um absichtlich Ärger zu verursachen, der jedes Mal unweigerlich in einem Streit endete. Sie verbarrikadierte sich hinter einer undurchdringlichen Mauer aus beißendem Spott. Liz provozierte endlose Diskussionen, als bräuchte sie diese wie ein zusätzliches Schutzschild, ein Schutzschild gegen das Aufwallen von unterdrückten Gefühlen.
Harold wollte unter allen Umständen verhindern, dass sie allein und ohne Liebe blieb, denn darauf würde Liz’ ständiges, abweisendes Verhalten irgendwann hinauslaufen. Und dass sie seit Jahren allein war, die gelegentlichen Liebhaber, die sie sich nahm, einmal unbeachtet gelassen, sprach seiner Meinung nach für sich. Wenn er und John es schon nicht schafften, brauchte es jemand anderen, dem es gelang, den Schutzwall zu durchbrechen, hinter dem sie sich verbarg.
Seit Isabells Tod verstärkte sich diese Barriere von Jahr zu Jahr, ganz besonders in den letzten Jahren. Liz brauchte einen Mann, der für sie sorgen konnte, der ihr Liebe gab und ihr Vertrauen gewinnen würde. All jene Dinge eben, die sie aus unerklärlichen Gründen von ihrer Familie nicht mehr annehmen wollte und die sie ihnen ebenso verweigerte. Und vielleicht ergab sich daraus, wenn Liz endlich ihr Glück fand, auch wieder eine Annäherung an ihn und John, an ihre Familie. So hoffte Harold zumindest.
Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete Harold, wie Gray seine Tochter nach der deutlichen Abfuhr nicht mehr aus den Augen ließ. Selbst während er in einem Gespräch mit Harolds künftiger Schwiegertochter Annie vertieft war, blieben seine Blicke immer wieder an ihr haften, folgten ihr oder suchten sie. Liz hatte eindeutig sein Interesse geweckt. Und das, ohne es zu wollen. Harold war sich absolut sicher, Gray war genau der Richtige für seine Tochter.
John sah seine Schwester vorwurfsvoll an. „Wieso kannst du dich eigentlich nie benehmen?“ Doch die zeigte ihm nur ihr bekanntes, spöttisches Lächeln, wandte ihm ihren Rücken zu, stützte ihre Unterarme auf das breite,
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