Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
verdammten Leinen nicht gelöst!“ Leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit, während sie versuchte, sich aus dem Wirrwarr von Leinen zu befreien, was in der Luft jedoch unmöglich war. Ohne fremde Hilfe käme sie aus dieser misslichen Lage nicht heraus.
Gray, Chris und Jeff verfolgten erblasst das Geschehen. Wie gebannt starrten sie auf den Monitor, der die Bilder von Liz’ Kamera übertrug. Im freien Fall verschwand Jennifer in der Dunkelheit und raste unaufhaltsam auf den Erdboden zu.
„Ich komme!“ Liz griff nach dem Trennkissen ihres Fallschirms, das durch zwei Kabelzüge mit den beiden Tragegurten verbunden war, und trennte mit einem kräftigen Ruck ihren Hauptschirm ab. Während der davonflog, befand Liz sich wieder im freien Fall. Sie änderte ihre Haltung in der Luft, presste die Arme gegen ihre Seiten und schloss ihre Beine, um den Widerstand zu verringern und sauste wie ein Pfeil auf ihre Freundin zu. Kurz bevor sie Jennifer erreichte, änderte sie ihre Haltung wieder. Um den Widerstand zu vergrößern, breitete sie ihre Arme und Beine aus und näherte sich auf diese Weise ihrer Freundin langsamer.
„Luftrettungsdienst eilt zu Hilfe!“, meinte Liz, doch Jennifer gab keine Antwort, sondern kämpfte immer noch verbissen mit den Leinen, die sich um ihren Körper geschlungen hatten, wie die Fangarme eines Kraken.
Mit einer Hand packte Liz ein Bein ihrer Partnerin und zog sie Stück für Stück zu sich heran. Sie arbeitete schnell. Sehr schnell. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie die verhedderten Leinen gelöst. Der Hauptschirm war nicht mehr zu gebrauchen. Stark verknotet würde er seinen Dienst auf diese Weise ganz sicher nicht tun können. Also zog Liz an Jennifers Stelle das Trennkissen, und der nutzlose Hauptschirm flatterte davon. Sie nahmen in der Luft wieder Abstand voneinander und zogen fast gleichzeitig an den Reservekissen an ihren linken Brustseiten, welche die Reservefallschirme auslösten. Endlich glitten sie langsam in Richtung Boden. Erleichtert lachte Liz leise und bestimmte: „Jetzt hab ich aber Einen gut bei dir, Jenny!“
„Meinetwegen auch hundert! Puh, das war knapp!“
Kreidebleich lehnte sich Chris in seinem Stuhl zurück und starrte vor sich hin, ohne wirklich etwas zu sehen. Er nahm an, dass sich seine Gesichtsfarbe, dem Farbton des Styropor-Kaffeebechers auf seinem Tisch angepasst haben musste. Jedenfalls fühlte es sich so an.
„Bist du in Ordnung?“, erkundigte Gray sich besorgt bei seinem Freund, nachdem er das Mikro leiser gestellt hatte. Doch der schüttelte nur mit dem Kopf und hob zum Beweis eine Hand, die heftig zitterte. „Warum drehst du draußen nicht eine Runde und gehst dir einen Kaffee holen … zur Beruhigung? Sie haben ja jetzt alles unter Kontrolle.“
Diesmal nickte Chris hektisch und verschwand rasch aus dem Überwachungsraum.
„Das war wirklich knapp. Zum Glück hat Liz einen kühlen Kopf bewahrt und die Situation gerettet“, ließ Jeff sich leise vernehmen. Auch ihm war anzuhören, dass ihn das eben Gesehene nicht unberührt ließ. Von dem Schrecken war seine Stimme ganz rau.
Gray räusperte sich und stellte das Mikro wieder lauter.
„Das habt ihr bestens gemeistert. Wie geht es euch?“, fragte er ruhig.
„Prima! Solche kleinen Einlagen sollten wir öfter machen. Das hebt den Adrenalinspiegel. Was meinst du, Jenny?“
„Also auf eine Wiederholung würde ich lieber verzichten“, meinte Jennifer.
Chris kehrte mit etwas mehr Farbe im Gesicht in den Raum zurück und stellte drei Tassen Kaffee auf den Tisch zwischen Grays und seinem eigenen Arbeitsplatz. Dann setzte er sich und atmete tief durch. „Geht es dir gut, Jennifer?“, fragte er sie leise übers Mikro.
„Ja. Alles bestens. Zum Glück war ich vor dem Start noch mal für kleine Mädchen, sonst hätte sich das eben erledigt“, kam ihre scherzhafte Antwort über Funk. Da schüttelte er den Kopf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Schweigend verfolgten sie die Ankunft der Frauen auf dem Boden.
Liz und Jennifer schafften es sogar bis ins geplante Landegebiet, was bei den Schwierigkeiten, mit denen sie in der Luft zu kämpfen hatten, eine hervorragende Leistung war. Sie landeten punktgenau auf einer kleinen Lichtung inmitten urwüchsiger Bäume und Gestrüpp. Ihre Landung wirkte wie aus dem Lehrbuch: Einfach perfekt.
Liz streifte die Gurte des Fallschirms von ihren Schultern, zog den Stoff zusammen und stopfte ihn in eine Erdhöhle. Dann bedeckte sie ihn zusätzlich mit
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