Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
gerade das Gelbe vom Ei.“
Bei der Erinnerung an den letzten Auftrag, den er und Chris überwachten und der fast gescheitert wäre, weil die sechs Soldaten seine ausdrücklichen Befehle nicht hundertprozentig befolgten, überlief Gray ein eisiger Schauer. Zwei von ihnen erlitten Verletzungen, die nicht hätten sein müssen, hätten sie sich in dem Moment zurückgezogen, als Gray es ihnen befahl. Doch sie mussten sich ja unbedingt auf eine Auseinandersetzung mit der zahlenmäßig weit überlegenen Leibwache des weltweit zur Fahndung ausgeschriebenen Drogenbarons Manuel Gomez einlassen. Und das, obwohl sie ihren Auftrag eigentlich schon ausgeführt hatten! Gomez war in ihrem Gewahrsam und musste nur noch in die Vereinigten Staaten überführt werden, damit ihm der Prozess wegen mehrfachen Mordes an Polizeibeamten und zweier Richter gemacht werden konnte. Nur um Haaresbreite entging das Team der Gefangennahme und schaffte es in angeschlagenem Zustand über die Grenze, glücklicherweise mit einem fest verschnürten Gomez im Gepäck.
Für das Special Forces Team mochten Gray und Chris auf den ersten Blick „nur“ einer nachrichtendienstlichen Spezialeinheit angehören, die Satellitenbilder auswertete, Karten sichtete und Angriffspläne erarbeitete. Dabei blieb es jedoch nicht. Selbst ehemalige Angehörige einer Special Forces Einsatztruppe, genau genommen der Truppe, deren Mitglieder als Einzige die Sicherheitseinstufung SFSU-IV besaßen, wussten sie Situationen hervorragend einzuschätzen und Lagen genau zu bewerten. Inzwischen besaßen sie sogar die Sicherheitseinstufung SFSU-V und hatten nur noch Lt. General Townsend als direkten Befehlshaber über sich, dem sie Rede und Antwort stehen mussten und der ihnen Befehle erteilen konnte.
Gray konnte nur hoffen, ihnen wurden diesmal vernünftigere Männer geschickt und keine Greenhorns, die gerade erst ihre Ausbildung hinter sich hatten und sich auf Teufel komm raus beweisen wollten.
„Sie sind gerade im Anflug, Gray.“
„Na, dann wollen wir sie mal willkommen heißen. Kommst du mit, oder soll ich allein das Empfangskomitee spielen?“
„Klar komme ich mit. Schließlich ist der erste Eindruck der entscheidende.“ Gemeinsam verließen sie den kleinen, quadratischen Raum, der als Kommandozentrale dieses Auftrags diente. Fremde hätten diesen Raum gut und gern als Abstellkammer bezeichnet, so vollgestellt war er mit dem großen Kartentisch in der Mitte, den Computern und Monitoren.
Die zwei Männer liefen einen von kaltem Neonlicht erhellten, langen Gang entlang, der aus dem Gebäude hinaus führte. Ein leichter Aufklärungs- und Kampfhubschrauber der US Army, ein OH-58 K IOWA , schwebte über ihre Köpfe hinweg, als sie ins Freie gelangten. Der Hubschrauber landete kurz darauf in einiger Entfernung auf der von mehreren Scheinwerfern hell erleuchteten, markierten Fläche. Die Tür wurde von innen aufgeschoben.
Abrupt blieben die Männer stehen und rissen überrascht die Augen auf. Eine Frau sprang aus dem Hubschrauber. Eine Frau in Kampfausrüstung! Verblüfft sahen sich die beiden Männer für einen Moment sprachlos an, um gleich darauf zu der weiblichen Person zu starren. Die Frau drehte sich um, sah ins Innere der Maschine und lachte plötzlich über etwas, das ihr Partner sagte, der sich noch immer im Hubschrauber befand. Es war Gray und Chris unmöglich, etwas von ihrem Gespräch mitzubekommen. Die von den Rotoren verursachten Geräusche waren einfach zu laut.
Gray stockte der Atem, als er die zweite Person sah, die nun ebenfalls aus dem Hubschrauber sprang. Das konnte unmöglich wahr sein!
Der Hubschrauber hob wieder ab und entfernte sich in raschem Tempo vom Stützpunkt, bis nur noch ein leises Brummen zu vernehmen war. Und noch immer starrte Gray sie an, vollkommen gebannt. Endlich fand er seine Sprache wieder und flüsterte fassungslos: „Liz?“ Jedoch nicht leise genug. Chris sah ihn erstaunt von der Seite her an.
„Du kennst sie? Woher?“
„Ich habe sie auf einer Dinnerparty bei ihrer Familie kennengelernt.“
Von Grays ungewöhnlichem Zusammentreffen mit einem widerspenstigen, respektlosen Wildfang hatte er bereits gehört. Und das auch nur, weil er seinen Freund ausgequetschte wie eine Zitrone sowie er bemerkte, dass Gray ein wenig zerstreut und unaufmerksam war. Für ihn absolut untypisch. Bisher hatte niemals etwas oder jemand es geschafft, seinen Partner von einem Job abzulenken.
Obwohl er ganz genau wusste, wie die Antwort lauten
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