Wie angelt man sich einen Daemon
uns in einem kirschroten Lotus gefolgt, einem Sportwagen, der Allies Herz offensichtlich schneller schlagen ließ. Meine Tochter verbrachte die restliche Fahrt damit, es sich auf dem Beifahrersitz bequem zu machen, Nadia bewundernde Blicke zuzuwerfen und mir ununterbrochen zu erklären, wie super doch der Lotus und wie cool Nadia sei und ob ich auch ein Schwert mit einer Scheide hätte, das ich mir so lässig über den Rücken hängen konnte.
Nicht weit von der Werkstatt gab es ein Lokal, das rund um die Uhr geöffnet hatte. Dort setzten wir uns an einen kleinen Tisch. Allie und ich bestellten Pfannkuchen mit Erdbeeren und Schlagsahne, während Nadia eine Tasse schwarzen Kaffee verlangte. Sie rauchte ununterbrochen, ohne auch nur im Geringsten auf das Rauchverbotszeichen und die wütenden Blicke der Bedienung zu achten.
Die Waffen hatte sie im Wagen gelassen – zumindest die sichtbaren. Trotzdem gewann ich den Eindruck, als ob die Bedienungen genau wüssten, wie gefährlich diese Frau werden konnte. Jedenfalls wagte es niemand, Nadia zu bitten, mit dem Rauchen aufzuhören.
»Dann erzählen Sie mir mal, was eigentlich los ist«, forderte sie mich auf. »Ihre Nachricht klang ja ziemlich kryptisch. Aber zumindest scheinen Sie zu wissen, was es mit Andramelech auf sich hat. Stimmt doch – oder?«
»Ja, nehme ich schon an«, erwiderte ich etwas vage, da ich nicht allzu viel verraten wollte. Mir ging es vor allem darum, Nadia ihre Informationen zu entlocken. Ich vertraute ihr zwar bis zu einem gewissen Grad, denn schließlich hatte sie Allie das Leben gerettet. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad.
»Viel können Sie allerdings nicht wissen«, meinte sie gelassen und blies einen Rauchkringel zur Decke. »Andramelech verschwand vor fünf Jahren plötzlich spurlos. Er wird offenbar gefangen gehalten. Das ist die einzige Erklärung, die es für sein Verschwinden gibt.«
»Stimmt«, sagte ich. »Und wir haben…«
»Den Ring!«, mischte sich Allie aufgeregt ein. »Er wird in König Salomons Ring gefangen gehalten.«
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, gab meiner Tochter unter dem Tisch aber rasch einen Tritt. Sie sah mich verwirrt und etwas empört an, und ich schüttelte leicht den Kopf. An ihrem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass sie noch immer nicht verstand, was ich von ihr wollte.
Nadia, die uns gegenübersaß, lachte. »Deine Mutter möchte das Ganze nicht so schnell angehen«, erklärte sie. »Ihr kennt mich noch nicht, und ich kenne euch auch nicht. Das ist eine höchst gefährliche Angelegenheit.«
»Aber Mami!«, rief Allie, die offensichtlich noch immer nicht begriff, worum es hier eigentlich ging. Ich hielt es für das Beste, erst einmal auf eine Erklärung zu verzichten. Wenn ich es mir recht überlegte, bezweifelte ich sowieso, dass ich bei meiner Tochter in diesem Fall viel hätte erreichen können. Dazu war sie viel zu sehr mit ihrer Schwärmerei für die Frau im schwarzen Leder beschäftigt.
»Es stimmt. Wir haben den Ring gefunden«, erklärte ich. Es war wohl das Beste, mich ins kalte Wasser zu stürzen. »Eric hatte ihn. Und ich habe ihn geerbt.«
Nadias Miene wirkte ausdruckslos. Sie blinzelte nicht einmal. Doch nach einem Moment nahm sie den Kaffeelöffel und begann, damit auf ihren Daumen zu klopfen. Falls das irgendetwas zu bedeuten hatte, so besaß ich wohl leider nicht genügend Einfühlungsvermögen, um es richtig zu interpretieren. Ich hatte keine Ahnung, was in diesem Moment in ihr vorging. Also entschloss ich mich zu warten, bis sie von allein mit der Sprache herausrückte.
»Es überrascht mich, dass ihn die Dämonen nicht mitgenommen haben, nachdem Eric tot war. Ich hatte keine Ahnung, dass der Ring bei Ihnen lag.«
»Ich auch nicht«, gab ich zu. »Wir haben ihn erst vor Kurzem auf unserem Dachboden entdeckt.«
»Verstehe. Sie wissen natürlich, dass man mit diesem Ring nicht spielen sollte. Als Wilson klar wurde, was er da in den Händen hielt, schickte er den Ring an Eric, bat mich aber, ihn ebenfalls im Auge zu behalten. Er wollte, dass ich mit Eric zusammenarbeite, um diesen verdammten Dämon endlich dingfest zu machen.«
»Und was ist passiert?«
Nadia lehnte sich auf der zerschlissenen Lederbank zurück. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir Ihr Mann vertraut hat, Kate.« Ihr Mundwinkel zuckte ein wenig, als sie mich scharf ansah. »Vielleicht dachte er, dass ich mehr von ihm wollte als nur den Ring.«
Für einen Moment verkrampfte sich mir der Magen. Am
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