Wie angelt man sich einen Daemon
liebsten hätte ich sie direkt gefragt, warum er so etwas hätte annehmen sollen.
Ich hätte gern gewusst, was zwischen den beiden vorgefallen war, worüber sie am Telefon gesprochen hatten und weshalb sie extra nach San Diablo gekommen war. Vor allem jedoch wollte ich erfahren, warum weder Eric noch David es für richtig gehalten hatten, mir von ihrem damaligen Besuch zu erzählen.
Bettys Andeutungen fielen mir wieder ein. Ich merkte, wie sich in meinem Hals ein Kloß bildete. Das Schlimmste wollte ich von meinem Mann nicht annehmen, und trotzdem gelang es mir nicht, die Zweifel und Ängste zu vertreiben, die immer wieder in mir aufstiegen.
Ich dachte daran, was David gesagt hatte. Er hatte mir erklärt, dass er Nadia nicht vertraut hatte. Warum nicht? War er ihr zu nahegekommen? Nahe genug, um sich dabei die Finger zu verbrennen?
»Wir sollten uns den Ring holen«, sagte sie. Sie sah nun auch Allie an. »Er muss unbedingt in den Vatikan gebracht werden. Nur auf heiligem Boden ist er sicher.« Sie lächelte meiner Tochter zu. »Bist du schon einmal in Rom gewesen? Es ist eine fantastische Stadt.«
»Mami?«
»Das geht nicht«, sagte ich zu Nadia. Meine Überlegungen führten zu nichts. Was auch immer zwischen Eric und Nadia geschehen sein mochte, war schon seit vielen Jahren vorbei – ganz gleich, wie sehr es mich auch verletzte oder welche Gründe Eric gehabt hatte, Nadia damals nichts von dem Ring zu erzählen. All das zählte jetzt nicht mehr. »Der Ring ist verschwunden.«
Sie blinzelte überrascht. »Was zum Teufel soll das heißen?«
»Sie waren doch dabei«, sagte ich mit ruhiger Stimme, obwohl ich innerlich vor Wut kochte. Mir war der verdammte Ring entgangen, und dabei wäre beinahe auch noch dieser Junge ums Leben gekommen. »Der Ring könnte überall sein.«
»Die Krähe«, meinte Nadia nachdenklich. »Wollen Sie mir damit sagen, dass sich die verdammte Krähe den Ring geschnappt hat?«
»Wir sind in diese Gasse gefahren, weil wir uns den Ring zurückholen wollten«, erklärte Allie. »Es ist alles meine Schuld. Ich habe ihn in die Schule mitgenommen, und dort wurde er mir gestohlen.« Sie erzählte Nadia die Geschichte, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
»Hör auf zu weinen«, sagte Nadia kalt. »Über deine Fehler darfst du nie weinen. Du musst sie beheben, aber nicht darüber weinen.«
»Das wollten wir doch gerade tun«, meinte Allie und schniefte. »Deshalb sind wir heute Nacht dorthin gefahren. Wir wollten versuchen, uns den Ring zurückzuholen.«
»Wie es so aussieht, hat es aber nicht funktioniert«, entgegnete sie und sah mich forsch an.
»Allie lebt«, erklärte ich. »Und der Junge auch. Zumindest für den Moment betrachte ich das durchaus als einen Sieg.«
»Das ist totaler Bullshit, und das wissen Sie auch. Wir werden nur einen Sieg davontragen, wenn wir Andramelechs Gefolgsleute davon abhalten können, ihn und die anderen Dämonen zu befreien. Ich habe fast mein ganzes Leben damit verbracht, gegen diesen Dämon zu kämpfen. Und nur durch Ihre Unfähigkeit stehe ich jetzt vielleicht wieder ganz am Anfang.« Sie holte tief Luft. »Man wird ihn befreien, Crowe. Begreifen Sie, was das heißt? Ist Ihnen überhaupt klar, mit welcher Art von Dämon wir es hier zu tun haben?«
Ich konnte ihr versichern, dass mir das durchaus bewusst war.
»Verdammt noch mal«, sagte sie und schlug mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass Teller und Besteck laut klirrten.
»Und jetzt?«, fragte Allie. »Jetzt werden die Dämonen doch bestimmt San Diablo verlassen. Schließlich haben sie den Ring.«
»Das ist ziemlich wahrscheinlich«, meinte ich. »Warum sollten sie in einer Stadt bleiben, in der es von Jägern nur so wimmelt?«
»Es sei denn, sie brauchen die Stadt«, gab Nadia zu bedenken.
Etwas in ihrer Stimmt signalisierte mir, dass sie mehr wusste. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Es gibt ein Ritual«, erwiderte sie. »Um die Dämonen zu befreien.«
»Und dafür brauchen sie etwas von hier«, fügte ich hinzu, da ich begriff, worauf sie hinauswollte. »Etwas aus San Diablo.«
»Das Ritual, um die Dämonen zu befreien, muss hier stattfinden«, erklärte sie.
»Wo?«
»Ich weiß nicht«, gab sie zu. »Jedenfalls nicht genau. Aber ich habe einige Aufzeichnungen. Vielleicht könnte uns Ihr alimentatore damit helfen. Was meinen Sie?«
»Wir fahren auf der Stelle zu ihm«, erwiderte ich und gab der Kellnerin ein Zeichen, dass wir zahlen wollten.
»Gut.« Nadia stand auf und
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