Wie angelt man sich einen Daemon
streckte sich. Ihre Brüste drängten dabei gegen das weiche Leder ihres Oberteils. Jeder Mann im Lokal machte einen langen Hals, um einen besseren Blick auf sie werfen zu können.
Nadia achtete jedoch nicht darauf, sondern richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich. »Wir haben noch eine letzte Möglichkeit, den Ring an uns zu bringen, ehe Andramelech von seinen Gefolgsleuten aus dem Stein befreit wird«, sagte sie und sah mich scharf an. »Und diesmal sollte es besser klappen. Verstanden?«
Nachdem wir Father Ben aufgeweckt und ihm von den neuesten Entwicklungen erzählt hatten und danach erschöpft nach Hause gefahren waren, zeigte die Uhr beinahe vier. Nadia bestand darauf, in einem Motel zu übernachten. Aber da es bereits in wenigen Stunden wieder hell würde, hielt ich das für völlig unnötig.
»Bleiben Sie hier«, lud ich sie ein. »Sie können auf der Couch in Stuarts Arbeitszimmer schlafen. Und sobald das Haus leer ist, setzen wir uns noch einmal zusammen.«
Father Ben hatte versprochen, sich Nadias Aufzeichnungen anzusehen. Vielleicht würde er bereits etwas entdeckt haben, wenn wir wieder wach waren.
Ich klebte für Stuart eine Notiz an den Badezimmerspiegel und erklärte ihm, dass eine alte Freundin ganz unerwartet letzte Nacht bei uns aufgetaucht sei und nun in seinem Arbeitszimmer auf dem Sofa schliefe. Ich bat ihn, Timmy ausnahmsweise für mich in die Kindertagesstätte zu bringen und mich schlafen zu lassen.
Zum Glück wunderte sich mein Mann weder über den unerwarteten Gast noch über meine Bitte, unseren Sohn in den Kindergarten zu bringen. Ihm fiel jedoch der Lotus auf, der in unserer Garage an jener Stelle stand, an der normalerweise unser Minivan geparkt war. Auf dem Zettel, den er mir hinterließ und den er an die Mikrowelle klebte, befand sich ein Pfeil Richtung Garage und dazu ein großes Ausrufezeichen.
Ich grinste. Zum Glück hatte mein Mann wirklich wenig Ahnung, was hier alles so vor sich ging.
Eine herrliche Stunde lang hatte ich das Haus für mich allein. Erst dann regte sich Leben. Eddie kehrte von seinem morgendlichen Spaziergang zurück und zeigte mit dem Daumen Richtung Garage, als er mich sah. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. Ich wollte ihm gerade erzählen, was vorgefallen war, als Nadia in die Küche kam. Sie trug ein T-Shirt, das so tief ausgeschnitten war, dass man es schon kaum mehr als jugendfrei bezeichnen konnte. Dazu hatte sie schwarze Leggings gewählt, die wirklich nichts mehr der Fantasie überließen.
Ich muss zugeben, dass ich trotzdem beeindruckt war. Nadia war vermutlich nur etwa vier oder fünf Jahre jünger als ich. Doch im Gegensatz zu mir hatte diese Frau sicher keinerlei Probleme, ein Kleid zu finden, in das sie sich nicht hineinzwängen musste.
Ich betrachtete meine weite schwarze Trainingshose und das ausgeleierte T-Shirt, das ich trug. Dann warf ich auch noch einen raschen unzufriedenen Blick auf meine unlackierten Zehennägel und schwor mir, mir bald einen neuen Schlafanzug zu gönnen und mal wieder zur Maniküre zu gehen. Strähnchen wären wahrscheinlich auch keine schlechte Idee, wenn ich es mir recht überlegte.
»Oh, Mann«, sagte Nadia und streckte sich, so dass ihr T-Shirt noch mehr enthüllte. »Was für eine Nacht. Danke, dass ich hier mein Zelt aufschlagen durfte. Ich glaube, jetzt bin ich wieder fit.«
»Sieht mir jedenfalls ziemlich danach aus«, meinte Eddie, der hinter der offenen Kühlschranktür hervorblickte.
Sie achtete nicht auf ihn, sondern sah mich nur fragend an. »Wer ist das denn?«
»Das ist Eddie Lohmann«, antwortete ich.
»Ohne Scheiß?« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Ich habe schon viel über Sie gehört. Freut mich zu sehen, dass Sie noch am Leben sind. Obwohl…« Sie brach ab und zuckte mit den Achseln. »Na ja, ist ja sonst wohl eher ‘ne friedliche Gegend hier.«
Eddie gab ein unhöfliches Schnauben von sich und steckte den Kopf wieder in den Kühlschrank. Offensichtlich hatte er keine Lust, diese Unterhaltung fortzusetzen.
Allie, die nur wenige Stunden zuvor ins Bett gegangen war, wankte schlaftrunken in die Küche. Sie musterte Nadia trotzdem bewundernd von Kopf bis Fuß, was mich ziemlich nervös machte. Dann wandte sie sich mir zu. »Ich bin spät für die Schule dran.«
»Ich dachte, du könntest heute zur Abwechslung mal zu Hause bleiben«, entgegnete ich und fühlte mich dabei mehr als großmütig.
»Das kann ich ganz und gar nicht«, antwortete sie gereizt, was nicht gerade der
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