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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ziemlich schwer werden, plausibel zu erklären, warum ich in einer dunklen kalifornischen Gasse mit einer mittelalterlichen Waffe herumlief.
    Ich stieg so leise wie möglich aus. Als ich mich etwa zehn Schritte von unserem Wagen entfernt befand, brach plötzlich die Hölle los. Der Dürre stürzte sich auf Tyrone. Sein Körper glühte blutrot, als sein wahres dämonisches Wesen hervorbrach. Tyrone schrie entsetzt auf, und ich rannte los – wild entschlossen, sowohl das Leben dieses Jungen zu retten, als auch den Ring wieder an mich zu bringen.
    Hinter mir erschütterte ein lautes Krachen die Gasse. Ein metallisches Kratzen folgte und dann ein Knurren und lautes Geschrei. Ich drehte mich um und erstarrte fast bei dem Anblick, der sich mir bot. Ein Höllenhund stand auf unserem Auto und schlug mit der Pfote gegen die Windschutzscheibe, bis das Glas zerbrach.
    Im Inneren schrie meine Tochter. Sie hatte die Armbrust gepackt und hielt sie so, dass sie jederzeit losschießen konnte.
    Fürs Erste vergaß ich den Ring und Tyrone und rannte zu Allie zurück. Nachdem die Kreatur ein großes Loch in die Scheibe gebrochen hatte, versuchte sie, sich durch dieses ins Auto zu drängen.
    »Allie!«, brüllte ich. »Schieß! Schieß!« Das tat sie auch, doch der Schuss verfehlte sein Ziel. Der Pfeil berührte den Höllenhund kaum, der durch diesen Angriff nur noch wütender wurde.
    Er drängte mit erneutem Elan durch die Scheibe. In diesem Moment sprang plötzlich jemand von der Feuerleiter des gegenüberliegenden Hauses auf meinen Wagen. Es war eine Frau – groß, schlank und in schwarzes Leder gekleidet.
    Sie zog aus einer Scheide, die ihr über dem Rücken hing, ein Schwert. Die Klinge glitzerte im Mondlicht, ehe die Frau die Waffe in den Höllenhund rammte.
    »Los!«, rief sie. »Ich kümmere mich um die Kleine! Der Dämon darf nicht entkommen!«
    Ich zögerte noch einen Moment. Sie zog das Schwert aus dem Tier und rammte es ihm dann in den Schädel. Ein unmenschliches Jaulen erfüllte die Luft, und die Kreatur verschied. Der Körper wurde in einen wirbelnden Höllenstrudel gerissen. Nur ein Fleck schimmernder Flüssigkeit blieb zurück.
    Am anderen Ende der Gasse trat der Dämon Tyrone gerade in den Unterleib und warf ihn zu Boden. Er schnappte sich den Ring und hielt ihn in die Höhe. Sein Körper war auf einmal regungslos. Ich holte mit dem Messer aus. Mein Ziel war sein linkes Auge. Entschlossen warf ich die Waffe. Sie flog pfeilgerade auf den Dämon zu und landete mit einem zischenden Geräusch in seinem Auge, als eine pechschwarze Krähe am Nachthimmel erschien und sich den Ring mit dem Schnabel schnappte.
    Der Dämon wurde in den Äther gesogen, und seine menschliche Hülle blieb leblos auf der Erde zurück. Tyrone gab ein unverständliches Grunzen von sich und verschwand dann mit einem panischen Gesichtsausdruck in der Nacht. Der Ring hingegen verlor sich im dunklen Himmel.
    Ich holte tief Luft und versuchte, nicht die Nerven zu verlieren. Die Dämonen hatten den Ring in ihre Gewalt gebracht. Andramelech würde befreit werden. Und soweit ich das wusste, gab es jetzt nichts mehr, was ich noch dagegen hätte tun können.
    In diesem Moment machte ich mir allerdings vor allem um meine Tochter Sorgen. Ich eilte zu ihr zurück und sah, dass sie auf dem Bürgersteig saß. Sie schien unter Schock zu stehen, während sich die geheimnisvolle Frau über sie beugte, das Schwert noch immer in der Hand.
    Ich ließ mich neben Allie nieder und zog sie an mich. Zärtlich gab ich ihr einen Kuss auf die Haare und musterte sie eingehend, um sicherzugehen, dass es ihr zumindest körperlich gut ging. Dann blickte ich auf. Ihre Retterin stand noch immer an derselben Stelle und beobachtete uns mit ausdrucksloser Miene.
    »Nadia Aiken?«, fragte ich.
    »Genau«, antwortete sie und schob das Schwert in die Scheide zurück.

 
    »Und Sie sind Katherine Crowe«, sagte Nadia.
    »Katherine Connor«, verbesserte ich sie.
    »Oh, ja. Stimmt.« Sie beugte sich vor, um ein schmales Zigarettenetui aus ihrem hohen Stiefelschaft zu ziehen, aus dem sie eine selbst gedrehte Zigarette herausholte. Dann bot sie mir eine an und schließlich Allie. Ich lehnte für uns beide dankend ab.
    Instinktiv zog ich meine Tochter wieder an mich, strich ihr über das Haar und wünschte mir nichts mehr, als die schlimmen Eindrücke, die ihr auf der Seele lasten mussten, verschwinden lassen zu können. »Danke«, sagte ich zu Nadia. »Wenn Sie nicht rechtzeitig eingegriffen

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