Wie angelt man sich einen Daemon
hätten…« Ich brach ab, da ich nicht einmal daran denken wollte, was alles hätte passieren können.
Nadia zuckte die Schultern und zündete sich die Zigarette an. »Ich war zum Glück rechtzeitig da«, entgegnete sie. Der Rauch strömte ihr lässig aus der Nase. Sie blickte von Allie zu mir. »Kommen Sie, Crowe«, meinte sie. »Verschwinden wir von hier und setzen uns irgendwohin, wo wir in Ruhe sprechen können.«
»Geben Sie uns eine Minute«, sagte ich und hielt Allie noch immer fest.
Nadia gab Allie mit ihrer Fußspitze einen sanften Tritt gegen die Turnschuhe. »Nun komm schon! Reiß dich zusammen, Kleine. Wenn du jedes Mal zusammenbrichst, nur weil etwas nicht so läuft, wie es das sollte, wirst du nie eine gute Jägerin.«
»Sie ist keine Jägerin.«
»Das sage ich doch gerade«, entgegnete Nadia.
Allie richtete sich auf und löste sich aus meiner Umarmung. »Es geht mir gut, Mami«, erklärte sie entschlossen. Sie blickte zu Nadia auf. »Und ich breche bestimmt nicht zusammen.«
»Umso besser, Kleine.« Nadia streckte Allie die Hand entgegen und zog sie auf die Füße. Ich durfte natürlich allein aufstehen.
»Warum sind Sie hier?«, wollte Allie wissen. Ich war ziemlich stolz auf sie. Sie hatte sich schnell wieder gefangen und ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie der Höllenhund in Wahrheit schockiert haben musste. Insgeheim wusste ich natürlich, dass ihre Reaktion auf Nadias kleine Stichelei für eine Jugendliche typisch war. Aber das änderte nichts an der Tatsache: Meine Tochter war wirklich ziemlich widerstandsfähig.
Auch wenn mir Nadias ganz und gar nicht mütterliche Art widerstrebte, so musste ich doch zugeben, dass sie recht hatte. Allie mochte zwar noch keine Jägerin sein – und würde das vielleicht auch niemals werden –, aber sie befand sich mitten im Geschehen. Ein Zusammenbruch war ein Luxus, den sich nur die Toten leisten konnten.
»Ich hatte Ihre Nachricht bekommen«, erklärte mir Nadia. »Ich war gerade in L. A. und hielt es für das Klügste, gleich bei Ihnen vorbeizuschauen, um in Erfahrung zu bringen, was Sie von mir wollen.« Sie sah mich aufmerksam an. »Ich bin verdammt froh, das offensichtlich genau zum richtigen Zeitpunkt getan zu haben.«
»Ich auch«, erwiderte ich. »Aber wie haben Sie uns gefunden?«
»Ich bin an Ihrem Haus vorbeigefahren«, antwortete sie. »Dort habe ich gesehen, wie Sie aus der Garage kamen, und hielt ich es für das Beste, Ihnen zu folgen. Ich wollte Sie ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen und sicherstellen, dass Sie mich in keine Falle locken wollen – Sie wissen schon.«
»Warum sollten wir das tun?«, fragte Allie.
Sie tat wieder einen Zug an ihrer Zigarette. »Keine Ahnung, Schätzchen. Aber ich lebe schon seit vielen Jahren im Untergrund. Und jeder, dem ich diese Telefonnummer irgendwann einmal gegeben habe, ist inzwischen tot.«
Allie blickte mich an, als ob sie eine Erklärung erwarten würde. Ich hatte jedoch keine auf Lager. Stattdessen fragte ich Nadia: »Und wieso haben Sie diesen Anrufdienst nicht schon lange gekündigt?«
»Wenn ich das getan hätte, wären Sie nie mit mir in Kontakt gekommen«, gab sie zu bedenken. Sie ließ die Zigarette fallen und trat sie mit dem Fuß aus. Vor uns kamen zwei Burschen im College-Alter aus der Hintertür der Dime Box. Ihr Gelächter klang aufgekratzt und betrunken. Nadia beobachtete die beiden kühl. Als sie die Frau in Leder erblickten, stießen sie einen leisen, anerkennenden Pfiff aus. Sie lächelte süßlich und zeigte ihnen dann den Stinkefinger, ehe sie sich wieder Allie und mir zuwandte.
»Lasst uns von hier verschwinden.«
Ich überlegte, was ich mit dem Wagen anfangen sollte. Vermutlich war es das Beste, ihn gar nicht erst nach Hause zu fahren. Falls Stuart auffallen sollte, dass er fehlte, konnte ich noch immer behaupten, dass auf einmal der Tank leer gewesen war, als ich für Timmy im Nachtsupermarkt noch Hustenmedizin holen wollte. Es war zwar keine besonders elegante Lüge, aber sie würde zumindest funktionieren.
Sobald Stuart allerdings die eingeschlagene Windschutzscheibe bemerkte, würde das nach einer plausibleren Geschichte verlangen.
Ich entschloss mich, den Wagen vor der Autowerkstatt zu parken, in der wir vor einem Jahr eine kleinere Reparatur hatten machen lassen. Ich schloss ab, schrieb eine Notiz und wickelte den Autoschlüssel in das Blatt Papier. Beides warf ich in den Briefkasten der Werkstatt und ging dann mit Allie zu Nadias Wagen.
Sie war
Weitere Kostenlose Bücher