Wie angelt man sich einen Daemon
dem Bild, das mir Allie gezeigt hatte, waren auch seine Arme über dem Kopf an irgendetwas festgebunden, was ich jedoch in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Seine Füße schwebten über dem Sargdeckel. Blut tropfte von seinen Zehen in einen goldenen Kelch, in dem der Ring lag.
Ich klammerte mich an die Wände der Nische, da ich befürchtete, nicht an mich halten zu können und sofort loszustürmen. Doch so sehr ich David auch befreien wollte, wusste ich doch, dass ich es mir nicht leisten konnte, dabei selbst gefangen genommen zu werden.
Davids Lider flatterten schwach. Ich sah ihm in die Augen und hielt den Atem an. Er hatte mich gesehen, blieb aber völlig regungslos und tat nichts, was mich hätte verraten können. In seinen Augen konnte ich deutlich die Angst erkennen, die er empfand. Was mich dabei am tiefsten traf, war die Erkenntnis, dass diese Angst nicht ihm, sondern vor allem mir galt.
Ich liebe dich, dachte ich und hoffte inbrünstig, dass er mich hören konnte. Ich werde dich hier herausholen. Eingehend begutachtete ich den Grabraum. Ich wollte sehen, ob derjenige, der ihn gefangen genommen hatte, auch anwesend war. Falls das Zeremoniell noch nicht angefangen hatte… Falls sich nur David und der Ring im Mausoleum befanden…
Doch in diesem Moment nahm ich eine Bewegung in einer dunklen Ecke des Raums wahr. Etwas rührte sich in der undurchdringlichen Finsternis. Da trat auch schon eine Gestalt in einem schwarzen Umhang in den immer schwächer werdenden Lichtstrahl.
Sie hielt für einen Moment inne. Dann drehte sie ihren Kopf, und das Licht erhellte ihre Gesichtszüge.
Nadia.
Ich blieb regungslos stehen. Doch es nützte mir nichts. Sie blickte mir direkt in die Augen und lächelte kalt.
»Kate!«, ächzte David. »Lauf!«
Ehe ich jedoch reagieren konnte, wurden mir bereits die Arme nach hinten gerissen. Neben mir standen zwei bullige Dämonen, die mich unsanft vorwärtsstießen. Wie sich herausstellte, war die Nische nur der Vorraum eines versteckten Eingangs gewesen. Ich war den Dämonen also direkt in die Falle gegangen.
Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien. Aber die Kreaturen, die mich gepackt hielten, waren bärenstark. Ich schlug mit dem Kopf ruckartig nach hinten, so dass ich einen der beiden mit voller Wucht an der Nase erwischte und sie ihm eigentlich hätte brechen müssen. Aber er zuckte nicht einmal zurück.
Ich wurde von diesen zwei Dämonen festgehalten und konnte nichts tun. Ich konnte nur dastehen und vor Zorn und Verzweiflung beben, während sie mich an den Beinen fesselten.
»Du widerst mich an«, zischte ich hasserfüllt, während mir die Dämonen einen weiteren Stoß versetzten und mich so bis zum Eingangstor drängten. Ich blickte Nadia nun direkt ins Gesicht. »Du kennst nichts anderes als schmutzige Lügen. Hast du überhaupt für die Forza gearbeitet? Oder hast du von Anfang an für Andramelech die Dreckarbeit erledigt?«
»Mach dir nicht die Mühe, mich zu beleidigen. Ich habe für diese Organisation mehr als einmal den Kopf hingehalten. Und was war der Lohn?«, fragte sie höhnisch. »Ich wurde gejagt und verfolgt. Jahrelang musste ich mich ohne jede Hilfe durchschlagen und für die Forza die Dreckarbeit erledigen. Und was bekam ich dafür? Nichts, rein gar nichts. Ich besitze immer noch nur eine miese, kleine Reisetasche voller Erinnerungen.«
»Und deshalb hast du geglaubt, dich mit einem Dämon einlassen zu dürfen? Warum hast du nicht einfach aufgehört? Warum hast du nicht einen winzigen Bikini oder ein knallrotes enges Kleid angezogen und bist tanzen gegangen? Auch das Strandleben in Mexiko hätte dir sicher gefallen. Alles wäre jedenfalls besser gewesen, als sich mit den Mächten der Dunkelheit zu verbünden!«
»Mit den Mächten der Dunkelheit? Klingt etwas dramatisch – findest du nicht?«
»Nein, ganz und gar nicht«, entgegnete ich und riss meine Arme hoch, da ich hoffte, dass meine Wächter vielleicht vergessen hatten, aufzupassen. Leider war dem nicht so. Ich saß noch immer in der Falle und konnte mich kaum rühren.
»Du willst es wissen? Du willst wirklich wissen, warum ich die Seiten gewechselt habe? Der Macht wegen«, sagte sie. »Es ist eine Macht, es sind Kräfte, die man sich kaum vorstellen kann. Warte, ich gebe dir eine kleine Kostprobe davon, was es heißt, sich mit Dämonen einzulassen.«
Damit löste sie sich in Luft auf.
Ich blinzelte, ehe ich begriff, was passiert war. Einer jener Dämonen, die dem gefangenen Andramelech so
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