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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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oben kam, hatte Allie bereits ihr Bad beendet und sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Ich fand, dass wir noch einmal eine Stärkung gebrauchen könnten, und ging in die Küche, wo ich Milch und Oreos holte. Ich stellte alles auf ein Tablett und balancierte dieses vorsichtig die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Offensichtlich achteten wir beide heute nicht auf unsere Linie.
    Meine Tochter saß auf ihrem Bett. Sie hatte die Knie angezogen und hielt ihren heiß geliebten Stofftiger in den Armen. Diesmal lauschte sie weder ihrem iPod noch plärrte die Stereoanlage. Sie saß einfach nur da und drückte TigTig an sich – meine Tochter, die nie aufgehört hatte, sich zu bewegen, seit sie zum ersten Mal in meinem Bauch gestrampelt hatte.
    Dieser Anblick brach mir fast das Herz.
    »Allie, Liebling. Wie fühlst du dich?«
    Sie zuckte bedrückt mit den Achseln, und ich stellte das Tablett vorsichtig ans Bettende, um mich dann neben sie zu setzen.
    »Ich habe dir deine Lieblingskekse gebracht«, sagte ich.
    »Wenn die Werbung stimmt, machen Oreos doch angeblich alles besser.«
    Sie zog den Mundwinkel leicht nach oben und legte den Kopf zur Seite, um mich anzusehen. »Helfen sie auch, wenn man sich idiotisch benommen hat?«
    »Du hast dich nicht idiotisch benommen«, erwiderte ich. »Du bist jung und neugierig, aber du bist nie und nimmer idiotisch.«
    »Vielleicht.«
    Ich setzte mich näher zu ihr und drückte sie an meine Brust. »Ich will nichts von ›idiotisch‹ hören«, sagte ich. »Schließlich sprichst du hier über meine wunderbare Tochter. Verstanden?«
    »Ma-ma!« maulte sie in einem besonders genervten Tonfall, der mir zeigte, dass es die Allie, die ich kannte, noch immer gab. Sie versteckte sich nur gerade hinter dem verängstigten Teenager vor mir.
    »Hör auf mit deinem Mami-Gestöhne«, entgegnete ich. »Ich liebe dich, selbst wenn du idiotisch sein kannst. Das weißt du, nicht wahr?«
    Sie versetzte mir einen leichten Schlag mit TigTig, musste allerdings auch lächeln.
    Dieses Lächeln verschwand jedoch genauso rasch wieder, wie es erschienen war. »Du hast mich doch angelogen, nicht wahr? Vorher, meine ich.«
    Ich runzelte die Stirn. Ich wusste nicht, worauf sie anspielte. Wir hatten bereits ausführlich über meine Schwindelei gesprochen, so dass ich annahm, dass sie auf etwas Neues hinauswollte. Aber ich hatte keine Ahnung, worauf.
    »Ich meine das Versprechen«, erklärte sie nun. »Was du gesagt hast über den Tod. Dass du mir versprichst, nicht zu sterben.«
    Tausend kleine Messer fuhren mir ins Herz, und Tränen stiegen mir in die Augen.
    »Ich kann jederzeit mit der Jagd aufhören, Allie«, erklärte ich und nahm ihre Hände in die meinen. »Wenn du Angst hast, kann ich auf der Stelle aufhören.« Auch das wäre zwar ein Versprechen, aber ich hatte vor, es dann auch zu halten. Es würde mir schwerfallen, denn in der kurzen Zeit, seit ich wieder im aktiven Dienst war, hatte ich begriffen, wie sehr das Jagen zu mir gehörte. Aber ich würde es tun. Für meine Kinder würde ich alles aufgeben.
    Sie rutschte auf ihrem Bett hin und her, streckte die Beine aus und wandte sich dann wieder mir zu. In ihren Augen konnte ich ein Funkeln sehen, als ob sie mein Angebot überdenken würde.
    »Es wird immer welche geben – oder?«
    »Du meinst Dämonen? Ja, die werden leider nicht so einfach verschwinden.«
    »Und sie würden vielleicht auch nicht wissen, dass du aufgehört hast. Ich meine, vielleicht glauben sie dann immer noch, dass du sie jagst oder so.«
    »Ja, könnte sein.«
    »Ich habe mir gedacht, dass du eigentlich so etwas Ähnliches wie ein Cop oder wie Angies Vater bist.«
    »Ja, das trifft es in etwa«, erwiderte ich. Allies Freundin Angie hatte einen Vater beim Militär. »Aber ein Risiko wird immer bleiben, Allie. Im Leben gibt es keine Garantien, und ich hätte dir nicht versprechen sollen, nicht zu sterben. So ein Versprechen darf man nicht geben. Schließlich weiß ich nicht, ob ich es halten kann.«
    Sie nickte unsicher und zog TigTig an sich.
    »Und was ist mit diesem Zeugs? Nimmst du das mit, wenn du gegen Dämonen kämpfst?«
    »Welches Zeugs?«, fragte ich, da ich nicht wusste, was sie meinte.
    »Dieser Staub«, erklärte sie. »Dieses Säckchen mit Staub oben auf dem Speicher.«
    »Oh, das. Nein«, erwiderte ich und schüttelte den Kopf. »Nein, das nehme ich nicht mit.«
    »Wieso nicht? Wenn du verletzt wirst… Ich meine, jemand könnte… Du weißt schon…« Sie kam ins Stocken.

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