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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zu und senkte die Stimme, so dass sie kaum lauter als ein Flüstern klang. »In diesem Dorf waren alle Kinder grausam getötet worden«, fügte er hinzu.
    Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken, und ich musste unwillkürlich an meine Kinder denken. »Wurde Allie deshalb angegriffen? Befinden sich jetzt vielleicht die Kinder von San Diablo in Gefahr?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Father Ben. »Außer dem Angriff auf Allie hat es allerdings in San Diablo bisher nichts Ungewöhnliches im Zusammenhang mit Kindern gegeben.« Er zeigte auf sein Polizeifunkradio, das auf einer Kommode stand. Father Ben hatte es sich als eines der ersten Dinge angeschafft, als er von Padre Corletti überraschenderweise zum alimentatore ernannt worden war.
    »Ich glaube, dass man Allie angegriffen hat, weil sie deine Tochter ist«, gab David zu bedenken. »Wenn die Dämonen wirklich etwas im Schilde führen, macht es Sinn, wenn sie versuchen, dich zu verunsichern.«
    »Und da gibt es keine bessere Art und Weise, als meine Kinder anzugreifen.«
    »Ganz genau.« Father Ben nickte.
    »Womit wir wieder am Anfang wären«, erklärte ich. »Wir müssen endlich herausfinden, worum es bei dieser ganzen Sache geht. Und wir müssen sie beenden.« Ich sah den Priester an. »Also, fahren Sie bitte fort. Was stand in den Aufzeichnungen, die Padre Corletti gefunden hat?«
    »Offenbar hat Andramelech schon damals die Absicht gehabt, eine eigene Armee zu rekrutieren. In dem Text heißt es nämlich, dass er sein Heer durch Öffnung der ›Kerker des Königs‹ aus seinen gefangenen Anhängern formieren wollte.«
    »Aha«, erwiderte ich, da ich nicht verstand, was das bedeuten könnte. »Und was soll das heißen?«
    »Leider wissen wir das noch nicht«, gab Father Ben widerstrebend zu. »Unsere Spezialisten in Rom beschäftigen sich jetzt eingehend mit dem Text und hoffen, vielleicht noch einen zweiten Hinweis zu finden. Irgendetwas, was uns weiterhelfen könnte.«
    »Und in der Zwischenzeit gehen wir weiter auf Patrouille«, meinte ich. »Wir werden versuchen, neue Dämonen aufzuspüren, und ihnen das Leben so schwer wie möglich machen.« Das war zwar keine befriedigende Lösung, aber zumindest konnte ich so meine Stärken zum Einsatz bringen. Nachforschungen hatten nie dazugehört. Im Gegensatz zu Eric hatte ich immer dazu tendiert, jegliche Vernunft in den Wind zu schlagen und einfach drauflos zu stürmen. Auch diesmal verhielt sich das nicht anders. So sehr ich eine Antwort, eine Erklärung verlangte, so sehr brannte ich doch auch darauf, einen Dämon in Grund und Boden zu prügeln. Wenn irgendjemand es wagte, meinen Kindern etwas anzutun, war das erst einmal die einzige Reaktion, zu der ich fähig war.
    »Für mich klingt das ganz so, als ob Andramelech versucht hätte, Dämonen zu befreien, die irgendwo gefangen gehalten wurden oder auch noch werden«, sagte David.
    »Die Kerker des Königs«, meinte ich nachdenklich. »Jeder Dämon, den er daraus befreit, würde doch sicher mehr als bereit sein, ihn zu unterstützen – oder?«
    »Höchstwahrscheinlich schon«, erwiderte David. »Vielleicht hat er ja versucht, andere Dämonen zu befreien, und wurde dabei selbst gefangen genommen.«
    »Aber das Ganze muss sich schon vor sechshundert Jahren oder so abgespielt haben. Allmählich müsste er doch die Hoffnung aufgeben.«
    »Für einen Dämon bedeutet Zeit nicht dasselbe wie für uns«, erinnerte mich David. »Und falls er auch noch einige Jahrhunderte lang körperlos existierte, kann er lange gebraucht haben, um die gefangenen Dämonen ausfindig zu machen und dann zu versuchen, sie zu befreien.«
    »Stimmt«, sagte ich, auch wenn ich nicht ganz davon überzeugt war.
    »Ich finde, das klingt recht plausibel«, meinte auch Father Ben.
    »Aber was hat das alles mit unserer Stadt, mit San Diablo zu tun?«, protestierte ich. »In Kalifornien gibt es keine Könige.«
    »Vielleicht ist dieser Hinweis ja auch metaphorisch zu verstehen«, meinte Father Ben. »Christus war zum Beispiel König.«
    »Vielleicht geht es ja um eine Christus-Reliquie«, sagte ich und überlegte. Die Idee kam mir gar nicht so abwegig vor. »Aber so etwas gibt es doch nicht in St. Mary. Oder etwa doch?«
    »Jedenfalls steht nichts davon auf unseren Listen«, antwortete Father Ben lächelnd. »Und ich bezweifle auch, dass wir eine so wertvolle Reliquie besitzen.«
    »Vielleicht ein Stück des Kreuzes?«, schlug ich vor. »Es ist doch durchaus möglich, dass so etwas bis zu uns

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