Wie angelt man sich einen Daemon
eigentlich meine Vierzehnjährige hätte sein sollen.
Ich hatte die letzten vierzehn Jahre damit verbracht, meine Tochter zu beschützen, und trotzdem befand sie sich nun immer wieder in Gefahr – ganz einfach, weil sie meine Tochter war. Da konnte ich nur hoffen, dass ich mich richtig entschied, wenn ich weiterhin Dämonen jagte und außerdem Allie trainierte.
Ich war mir sicher, dass Gott meine Tochter schützte. Aber wenn sie dann auch noch wusste, wie man Messer warf und damit traf… Es war schließlich niemals falsch, auf alle Situationen vorbereitet zu sein.
»Ich will endlich ein paar Antworten auf unsere Fragen«, verlangte ich. Zum Glück gelang es mir, die Wut und die Angst, die ich verspürte, nicht durchklingen zu lassen. »Dieses Monster hat meine Tochter angegriffen! Falls ihr irgendetwas…« Meine Stimme klang nun doch schrill, und ich versuchte, mich zu beruhigen. »Wenn ihr irgendetwas passiert wäre, dann hätte ich…«
Ich schloss die Augen, denn ich wollte nicht einmal daran denken. David, der neben mir saß, nahm meine Hand und drückte sie sanft. Ich erwiderte den Druck. Es tat gut, seine Anwesenheit und seine Stärke zu spüren. »Wir werden es zusammen herausfinden«, versicherte er mir. »Und wir werden alles tun, um sie zu beschützen.«
Ich schloss erneut die Augen und nickte. Natürlich wusste ich, dass so etwas nur ein hohles Versprechen sein konnte – keiner wusste das besser als ich. Doch gleichzeitig war mir klar, dass er es ehrlich meinte und mit ganzem Herzen dahinterstand.
»Leider helfen auch die besten Absichten der Welt nichts, wenn wir nicht bald etwas Konkretes herausfinden«, sagte ich und blickte Father Ben an, der hinter seinem Schreibtisch saß. Ich hatte Timmy an diesem Morgen bei KidSpace abgeliefert und mich dann mit David und Father Ben während Davids Mittagspause an der Kathedrale getroffen. Das Warten hatte meine Geduld auf eine ziemliche Probe gestellt. Ich war ziemlich nervös, aber gleichzeitig voller Tatendrang. Einerseits wollte ich wirklich endlich ein paar Antworten auf unsere Fragen, andererseits wünschte ich mir, einfach nur wieder zuschlagen zu können.
»Die Dämonen haben David, mich und jetzt auch noch Allie angegriffen. Wir wissen noch immer nicht, was sie im Schilde führen. Nur, dass sie hinter irgendeinem verdammten Stein her sind, der uns nichts sagt.« Ich sah Father Ben fragend an. »Stimmt doch – oder?«
»Vielleicht kommen wir allmählich doch etwas voran«, erwiderte dieser. »Ich habe vor einigen Stunden mit Padre Corletti in Rom gesprochen und weiß jetzt ein bisschen mehr. Leider allerdings noch nicht genug«, fügte er mit Bedauern in seiner Stimme hinzu.
»Zumindest klingt es schon einmal nach einem Anfang«, meinte David und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dann schießen Sie mal los.«
»Konnten Sie Nadia ausfindig machen?«, fragte ich und machte es mir ebenfalls auf meinem Stuhl bequem.
»In dieser Hinsicht hatten wir noch kein Glück«, musste Father Ben zugeben. »Allerdings beschäftigt sich die Forza jetzt verstärkt mit dieser Frage. Leider glauben noch immer nur einige wenige daran, dass sie noch lebt, aber wegen der erneuten Dämonenaktivitäten im Zusammenhang mit Andramelech hält man es trotzdem für das Beste, den Fall wieder aufzurollen.«
»Das ist doch schon einmal eine gute Nachricht«, sagte ich. »Aber was hat Padre Corletti Ihnen denn erzählt, was nicht mit Nadia zu tun hatte?«
»Offenbar fand er einen Hinweis in einem alten Text der Vatikanischen Bibliothek. Irgendeinen obskuren Verweis auf Andramelech. Anscheinend handelt es sich um eine Aufzeichnung eines Gesprächs mit einem seiner Anhänger.«
Ich runzelte überrascht die Stirn. »Ich dachte eigentlich, es gäbe viele aufgezeichnete Gespräche mit seinen Anhängern.«
Father Ben nickte. »Das stimmt auch. Aber das sind meistens Aufzeichnungen jüngeren Datums. Zum Beispiel Gespräche mit Sektenmitgliedern, die plötzlich nicht mehr unter seinem Bann standen, weil die Kräfte des Dämons offenbar geschwächt wurden, als man ihn gefangen setzte. Aber diese Aufzeichnung ist schon viel älter.«
»Und was kann man daraus erfahren?«
»Leider nicht allzu viel«, gab der Priester zu. »Der Text stammt aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Offenbar wurde dieser Gefolgsmann Andramelechs durch den Ritter Hospitalla nach der Belagerung eines kleinen Dorfes außerhalb Jerusalems gefangen genommen.« Er warf mir einen ernsten Blick
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