Wie angelt man sich einen Daemon
wäre mir das in diesem Moment auch recht gewesen.
Doch es geschah nichts. Mir blieb auch weiter keine Zeit, mir Gedanken zu machen, denn das widerliche Wesen rappelte sich schon wieder auf, um Allie erneut an den Hals zu springen.
Jetzt reichte es mir endgültig!
Ich sprang ebenfalls auf und versetzte dem Dämon einen heftigen Schlag, so dass er erneut zu Boden ging. Daraufhin setzte ich, ohne zu zögern, meinen Schuh auf seinen Hals. »Ich bin nicht der Einzige«, knurrte er, während ich drohend den Eispickel hob.
»Aber du bist derjenige, den es gleich nicht mehr gibt«, entgegnete ich. Ich wollte den Pickel gerade in sein Ziel rammen, als die Lichter in den Häusern auf zwei Seiten des Parks angingen und mich ablenkten. Natürlich wusste der Dämon seinen Vorteil zu nutzen. Er begann sofort wild um sich zu schlagen und sich so zu befreien. Als ihm das gelungen war, verschwand er in der Dunkelheit mit einer Geschwindigkeit, die nicht zu seinem Alter passte.
Ich schob den Eispickel zurück in meine hintere Hosentasche und ließ mich neben Allie nieder. Zitternd und erschöpft zog ich sie in meine Arme.
Sie weinte und bebte am ganzen Körper. Verzweifelt hielt sie das Gesicht an meine Schulter gepresst, während ich gegen die Wut ankämpfte, die ich empfand. Wie hatte es ein Dämon wagen könne, meine Tochter anzugreifen und das auch noch zu überleben!
»Ich bin so blöd«, schluchzte sie. »Wenn du nicht da gewesen wärst…«
»Nein«, unterbrach ich sie und zog sie fester an mich. »Das darfst du nicht einmal denken.«
»Ich dachte, ich wäre echt fit und cool, weißt du?«, erklärte sie, während sie ihr Gesicht noch immer an meine Schulter drückte. »Das Training bei Cutter und so. Aber das bin ich nicht. Ich bin der totale Loser, und ich…«
»Du kannst trainieren«, flüsterte ich und hob ihr Kinn, um ihr in die Augen blicken zu können. »Ich werde mit dir trainieren und dir ein paar Dinge beibringen.«
»Wirklich?«, fragte sie und schniefte.
Ich sah die Kratzer, die der Dämon mit seinen Fingernägeln auf ihrem Hals und an ihren Schlüsselbeinen hinterlassen hatte. Vorsichtig strich ich mit dem Finger darüber. Der Anblick brach mir fast das Herz.
»Ja«, sagte ich und fasste nach der langen Kette, die sie um den Hals trug. »Wirklich.«
Am Ende der Kette hing ein Ring, den ich nun in die Hand nahm. Es war der Ring von Eric, den wir uns zusammen auf dem Speicher angesehen hatten.
Allie legte ihre Hand über die meine und sah mich mit bebenden Lippen an. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Daddy hat mir so gefehlt. Ich habe geglaubt, dass mir den Ring vielleicht Glück bringen könnte. Deshalb bin ich wieder auf den Speicher gegangen und habe ihn aus deiner Truhe geholt. Scheint aber nicht funktioniert zu haben – was?«
»Wir sind beide noch am Leben, Schatz. Und es war großes Glück, dass ich hierherkam, um mit dir zu sprechen.« Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Unterschätze nie das Glück«, sagte ich und ließ den Ring los, der daraufhin wieder unter ihrem T-Shirt verschwand. »Selbst, wenn es sich hinter Unglück versteckt.«
»Willst du also wirklich mit mir trainieren?«, fragte sie.
»Ja«, sagte ich. »Das will ich. Aber das bedeutet nicht, dass du schon so weit wärst, dass du mir aktiv helfen darfst. Noch nicht. Vielleicht nie. Aber ich möchte, dass du in der Lage bist, dich zu verteidigen, falls es einmal wieder nötig sein sollte.«
Ich erwartete eigentlich ein erneutes Aufbegehren. Doch diesmal sagte sie nichts. Zumindest diese Runde hatte ich gewonnen. Doch um welchen Preis?
Ich schlug Allie vor, ein kleines Filmfest in meinem Bett zu veranstalten, wie wir das oft getan hatten, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Doch sie lehnte ab. Sie wollte lieber ein langes, heißes Schaumbad nehmen. Da ich diese Art der Entspannung ebenfalls sehr schätze, konnte ich sie gut verstehen. Auch ich wäre am liebsten in diesem Moment in heißem, duftendem Wasser versunken und hätte die Welt um mich herum vergessen. Ich hatte zwar erholsame, dämonenfreie Ferienwochen verbracht (nachdem meine Tochter zuvor entführt worden und wieder freigekommen war), doch jetzt sah ich mich auf einmal mit den verschiedensten Schwierigkeiten und Geheimnissen konfrontiert und kam zudem an keiner Front weiter.
Ich hatte keine Ahnung, warum Andramelech gefangen gehalten wurde oder was die Dämonen von David wollten. Ich wusste auch nicht, warum die Anhänger Andramelechs mich
Weitere Kostenlose Bücher