Wie angelt man sich einen Daemon
hatte. »Du musst aufpassen.« Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. »Ich möchte nicht, dass du dir aus Versehen die Hand abtrennst.«
Allie rollte mit den Augen. »Ich hatte keine Probleme damit, die Klinge herauszukriegen.«
»Ja, sieht so aus«, gab ich zu. Ich nahm mir vor, wirklich täglich mit ihr zu üben, wie die Waffen zu benutzen waren. Schließlich wollte ich sicherstellen, dass sie sich nicht vor Begeisterung selbst aufspießen würde.
Für heute jedoch waren wir fertig – zumindest mit dem Training. Was jedoch das Geheimnis um Erics Tod betraf, so gab es da noch jede Menge zu besprechen. Wie Allie mir erklärte, hatte sie gerade erst begonnen, sich damit intensiver auseinanderzusetzen.
»Ich habe alle Romane von Sue Grafton gelesen«, sagte sie und meinte damit die Krimireihe, die mit A wie Alibi beginnt und dann das Alphabet durchgeht. »In allen Romanen stellt Kinsey wahnsinnig viel Nachforschungen über die Berufe der Opfer an und so. Deshalb dachte ich mir, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, die Bibliothek anzurufen. Du weißt schon, um zu erfahren, ob sich vielleicht irgendjemand an etwas erinnert.«
»Das ist alles schon über fünf Jahre her, Allie. Wie soll sich da noch jemand erinnern?«
»Ich weiß nicht«, gab sie zu. »Aber schaden kann es auch nichts.«
Ich hegte allerdings einige Zweifel, dass es helfen könnte. Wir waren uns zudem ziemlich sicher, dass Erics Tod etwas mit seiner Ausbildung zum alimentatore zu tun haben musste – und ich nahm nicht an, dass mein Mann töricht genug gewesen war, diesen Teil seines Lebens in seine normale Arbeitswelt mit hineinzunehmen.
Trotzdem wollte ich Allies Enthusiasmus nicht bremsen. Während ich mich also duschte und umzog, holte sie das Telefonbuch und begann, ein paar Anrufe zu tätigen. Als ich mein Kleid angezogen hatte, konnte sie mir bereits eine erste Zwischenbilanz liefern.
»Die Abteilung für seltene Bücher hat heute schon geschlossen«, sagte sie, während ich mich über Timmy beugte und von ihm einen feuchten, schmatzenden Kuss bekam. »Ich habe ganz vergessen, dass sie um siebzehn Uhr zumachen. Aber die Bibliothekarin, die für die Recherche zuständig ist, hat früher mit Daddy zusammengearbeitet, und sie hat sich eine Weile mit mir unterhalten.«
»Meinst du etwa Betty?«, fragte ich und kitzelte Timmy. »An sie kann ich mich noch gut erinnern.« Betty war eine freundliche ältere Dame gewesen, die stets an Allies Geburtstag gedacht und mir nach Erics Tod immer wieder selbst gekochtes Essen vorbeigebracht hatte.
»Ah ja? Ich habe ihr erzählt, was ich mache…«
»Allie!«
»Doch nicht das Dämonen-Ding, Mami. Mann! Ich habe ihr nur erzählt, dass ich nicht mehr an Daddys zufälligen Tod glaube. Und da ich beinahe fünfzehn sei, wolle ich nun herausfinden, was wirklich mit ihm passiert ist. Das habe ich ihr erzählt.«
»Konnte sie dir irgendetwas sagen, was dir weitergeholfen hat?«
»Nein«, erwiderte Allie, und es war deutlich zu hören, dass ihr Enthusiasmus schon etwas nachließ. »Sie erinnert sich an gar nichts. Und sie meinte, dass du bereits die ganzen Papiere und Sachen von Daddy hättest.«
»Da hat sie recht. Das meiste davon befindet sich in unserem Schuppen. Ich habe es mir sogar gestern Abend kurz angesehen.«
»Ohne mich?«
»Du kannst mir glauben, da gibt es durchaus noch Kartons, die wir gemeinsam durchgehen können.«
Sie warf mir einen missmutigen Blick zu. »Wie auch immer. Hast du irgendetwas gefunden?«
»Ich hatte bisher noch keine Zeit, mir die Papiere genauer anzusehen«, erklärte ich. »Aber ich habe ein Adressbuch gefunden. Eines, das ich zuvor noch nie gesehen hatte.«
»Echt? Kann ich es mal sehen?«
»Natürlich. Ich habe es schon kurz durchgeblättert«, fügte ich noch hinzu. »Auf den ersten Blick ist mir allerdings nichts aufgefallen. Aber du kannst dir gern deine Sherlock-Holmes-Kappe aufsetzen und dir es einmal genauer ansehen.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Meine Sherlock-Holmes-Kappe? Wie alt bin ich? Neun?«
Ich lachte. »Ich wollte dich natürlich auf keinen Fall beleidigen.«
»Wo ist dieses Adressbuch?«
»Wenn ich mich jetzt kurz fertig machen darf, werde ich es dir holen. Ich möchte nämlich geschminkt sein, ehe Stuart nach Hause kommt.«
Natürlich wurde daraus vorerst nichts, denn in diesem Moment klopften Laura und Mindy an die Verandatür. Sie wollten den Abend in unserem Haus verbringen, wobei Mindy mit Allie abhängen und Laura auf Timmy
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