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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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geeigneten Ort zum Üben finden.«
    »Ja, klar! Als ob das so einfach wäre.«
    Da hatte sie recht, aber mir war eine Idee gekommen. »Warte einen Moment«, sagte ich und zeigte auf die Waffen, die ich vor Allie ausgebreitet hatte. »Und verletze dich nicht.«
    Damit ließ ich sie auf dem Speicher zurück und ging nach unten, um David anzurufen. Als ich am Wohnzimmer vorbeikam, warf ich einen raschen Blick hinein. Timmy saß vor einem Berg von Duplosteinen und war derart beschäftigt, dass er mich kaum beachtete. Soweit ich das sagen konnte, war er gerade dabei, das Fundament für seine Karriere als Architekt zu legen. Das Hochhaus, das er errichtet hatte, war fast so groß wie er selbst.
    »Guck, Mami! Turm.«
    »Sehr gut, Schätzchen«, sagte ich, während ich das Telefon nahm und David auf seinem Handy anrief.
    »Guck, Mami! Guck!« Timmy nahm eine Handvoll Duplosteine und sprang damit auf die Couch. Vorsichtig beugte er sich nach vorn und setzte langsam einen Stein nach dem anderen auf den Turm. Dieser kam zwar ins Wanken, stürzte aber nicht um. Mein Sohn hüpfte aufgeregt auf der Couch hin und her und kreischte vor Stolz.
    »Fantastisch, Junge«, sagte ich, während am anderen Ende der Leitung Davids Handy klingelte.
    »Nein, Mami. Guck!« Mit dieser letzten Aufforderung holte er mit seinem Bein aus und trat so fest zu, wie er nur konnte. Der Turm brach zusammen, und die Duplosteine flogen über den ganzen Parkettboden. Mein Sohn quietschte und schrie, während ich meine Berufspläne für ihn etwas abändern musste. Seine Karriere lag wohl weniger auf dem Gebiet der Architektur, als vielmehr auf dem der Abrissbirne.
    »Kate!« Davids Stimme drang an mein Ohr. »Kate, alles in Ordnung?«
    »Es geht mir gut«, sagte ich. »Mein Wohnzimmer wird zwar nie mehr so sein wie früher, aber mir geht es gut.«
    »Gott sei Dank«, erwiderte er, wobei ich deutlich die Erleichterung in seiner Stimme hören konnte. »Ich habe gesehen, dass du anrufst, und dann höre ich plötzlich diesen Krach… Na ja, jedenfalls bin ich froh, dass dir nichts passiert ist.«
    Ich genoss für einen Moment seine Besorgnis, versicherte ihm aber, dass bei mir wirklich alles in Ordnung war. Während Timmy begann, sein nächstes Meisterwerk zu bauen, erklärte ich David mein Problem.
    »Bist du dir sicher, dass du sie trainieren willst?«, wollte er wissen.
    »David«, entgegnete ich ein wenig ungeduldig.
    »Schon verstanden. Du bist die Mutter. Es ist deine Entscheidung.«
    Ich seufzte. »Ich werde ihr nicht erlauben, auf Dämonenjagd zu gehen«, erwiderte ich, da ich plötzlich das Bedürfnis hatte, meine Entscheidung zu erklären, obwohl es ihn im Grunde wirklich nichts anging. »Aber nach allem, was passiert ist, möchte ich, dass sie in Zukunft zumindest besser vorbereitet ist.«
    »Kann ich verstehen«, gab er zu. »Tut mir leid, mich da eingemischt zu haben.«
    »Willst du mir jetzt helfen oder nicht?«
    »Du brauchst also einen Ort, an dem ihr trainieren könnt? Ich werde mal sehen, was ich herausfinden kann. Vielleicht können wir ja in der Stadt irgendwelche Räumlichkeiten mieten.«
    »Gute Idee«, sagte ich, wobei ich auf einmal bemerkte, wie distanziert ich klang. »Okay, lass uns das doch versuchen.«
    »Kate?«
    »Tut mir leid.« Ich schüttelte meinen Anflug von Melancholie ab. »Es geht mir gut.« Und das tat es auch. Nur die Vorstellung, für Allies Training extra einen Raum zu mieten, hatte mich ein bisschen bedrückt. Denn ganz egal, wie wichtig ich es fand, Allie beizubringen, wie sie sich im Notfall verteidigen konnte, so machte der Vorschlag, dafür einen Raum zu mieten, das Ganze doch auf einmal unheimlich real.
    Was alles noch realer erscheinen ließ, war meine Tochter und wie ich sie auf dem Speicher vorfand, als ich dorthin zurückkehrte. Sie begrüßte mich mit einem breiten Grinsen. Mein Stilett steckte in einem der Dachsparren.
    »Ich habe das Ziel total verfehlt«, erklärte sie, wobei sie doch zufrieden klang. »Aber es ist mir zumindest gelungen, die Klinge ins Holz zu bekommen. Ich habe es zehn Mal versucht, und dann hat es endlich geklappt.«
    »Super«, erwiderte ich und musste lachen, als ich das rote Kreuz sah, das sie mit einem Filzstift an die Wand gemalt hatte – etwa eineinhalb Meter von der Stelle entfernt, wo das Stilett gelandet war. »Das machst du schon recht gut, Schatz.«
    Sie zuckte mit den Achseln, und ich zog das Stilett heraus. Innerlich schlug ich drei Kreuze, dass sie sich nicht verletzt

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