Wie angelt man sich einen Daemon
herzurichten, während er mir dabei zusah. Sie können mir vertrauen: Ein toll geschnittenes Kleids wirkt wesentlich weniger sexy, wenn Ihr Mann bereits vorher den Formslip sieht, den Sie darunter tragen.
Zum Glück wartete Allie schon vor der Schule auf mich. Im Schatten einer großen Eiche unterhielt sie sich mit einem Jungen. Zumindest nahm ich zuerst an, dass sie auf mich wartete. Als ich näher heranfuhr, bemerkte ich allerdings, dass meine Tochter ziemlich aufgebracht war. Während sie sprach, fuchtelte sie mit den Händen in der Luft herum, was bei ihr immer ein Zeichen dafür war, dass sie etwas aufwühlte.
Ich trat auf die Bremse und hielt meinen Wagen am Rande des Kreisverkehrs vor der Schule an, was die Fahrerin des Toyota Sequoia hinter mir nicht gerade in Begeisterung versetzte. Doch mir war das in diesem Moment egal. Ich weiß nicht, ob es mit meinem Instinkt als Mutter oder als Dämonenjägerin zu tun hatte, aber ich hatte sofort das Gefühl, dass meine Tochter meine Hilfe benötigte. Und wenn das bedeutete, dass ich den Verkehr aufhielt, dann konnte ich auch nichts daran ändern. Ich würde mich mit dem Zorn der Mutter, die hinter mir stand, bei unserem nächsten Elternbeiratstreffen auseinandersetzen.
Während der Sequoia hinter mir wütend hupte, sprang ich aus dem Minivan und eilte zu der Eiche. Allie und der geheimnisvolle Junge redeten noch immer miteinander, wobei meine Tochter weiterhin wild gestikulierte und sich der Junge für meine Begriffe – als Jägerin und als Mutter – etwas zu nahe an sie heranmachte.
Vom ersten Moment an war mir irgendetwas merkwürdig erschienen. Doch je näher ich kam, desto unheimlicher wurde mir die Sache. Ich war bereit, mich auf den Jungen zu stürzen, als ich die beiden erreichte. In diesem Moment fasste er in seine Tasche, holte einen Kaugummi aus einem Päckchen und schob ihn sich in den Mund. Als ob das nicht bereits verdächtig genug gewesen wäre, musste ich zu meinem Entsetzen auch noch feststellen, dass Allie rechts ein blaues Auge hatte, das durch die verschmierte Wimperntusche besonders hässlich aussah. Außerdem hatte sie wohl geweint.
Mist, Mist, Mist.
Ich eilte auf sie zu und versuchte sowohl entschlossen als auch gleichzeitig recht lässig zu wirken. Schließlich wollte ich nicht wie eine alarmierte Dämonenjägerin, sondern eher wie eine leicht besorgte Mutter auftreten. Vorsichtshalber suchte ich natürlich noch hastig in meiner Tasche nach einem Flakon, in dem sich allerdings schon lange kein Parfüm mehr befand.
Ich hatte ihn stattdessen mit Weihwasser gefüllt und trug ihn stets bei mir.
Als ich die beiden erreichte, riss ich den Flakon heraus, richtete ihn auf den Jungen und wollte ihm gerade eine gehörige Dosis Wasser ins Gesicht spritzen, da schlug Allie meinen Arm beiseite.
»Mami! He! Beruhige dich. Okay?« Sie wandte sich peinlich berührt an ihr Gegenüber. »Meine Mutter hat einen Dehydrierungstick. Sie besprüht mich ständig mit Wasser. Es ist zwar voll uncool, aber was kann man machen?«
Ich stand benommen da. Sie riss mir den Flakon ungeduldig aus der Hand und befeuchtete sich mit dem Weihwasser ihr Gesicht.
»Allerdings ziemlich erfrischend«, sagte sie zu dem Jungen. »Willst du auch mal?«
»Äh… Okay.« Er warf mir einen misstrauischen Blick zu und trat dann einen Schritt beiseite. Ich war mir nicht sicher, ob er mich einfach nur für eine Verrückte hielt oder sich innerlich bereits auf einen schmerzhaften Weihwasserangriff vorbereitete. Jedenfalls wappnete ich mich, um ihn sofort anzugreifen, falls es nötig war.
Allie drückte auf den Sprühknopf und befeuchtete das Gesicht des Jungen. Der blinzelte und wischte sich dann die Wassertropfen von Augen und Wangen. Er zwang sich zu einem gequälten Lächeln. »Wow. Aha. Das ist wirklich… toll.« Er zeigte Richtung Autos. »Na ja, ich muss dann los. Wir sehen uns morgen in der Schule, ja?«
»Klar«, antwortete Allie.
»Und tut mir leid, das mit deinem Auge«, fügte er noch hinzu. »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Mein Opa meint, dass ein Steak am besten wirken würde.«
»Okay. Verstanden. Und danke noch mal.«
Sie schenkte ihm eines ihrer typischen gekünstelten Cheerleader-Lächeln und wartete dann, bis er außer Sichtweite war. Sobald er verschwunden war, wandte sie sich mir zornig zu. »Mami! Was war das denn?«
Ich entschloss mich, diese Frage nicht zu beantworten. Meiner Meinung nach war es ziemlich offensichtlich, wieso ich mich so
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