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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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verhalten hatte.
    Sie rollte mit den Augen und schüttelte empört den Kopf. »Er ist total normal«, flüsterte sie aufgebracht. »Wieso bist du überhaupt auf die Idee gekommen, dass er ein Dämon sein könnte?«
    »Wieso?«, entgegnete ich. »Das könnte vielleicht mit der Tatsache zu tun haben, dass du ein blaues Auge hast oder es so aussah, als ob du mit ihm streiten würdest. Oder dass er dir gefährlich nahe auf die Pelle zu rücken schien. Oder auch, dass er sich sofort einen Kaugummi in den Mund schob, sobald er mich sah.«
    »Er ist kein Dämon, Mami«, betonte sie.
    »Das weiß ich inzwischen auch«, erwiderte ich. »Aber wieso bist du dir da so sicher gewesen?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Weil ich ihn schon heute Vormittag einmal mit Weihwasser besprüht hatte«, gab sie ein wenig peinlich berührt zu. »Er rückt mir nämlich wirklich immer wieder zu nahe auf die Pelle, und sein Atem ist, ehrlich gesagt, auch nicht ganz frisch. Also wollte ich es wissen.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Dann bin ich also gar nicht so peinlich und idiotisch, wie du immer behauptest?«
    »Peinlich schon, aber vielleicht nicht idiotisch«, meinte sie widerstrebend.
    »Wer ist der Junge überhaupt?«, wollte ich wissen. »Und was ist mit deinem Auge passiert?« Ich streckte eine Hand aus, um darüber zu streichen, aber Allie wandte hastig ihr Gesicht ab.
    »Er ist neu an der Schule«, erklärte sie, »und heißt Charlie. Und das blaue Auge habe ich mir beim Cheerleader-Training zugezogen. Bethany hat mich aus Versehen ins Gesicht getroffen.«
    Ich zuckte innerlich zusammen. Schließlich hatte ich schon mehr als einmal einen Schlag abgekommen und wusste, wie schmerzhaft das sein konnte. »Tut es sehr weh?«, fragte ich mitfühlend.
    »Nicht mehr so schlimm wie vorhin«, erwiderte sie und schnitt eine Grimasse. »Keine Sorge, ich werde es bestimmt überleben.«
    »Hast du dann überhaupt Lust zu trainieren?«, wollte ich wissen. »Wenn du es nämlich lieber verschieben möchtest… Nein«, unterbrach ich mich selbst. »Das mit dem blauen Auge ist schon in Ordnung. Du musst trainieren – es sei denn, du liegst krank im Bett.«
    Genau das hatten wir am Abend zuvor vereinbart, und zur Abwechslung wollte ich mich auch einmal an das halten, was ich gesagt hatte.

 
    Eine Stunde später war mir klar, dass mein Plan, mich an unsere Vereinbarung zu halten, vielleicht doch etwas abgeändert werden musste. Wir trafen nämlich bei Cutter ein, nur um festzustellen, dass seine beiden Übungsräume belegt waren und es für uns keinen Platz für unser Training gab.
    Aber schließlich gab es da auch noch die Waffen, mit denen ich Allie vertraut machen wollte.
    Doch weil wir bereits zuvor zu KidSpace gefahren waren, um Timmy abzuholen, war er nun mit von der Partie, und ich wollte eigentlich nicht in seiner Anwesenheit im Garten Messerwerfen üben.
    Ich war auch nicht besonders scharf darauf, ihn im Haus allein zu lassen, während wir draußen trainierten. Eddie war nicht da, um ihn im Auge zu behalten. Einige Minuten lang konnte sich mein Sohn mit sich selbst beschäftigen, ohne dass die Gefahr bestand, dass er etwas anstellte. Aber die ganze Stunde lang, die ich für unser Training eingeplant hatte? Nein, das ging auf keinen Fall. Das war einfach nicht durchführbar.
    Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich hätte ihn wahrscheinlich von vornherein eine Stunde länger in der Kindertagesstätte lassen sollen. Doch leider lag diese so ungünstig am anderen Ende der Stadt, dass ich nicht genügend Zeit gehabt hätte, noch einmal loszufahren und ihn später abzuholen.
    Das bedeutete jedenfalls, dass sich unser Training an diesem Tag auf die Theorie beschränken musste. Ich ging mit Allie auf den Speicher und erklärte ihr, wie eine Armbrust aufgebaut war und wie sie funktionierte.
    »Aber wann darf ich sie endlich benutzen?«, jammerte sie nach einer Weile.
    Ich konnte sie verstehen. Nachdem ich mich nun dazu durchgerungen hatte, mit ihr zu üben, war auch ich scharf darauf, endlich praktisch loszulegen.
    »Bald«, versprach ich. »Aber du darfst sie nur während des Trainings benutzen. Ein Messer kann man in der Hosentasche oder im Rucksack verstecken. Bei einer Armbrust geht das nicht so gut.«
    »Du bringst mir aber trotzdem bei, wie ich damit schieße – oder? Das ist echt eine voll coole Waffe, und ich will unbedingt…«
    Ich unterbrach sie mit einem Lachen. »Ich weiß, was du unbedingt willst, Allie. Wir müssen nur einen

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