Wie angelt man sich einen Daemon
Trotzdem entschloss ich mich, David noch einmal um etwas
zu bitten. Ich holte also tief Luft, versuchte nicht die Nerven zu verlieren und
wählte seine Nummer.
Er hob bereits nach dem ersten Klingeln ab. »Kate! Ich wollte…«
»Ich möchte, dass du auf Allie aufpasst«, unterbrach ich ihn sogleich. Um
ihn anzurufen, hatte ich mich in mein Badezimmer zurückgezogen. »Bitte behalte sie
heute in der Schule im Auge. Wenn es sein muss, nimm auch am Cheerleader-Training
teil.«
»Natürlich«, antwortete er. »Natürlich. Das werde ich. Versprochen.«
»Danke«, flüsterte ich. Mir wurde auf einmal bewusst, wie angenehm es war,
sich die Verantwortung zur Abwechslung einmal zu teilen. »Vielen Dank.«
»Katie, was letzte Nacht betrifft… Es tut mir so leid! Ich hätte
nicht…«
»Nein. Ist schon in Ordnung. Es war ein Feh…« Ich brach ab und versuchte es
dann von Neuem. »Wir hätten das nicht tun sollen. Es war einfach der Stress, die
Angst und viel zu viel Adrenalin. Du weißt genauso gut wie ich, dass so etwas keine
gute Mischung ist.«
»Ja, das weiß ich«, sagte er. »Ist also alles in Ordnung zwischen uns?«
»Natürlich«, erwiderte ich selbstsicherer, als ich mich fühlte. »Alles in
bester Ordnung.«
»Es ist nichts in Ordnung«, erklärte ich Eddie und Laura, nachdem ich Timmy
und Allie weggebracht hatte und wieder nach Hause zurückgekehrt war. »Höllenhunde
und dämonische Vögel.« Ich schüttelte mich. »Ich hätte letzte Nacht wirklich ums
Leben kommen können.«
»Und diesmal nannte er es ein Behältnis«, meinte Laura. »Statt wie bisher
immer nur den Stein. Glaubst du,
das könnte wichtig sein?«
»Ich weiß nicht. Vermutlich wird Andramelech in dem Stein gefangen
gehalten, und sie nennen es Behältnis, weil sich der Dämon darin befindet. Aber
vielleicht hat es ja auch eine andere Bedeutung.«
Ich sah Eddie an, der mit den Schultern zuckte. »Nicht mein Fachgebiet«,
sagte er. »Das einzige Behältnis, an das ich spontan denken kann, ist eine
Whiskeyflasche.«
Ich warf Laura einen genervten Blick zu und schnitt eine Grimasse. Es war
offensichtlich, dass sie versuchte, nicht loszulachen.
»Was haben wir also? Die Drohung des Dämons, dieses Behältnis und den Namen
Nadia«, zählte sie auf. »Sonst noch etwas?«
Ich dachte an den Kuss und schüttelte entschlossen den Kopf.
»Natürlich«, sagte Eddie. »Die Tatsache, dass David überlebt hat. Ich halte
das für ziemlich bedeutsam.«
»Klar. Mir kommt mein Überleben auch sehr bedeutsam vor«, warf ich ein.
»Du hast selbst nicht gesehen, wie es ihm gelang, zu entkommen. Schließlich
hast du gesagt, dass du zu der Zeit an der Klippe hingst. Der Dämon saß auf David,
während ihm der Höllenhund gerade den Hals zerfetzen wollte. Warum haben sie ihn
nicht umgebracht, Kate? Warum nicht?«
»Weil David gekämpft hat«, antwortete ich. »Wie das jeder Jäger getan
hätte. Er hat gekämpft, und er hat gewonnen.«
Eddie schnaubte verächtlich. »Klar, glaube ich gern, wenn so etwas einmal
klappt. Aber gleich dreimal hintereinander? Am Strand, in seiner Wohnung und jetzt
das? Für mich klingt das eher so, als wäre der Mann ein Zauberer. Entweder das, oder
diese Angriffe dienten allein dazu, uns glauben zu machen, dass wir dem Burschen
trauen können.«
»Eddie, willst du endlich damit aufhören?«, entgegnete ich scharf. »Ich
vertraue ihm tatsächlich. Und wenn allein die Tatsache, dass ein Jäger einen Angriff
der Dämonen überlebt, deiner Meinung nach darauf hinweist, dass ihm nicht zu trauen
ist, dann müsste ich genauso zur Gefolgschaft der Hölle gehören wie David.«
Meine Schlussfolgerung war einwandfrei, aber Eddie lachte trotzdem
spöttisch.
»Er hat mir das Leben gerettet«, fuhr ich fort. »David hat sich nicht mit
den Dämonen verbündet. Das kann nicht sein.«
»Ich würde sagen, dass du nicht mehr klar denken kannst«, meinte er und
warf einen raschen, aber umso bedeutsameren Blick auf meine Lendengegend.
»Eddie!«
Er schnaubte. »Ich sage nur, was ich denke. Und wenn du deinen Kopf
benutzen würdest, könntest du ebenso sehen, was los ist.«
»Du liegst völlig falsch«, erklärte ich, auch wenn ich spürte, dass ich
nicht sehr überzeugend klang. In Gedanken war ich nämlich bereits ganz woanders.
Die Sicherheit, mit der Eddie behauptete, David führe etwas Böses im
Schilde, stammte von seiner Annahme, dass sich Eric mithilfe schwarzer Magie in
David verwandelt hatte. Ich versuchte, das Ganze einen Schritt
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