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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Der Dämon blickte auf und lächelte mich an. Es war ein derart abstoßender und
böser Anblick, dass ich fast die Nerven verlor, was etwas heißen will. In meinem
Leben habe ich schon so viel Schreckliches gesehen, dass man mich schwer aus der
Fassung bringen kann.
    Ich schaffte es trotz allem, mich zusammenzureißen. Ich rannte weiter, wild
entschlossen, David zu befreien. Als ich mich nur noch drei Meter von ihm entfernt
befand, wurde ich jedoch zurückgerissen. Irgendetwas hielt mich an meinen Schultern
fest. Ich konnte mich nicht umdrehen, aber die riesigen schwarzen Flügel sehen, die
um meinen Kopf flatterten. Deutlich spürte ich wieder das Gehacke des scharfen
Schnabels. Ich hatte das schreckliche Gefühl, als ob mir Löcher in die Schädeldecke
gebohrt würden.
    Wankend versuchte ich mich zu befreien. Aber die Kraft der Kreatur war zu
groß. Die Krähe schaffte es, mich immer von David fortzureißen, obwohl ich mich
verzweifelt mit den Absätzen in den Boden stemmte und gleichzeitig mit meinem Messer
nach hinten stach.
    Es nützte alles nichts. Ich war so hilflos wie eine Puppe in den Krallen
dieses Höllenwesens.
    Vor mir sah ich, dass auch David mit einigen Problemen zu kämpfen hatte.
Doch bisher gab er nicht auf. »Kate!«, rief er. »Halte durch!«
    Mir blieb nicht viel anderes übrig. Ich wollte gerade noch einmal
blindlings nach hinten stechen, als mich der Vogel auf einmal losließ. Ich wankte
und verlor beinahe das Gleichgewicht. In diesem Moment flog das Ungeheuer über mich
hinweg und schlug mir mit seinen riesigen schwarzen Flügeln beinahe ins Gesicht.
    Instinktiv trat ich einen Schritt zurück. In diesem Moment wurde mir mein
Fehler bewusst. Das war die eigentliche Absicht des Vogels gewesen. Der Boden unter
meinen Füßen verschwand, und ich stürzte ins Nichts. Verzweifelt versuchte ich noch,
die raue Oberfläche des Kliffs zu fassen zu bekommen. Doch ich fiel schon, und mein
Körper prallte gegen den Felsen und die dürren Büsche, die daran wuchsen.
    Auf einmal bekam ich eine Wurzel zu fassen, an der ich mich festhalten
konnte. Ich hing mitten im Kliff und vermochte deshalb nicht zu sehen, was oben
geschah. Unangenehmer jedoch war die Tatsache, dass ich mit den Füßen nirgendwo Halt
finden konnte und in der Dunkelheit fast nichts sah.
    Ich war gefangen und konnte nur noch hoffen, dass David überlebte… Und dass
er das schnell genug machte, um mich zu retten.
    Endlose Minuten vergingen. Meine Arme begannen mir schrecklich wehzutun.
Ich wusste nicht, ob ich das noch viel länger aushalten konnte oder ob ich nicht
schon bald auf die scharfen Felsen unter mir stürzen würde. Ein weiterer
markerschütternder Schrei erfüllte die Luft. »David!«, rief ich verzweifelt.
    Keine Antwort. Nur tödliche Stille, die wie Watte die Nacht zu füllen
schien.
    Nein, flehte ich innerlich. Bitte nicht.
    Über mir hörte ich ein leises Kratzen. Ich erstarrte. War es die Krähe, die
zurückgekehrt war, um ihre Mission zu vollenden? Oder etwa der Dämon, der das
Gleiche im Schilde führte?
    »Katie?«
    Ich atmete auf. Eine unendliche Erleichterung breitete sich in meinem
Körper aus, während mir die Tränen über die Wangen strömten. »David! Gott sei Dank.
Ich dachte schon, du wärst…«
    Er blickte über die Klippe zu mir herab. »Ich dachte dasselbe«, erklärte
er. »Hier.«
    Er zog seinen Gürtel aus der Hose und ließ ihn zu mir hinunter. Ich
wickelte ihn um eines meiner Handgelenke und klammerte mich daran fest, während er
mich nach oben zog. Langsam, ganz langsam wurde ich hinaufbefördert.
    Als ich schließlich oben auf dem Kliff festen Boden unter den Füßen hatte,
konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich sah den toten Dämon, der neben einer Lache
aus schwarzer dicker Flüssigkeit lag. Das war einmal der Höllenhund gewesen. »Ich
dachte… Ich dachte…«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte David.
    Und dann küsste er mich. Es war kein freundschaftlicher Kuss. Kein
Zum-Glück-ist-dir-nichts-passiert-Kuss. Nein, es war ein echter, richtiger
Mein-Gott-wie-lange-ich-dich-schon-küssen-wollte-Kuss.
    Und es lässt sich nicht leugnen: Ich erwiderte diesen Kuss.

 
    Ich hatte seinen Kuss erwidert.
    Ich bemühte mich nach wie vor, nicht die Fassung zu verlieren. Ich redete
mir ein, dass ich einfach nur durchatmen und ruhig bleiben müsste, um das alles zu
überstehen. Aber das sagte ich mir bereits seit mehr als vier Stunden. Ich hatte die
restliche Nacht in unserer Küche verbracht, wo ich auf

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