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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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und ab gelaufen war, Kaffee
getrunken und mir immer wieder bewusst gemacht hatte, dass ich beinahe gestorben
wäre. Dass meine Gefühle wirklich blank gelegen hatten und dieser Kuss deshalb
überhaupt nichts bedeutete.
    Ich liebte meinen Ehemann. Ich liebte nicht David. Und ich würde selbst in
einer Million Jahre nie etwas tun, was meiner Ehe schaden könnte.
    Warum hatte ich dann seinen Kuss erwidert?
    Das Licht der aufgehenden Sonne begann allmählich das Haus zu erfüllen. Ich
spürte, wie das Leben um mich herum erwachte, während ich immer erschöpfter wurde.
Schon seit Tagen hatte ich im Grunde aus dem letzten Loch gepfiffen. Ich fühlte mich
todmüde, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Das mochte vielleicht keine Entschuldigung sein, aber zumindest war es eine
Erklärung.
    »Aha«, sagte Eddie, als er im Morgenmantel in die Küche geschlurft kam, die
Zeitung in der Hand. »Wenn das nicht etwas Leben in die Sache bringt…«
    Ich errötete und spürte, wie sich die Hitze von meinen Zehen bis zu meinen
Haarwurzeln ausbreitete. »Was? Was bringt Leben in die Sache?«
    Er blinzelte mich an und ging zur Kaffeemaschine. »Das hier«, sagte er und
warf die Zeitung auf den Tisch. Auf der Titelseite war ein Bild meines Mannes zu
sehen, wie er gerade dem Dämon einen Kinnhaken versetzte. »In dem Jungen steckt
mehr, als ich dachte.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass das seiner Kampagne schaden könnte –
oder?«, fragte ich. Mein schlechtes Gewissen nahm zu. Diese öffentliche
Auseinandersetzung mit dem Dämon war allein meine Schuld – wie man das Ganze auch
drehen und wenden mochte. »Die Aufregung wird sich sicher wieder legen.« Wenn ich
nun nicht nur David geküsst, sondern auch noch Stuarts Karriere ruiniert hätte,
würde ich mir das niemals verzeihen.
    »Das will ich doch hoffen«, sagte Stuart, der in einem seiner besten Anzüge
und mit seiner Lieblingskrawatte in die Küche kam. Er trat zu mir und küsste mich
auf die Wange. »Aber schließlich habe ich die Ehre meiner schönen Frau verteidigt.
Sie wurde von einem aggressiven Unbekannten angegriffen, und ich würde mich immer
wieder so verhalten.«
    Ich legte den Kopf zur Seite. »Also von einem Unbekannten?«, fragte
ich.
    Er zuckte mit den Achseln. »Es tut mir so leid, mein Schatz. Ich habe mich
danach wirklich angespannt gefühlt. Du hast mir erklärt, dass du ihn nicht kennst,
und ich hätte dir einfach glauben sollen.«
    Ich nickte. Alles in mir verkrampfte sich. Eddie beobachtete mich
schweigend. »Danke«, murmelte ich undeutlich und versuchte, mein schlechtes Gewissen
nicht allzu sehr durchscheinen zu lassen. »Entschuldigung angenommen.«
    »Dann ist heute also der große Tag, was?«, meinte Eddie, als sich Stuart
eine Tasse Kaffee eingoss.
    »Das ist er«, erwiderte mein Mann.
    »Brauchst du mich heute?« Ich war mir nicht ganz sicher, wie diese
öffentliche Ankündigung überhaupt aussah. Aber ich erinnerte mich daran, dass Stuart
etwas von einer Pressekonferenz erzählt hatte.
    »Es wird in zwei Minuten vorbei sein, aber ich hätte liebend gern meine
Frau neben mir auf dem Podium.«
    »Ich werde da sein«, versprach ich ihm und notierte mir die Zeit und den
Ort.
    Kurz darauf verabschiedete sich Stuart und ließ mich mit Eddie und meinem
schlechten Gewissen allein zurück.
    Oder vielmehr mit Eddie, den Kindern und meinem schlechten Gewissen.
    Einen Vorteil hat das Elternsein: Sobald die Kinder wach sind, bleibt einem
nicht mehr viel Zeit, sich selbst leidzutun oder sich mit Schuldgefühlen
aufzuhalten.
    Die nächste Stunde verging mit wunderbar gedankenlosen Tätigkeiten. Ich zog
zuerst Timmy an und machte ihm dann Frühstück, half Allie bei der Suche nach einem
lila T-Shirt, das auf mysteriöse Weise verschwunden war, und wechselte schließlich
noch einmal Timmy die Klamotten, nachdem er sich mit einem Glas Milch und einem Brot
mit Erdbeermarmelade am ganzen Körper bekleckert hatte.
    Für einen Moment verspürte ich Panik, als Allie meinen Vorschlag ablehnte,
an diesem Tag nicht in die Schule zu gehen. Ich wollte ihr nichts von den Drohungen
des Dämons erzählen. Obwohl sie nun wusste, dass es Dämonen gab, sah ich keinen Sinn
darin, ihr das Gefühl zu vermitteln, hinter jeder Ecke lauert eine Gefahr. Ich
wollte zwar, dass sie in Sicherheit war und auf sich aufpasste, aber ich wollte
keine verängstigte Tochter heranziehen.
    Außerdem gab mir die Tatsache, dass David zumindest diesen Dämon erledigt
hatte, eine gewisse Ruhe.

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