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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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mir weggerissen wurde.
    Ich fiel rückwärts und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Vor mir sah ich
das Bild einer blutigen Krähe, deren Flügel ausgebreitet waren und die von einem
Messer mitten ins Herz getroffen war.
    Eine Sekunde später verwandelte sie sich in einen Wirbel aus gelben und
roten Flammen. Dieser Wirbel wurde immer schneller und tobte wie eine Windhose, bis
auch die letzten Überreste des Vogels in den Strudel gerissen wurden. Nichts blieb
von ihm übrig. Nun gab es nur noch den Himmel mit seinen funkelnden Sternen und
David, der neben mir stand, sein Messer in der Faust.
    Er steckte es ein und streckte die Hand aus, um mich auf die Füße zu
ziehen. »Eine Höllenkreatur«, sagte er.
    Ich nickte und sah mich um. Ich suchte die Gegend und den Himmel ab, ob
sich noch irgendwelche Begleiter der Krähe entdecken ließen – mochten es Vögel,
Höllenhunde oder Dämonen auf zwei Beinen sein. Bisher war ich in San Diablo erst
einmal einem Höllenhund begegnet, und ich muss zugeben, dass ich jederzeit einen
Dämon in Menschenform einem solchen Monster vorziehe.
    In dieser Nacht jedoch sah ich nichts. Allerdings hatte mich die Begegnung
mit der Krähe ziemlich nervös gemacht. Ich wandte mich an David. »War das eine
Warnung der Dämonen? Was meinst du?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte dieser und riss die Augen auf. »Ich
glaube, das war erst der erste Akt.«
    Ich wirbelte herum und sah, wen er so entsetzt angestarrt hatte. Es war
mein Tanzpartner, der auf einem riesigen Mastiff auf uns zugeritten kam – auf einem
Höllenhund mit gigantischen Reißzähnen, blutroten Augen und offenbar ziemlich
schlecht gelaunt. Ein zweites Untier rannte neben ihm her. Auf ihm saß zwar kein
Reiter, doch das Monster wirkte genauso wild entschlossen wie sein Kollege.
    Höllenhunde sind keine echten Hunde, sondern dämonische Manifestationen,
die aus den Tiefen der Hölle kommen, wenn ein Dämon sie ruft.
    Der Boden unter unseren Füßen erzitterte, als die Mastiffs auf uns
zudonnerten. Für einen Moment überlegte ich mir, davonzurennen. Aber wohin hätten
wir uns schon wenden können? Wir waren nicht nur in eine Ecke gedrängt – denn der
Dämon mit seinen Helfern befand sich zwischen uns und dem Parkplatz, während hinter
uns die tödliche Klippe wartete –, sondern eine Flucht hätte auch nur den
unvermeidlichen Kampf hinausgezögert.
    Hinter mir zog David einen Degen aus seinem Stock.
    Ich fasste mir über die Schulter und nahm die Armbrust, um sie anzulegen.
Einer der Höllenhunde raste direkt auf mich zu. Von seinen Lefzen tropfte Schleim,
seine Augen waren vor Blutgier ganz glasig.
    Er kam immer näher. Ich stand stocksteif da und wartete, denn ich wusste,
dass ich nur eine Chance hatte, den bestmöglichen Schuss abzugeben. Es war keine
gute Idee, sich mit diesen Monstern zu raufen, und die Vorstellung, völlig zerbissen
nach Hause fahren zu müssen, sagte mir sowieso nicht sonderlich zu.
    Endlich setzte der Hund zum Sprung an. Er benutzte seine gewaltigen
Hinterläufe, um sich vom Boden abzudrücken, wobei er mich keine Sekunde lang aus den
Augen ließ. Während er auf mich zuflog, sah ich, wie der andere Hund David
attackierte, der jedoch sogleich den Unterleib des Tieres mit der Spitze seines
Degens aufschlitzte.
    Ich hörte, wie der Mastiff vor Schmerz heulte. Dann hörte ich nichts mehr
außer dem blutrünstigen Fauchen meines Angreifers, der nur darauf zu warten schien,
mich zerfetzen zu können.
    Das Untier befand sich jetzt kurz vor mir. In der letztmöglichen Sekunde
drückte ich ab, und der Pfeil schoss in sein Ziel. Es war ein perfekter Schuss. Er
durchdrang das Herz des Höllenhundes, aus dem eine schwarze, dicke Flüssigkeit
austrat. Sie zeigte mir, dass ich das Leben des Monsters zumindest auf Erden
ausgelöscht hatte.
    Ich verschwendete jedoch keine weitere Sekunde, um auch nur Atem zu holen.
Wenige Meter von mir entfernt – ganz in der Nähe des Kliffs – war David noch immer
damit beschäftigt, mit dem verletzten Hund und meinem dämonischen Tanzpartner zu
kämpfen.
    Es war offensichtlich, dass dieser Hund kein normales Tier war. Trotz der
Tatsache, dass ihm die Eingeweide aus dem aufgeschlitzten Bauch hingen, machte er
nämlich verbissen weiter.
    Der Mastiff drückte David nun mit seinem Gewicht nieder, während der Dämon
drohend über ihm stand. Er hielt die Spitze von Davids Degen gegen dessen
Halsschlagader gepresst.
    »Nicht!«, schrie ich und stürzte auf die Gruppe
zu.

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