Wie angelt man sich einen Daemon
ihn auffordernd
anblickte. »Ich will heute noch zwei Wohnungen anschauen. Eine Immobilienmaklerin
holt mich in einer Stunde ab.«
»Eddie…«
Er hielt beide Hände hoch. »Sobald du mir sagst, dass alles in Ordnung
geht, werde ich nicht weitersuchen. Aber bis dahin…« Er beendete seinen Satz nicht,
sondern zuckte nur mit den Achseln.
Ich runzelte die Stirn. Bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit
gefunden, mit Stuart über Eddies Wohnsituation zu sprechen. Und da mein Mann heute
Nachmittag öffentlich seine Kandidatur für das Amt des Bezirksstaatsanwalts
verkünden wollte, nahm ich nicht an, dass er einen Anruf von mir an diesem Tag
sonderlich schätzen würde.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, gab Cutter zu bedenken. »Außer
Erics Hinterlassenschaft zu durchsuchen, meine ich.«
Ich sah ihn neugierig an.
»Ich versuche weiterhin herauszufinden, ob dein Mann nicht noch ein anderes
Schließfach hatte. Wenn das der Fall wäre, könnte darin vielleicht die Antwort auf
deine Fragen liegen.«
Falls er aber kein weiteres Schließfach hatte, dachte ich, wird das
Geheimnis um Erics Tod nur noch verzwickter.
Kurz darauf gingen sowohl Eddie als auch Cutter. Laura und
ich setzten uns auf die hintere Veranda und begannen, die Kartons mit Erics alten
Sachen zu durchsuchen. Die Luft war kühl, und eine angenehme Brise wehte vom Meer
her über die Stadt. Eine Weile durchforsteten wir schweigend die Kisten, bis es mir
zu blöd wurde.
»Was?«, wollte ich wissen.
Laura, die sich gerade über einen Karton beugte, um mit ihrer gesunden Hand
einen Aktenordner herauszufischen, sah mich fragend an. »Wie ›was‹?«
Ich half ihr, den Ordner herauszuziehen. »Dich beschäftigt doch etwas. Los,
heraus damit. Sag schon, was dich quält.«
Ihre Lippen zuckten, und sie schlug sich eine Hand vor den Mund, als ob sie
ein Lächeln verbergen wollte.
Ich seufzte. »Okay. Was ist los?«
»Kate, mich quält überhaupt nichts. Ich schwöre es. Aber wenn ich so
darüber nachdenke…« Sie brach ab und sah mich mit funkelnden Augen an. »Irgendetwas
hältst du doch zurück. Spuck es
aus.«
Innerlich verfluchte ich mich, weil ich mich selbst in diese Lage
hineinmanövriert hatte. »Da gibt es nichts auszuspucken.«
»Kate, ich habe eine Tochter im Teenageralter. Hör mit dem Theater auf –
heraus damit.«
Ich schloss die Augen und überlegte, was ich sagen sollte. Ich wollte ihr
eigentlich nicht erzählen, was passiert war. Dieser Moment war so unwirklich, so
intim gewesen. Wenn ich Laura davon erzählte, würde es wahrscheinlich viel realer
werden.
Andererseits war Laura meine erste enge Vertraute, die nicht zur Forza gehörte. Wir besprachen alle
Probleme miteinander, ob es sich nun um unsere Kinder oder um unsere Ehen handelte.
Im Grunde wollte ich auch wissen, was sie davon hielt. Psychologisch betrachtet,
hatte Laura recht: Ich hatte mich offenbar so auffällig benommen, dass ihr fast
nichts anderes übrig geblieben war, als mich zu fragen, was los war.
Also erzählte ich ihr die Geschichte. Ich schilderte die ganze Situation so
nüchtern, als ob es sich um einen Kampf mit einem Dämon gehandelt hätte. Doch zum
Schluss entwischte mir trotzdem ein leiser Seufzer.
»Wow«, sagte Laura und seufzte ebenfalls.
»Es war etwas, was nur in diesem Moment passieren konnte«, meinte ich
leichthin. »Ich glaube nicht, dass ihm überhaupt klar war, was er da tat.«
»Aber du hast seinen Kuss erwidert.«
»Ich weiß«, antwortete ich gequält. Ich sackte ein wenig in mich zusammen
und fühlte mich auf einmal sehr schlecht. »Das war schon ziemlich dürftig von mir.
Ich befürchte, bald in Schuldgefühlen zu ertrinken.«
»Das musst du nicht.« Sie schüttelte den Kopf, und ich konnte deutlich
sehen, dass sie die ganze Sache ziemlich mitnahm. »Du kannst mir glauben. Ich weiß,
wovon ich spreche. Ich habe diese ganze Betrügerei am eigenen Leib erfahren müssen.
Du hast nichts Schlimmes gemacht. Es waren außergewöhnliche Umstände und nicht
geplant. Euer Ehren, die Angeklagte ist unschuldig.«
»Und David?«
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Den wirst du im Auge behalten
müssen.«
»Toll.«
Sie lachte. »Ach, Kate, ich mache doch nur Witze. Du wärst beinahe gestorben. Die ganze Situation war
hochexplosiv. Da hat er sich eben vergessen. Das ist alles. Weiter war da sicher
nichts.«
»Aber diese Spannung zwischen uns«, sagte ich. »Die wird nicht so einfach
verschwinden.«
Laura sah mich mit warmen
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