Wie angelt man sich einen Daemon
sprechen könntest.«
»Jetzt?«
»Wenn das möglich wäre. Er meinte, dass er dir etwas Interessantes zu sagen
hätte. Angeblich geht es um euren gemeinsamen Bekannten. Andra, glaube ich, heißt
er. Sagt dir das irgendwas?«
»Oh, ja«, beteuerte ich. »Und ob.«
Gewöhnlich brauche ich etwa eine Viertelstunde, um von
unserem Haus zur Kathedrale zu fahren. Diesmal aber schafften wir es in weniger als
zehn Minuten. Laura klammerte sich mit ihrer gesunden Hand ans Armaturenbrett und
schimpfte leise vor sich hin: Zwei gebrochene Arme könne sie nun wirklich nicht
gebrauchen, und es wäre ihr auch ganz lieb, noch etwas am Leben zu bleiben.
»Kate«, begrüßte mich Father Ben, als ich durch seine Bürotür stürmte. Er
bekreuzigte sich und sah mich dann todernst an. »San Diablo steckt in großen
Schwierigkeiten«, erklärte er. »Wenn wir recht haben, sogar in unvorstellbar großen
Schwierigkeiten.«
Das klang nicht gut. Ich schluckte und ließ mich auf einen der Stühle
fallen. »Was ist los? Haben Sie herausgefunden, um welchen Stein es sich handelt?
Wissen Sie, wo Andramelech gefangen gehalten wird?«
»Es ist der Stein des Salomon.« Er sah Laura an. »Es waren Ihre
Internetrecherchen, die uns darauf brachten. Sie haben den Hinweis auf den Erzengel
gefunden, und deshalb hat sich die Forza in Rom auf den heiligen Michael konzentriert. Dabei…«
»Einen Augenblick«, unterbrach ich ihn und hob eine Hand. »Ich weiß, dass
Laura ihre Sache ausgezeichnet macht, aber können wir kurz noch mal einen Schritt
zurückgehen. Welcher Stein des
Salomon?«
»Geht es hier um König Salomon?«, wollte Laura wissen.
»Kennst du dich da etwa aus?« Ich war ziemlich beeindruckt.
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist der einzige Salomon, von dem ich bisher
gehört habe. Der aus dem Alten Testament, nicht wahr?«
»Genau der«, erwiderte Father Ben. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Offensichtlich wurde ihm allmählich klar, dass die Neuigkeiten, die er hatte, zwar
schlimm sein mochten, aber dass weder Laura noch ich großartig davon beeindruckt
sein würden, bis er uns nicht diese ganze Salomon-Sache erläutert hätte.
»Als Salomon den Tempel in Jerusalem erbaute«, begann Father Ben, »quälte
und störte ihn der Dämon Ornias so sehr, dass er nicht weiterkam. Als er erfuhr,
dass es der Dämon war, der da seine Hände im Spiel hatte, bat er Gott, ihm Macht
über den Dämon zu geben.«
»Einen Moment«, unterbrach ich ihn erneut. »Ich kenne diese Geschichte. Der
Erzengel Michael half Salomon, den Dämon festzuhalten und ihn dazu zu zwingen, dann
selbst den Tempel aufzubauen. So musste er die Arbeit verrichten, die er zuvor zu
verhindern suchte.«
»Ja, das ist in etwa die Geschichte«, stimmte Father Ben zu.
»Aber sie geht noch weiter.«
»Ja, tut sie.« Er blickte von mir zu Laura. »Nachdem der Tempel
fertiggestellt worden war, brauchte man den Dämon nicht mehr für die Arbeit. Man
hielt ihn in dem Stein gefangen, wo er mithilfe des heiligen Michael für alle
Ewigkeiten bleiben sollte.«
»Aber? Ich höre doch ein deutliches Aber heraus«, sagte ich.
»Nein, da irren Sie sich«, widersprach mir Father Ben. »Das ist mehr oder
weniger das Ende der Geschichte von Ornias.«
»Oh.« Nachdenklich runzelte ich die Stirn. »Schön zu wissen, dass zumindest
einige Dämonen auch für alle Ewigkeit gefangen bleiben.«
»Außer, dass Andramelech versucht hat, ihn zu befreien«, warf Laura
ein.
»Genau«, sagte Father Ben.
»Das mag ja alles schön und gut sein«, meinte ich. »Aber was bedeutet das
für uns? Wir wissen noch immer nichts über diesen verdammten Stein. Handelt es sich
um einen Stein, der bei der Errichtung des Tempels benutzt wurde? Und falls ja –
warum versammeln sich die Dämonen dann gerade in San Diablo? Oder ist das hier
einfach nur der trendige neue Urlaubsort für Dämonen?«
Trotz der ernsten Lage musste Father Ben lächeln. »Ich weiß nicht, wo sich
der Stein befindet, um den es geht«, erklärte er. »Aber ich weiß, dass es sich nicht
um ein Felsstück handelt. Es ist ein Juwel. Als Ornias darin gefangen gehalten
wurde, ließ König Salomon den Stein so schneiden, wie ihm das vom Erzengel befohlen
worden war.«
»Warum?«
»Weil der Dämon auf diese Weise so wenig Platz wie möglich hatte.«
»Beengte Wohnverhältnisse also sozusagen«, warf Laura ein.
Father Ben lächelte sie an. »Als wir von Laura erfuhren, dass es
möglicherweise irgendetwas mit dem Erzengel Michael zu tun
Weitere Kostenlose Bücher