Wie angelt man sich einen Earl
Haut ihrer schlanken Schenkel unter seinen Fingerspitzen spürte. Angel schnappte nach Luft und stieß sie langsam und stockend wieder aus, als Rafe zielsicher ihre empfindlichste Stelle fand und bedächtig streichelte. Versiert steigerte er Intensität und Tempo seiner erotischen Liebkosungen, bis ihr Atem nur noch in kurzen, harten Stößen kam. Auf dem Höhepunkt der Ekstase schrie sie laut und heiser seinen Namen und ließ ihren Kopf nach hinten fallen. Ihre Beine zitterten so heftig, dass Angel Angst hatte, sie würden unter ihr nachgeben.
Instinktiv streckte sie die Hand aus und fand Halt am Türrahmen dicht vor ihr. Kraftlos ließ sie sich dagegensinken und drehte sich langsam zu Rafe um. Sein Anblick traf sie wie ein Hieb in den Magen. Er wirkte so überwältigend männlich, hart und kraftvoll. Und gleichzeitig seltsam misstrauisch und … verletzlich?
Nein, sie musste sich irren! Dafür war er viel zu selbstsicher und bestimmt, zu fordernd und siegessicher! Erst nachträglich erkannte Angel, wie sehr Rafe sich bisher beherrscht und zurückgehalten haben musste. Und sie hatte sich absolut nicht geirrt, was seine Gefährlichkeit betraf!
Rafe McFarland ist nicht nur reich und ein Earl, sondern eine ernsthafte Bedrohung für meinen Seelenfrieden! Er sieht und weiß schon viel zu viel von mir …
Wie absichtslos strich Rafe ihr leicht über Stirn und Wange. Im Gegensatz zu der fast zärtlichen Geste war sein Blick hart und forschend, die Miene undurchdringlich. Angel konnte die Intensität der auf sie einstürmenden Emotionen kaum noch ertragen. Sie durfte nicht so empfinden, es würde alles zerstören …
Doch als er seine Hand abrupt zurückzog, fühlte sie sich wie verloren. Es war, als hätten seine Finger eine feurige Spur auf ihrer Haut hinterlassen. Wie sollte sie sich gegen einen Mann wehren, der eine kleine, flüchtige Geste als Demonstration seiner Macht über sie nutzte?
Rafe spürte, wie sie sich innerlich von ihm zurückzog.
„Ah … verstehe!“ Bitterkeit und Verachtung ließen seine Stimme noch härter und kälter klingen als sonst. „Dem Monster ins Gesicht schauen zu müssen, ist weit weniger aufregend und stimulierend, oder? Unmöglich, sich vorzumachen, man würde von jemand anderem berührt. Verzeiht, Mylady , ich habe mich vergessen.“
Sie schluckte und fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. Doch noch bevor sie seinen Namen sagen konnte, hatte Rafe sich abgewandt und war im Dunkel des riesigen Herrenhauses verschwunden. Mit hängenden Armen und am ganzen Körper zitternd blieb sie zurück und fühlte sich, als hätte sie etwas sehr Kostbares verloren.
Angel kam einfach nicht zur Ruhe. Alles hatte sie versucht, um den ersehnten Schlaf zu finden, sogar Schafe gezählt, doch es war vergebens. Genau wie die ausführliche E-Mail, die sie an Allegra geschrieben hatte. Eine ziemlich bizarre Geschichte über die Zeit zwischen der Verlobungsparty in Santina und dem heutigen Abend, die schließlich im virtuellen Papierkorb gelandet war.
Die sensible, auf Sicherheit bedachte Allegra würde niemals nachvollziehen können, was sie veranlasst hatte, Rafe zu heiraten, und dann auch noch derart überstürzt. Und noch weniger würde sie die verworrenen Gefühle verstehen, die sich Angel selbst kaum eingestand.
Nachdem sie sich eine weitere Stunde schlaflos in ihrem Bett gewälzt hatte, startete Angel einen neuen Versuch.
… fand ich mich plötzlich irgendwo in den Highlands wieder, mitten im schottischen Nirgendwo, mit nur einem Earl als Gesellschaft in einem alten Herrenhaus, das auch noch zur Hälfte abgebrannt ist. Würde dir ja gern die Adresse zukommen lassen, befürchte aber, mit einem Trick ins Mittelalter gebeamt worden zu sein …
Das war dazu gedacht, Allegra, die genau wusste, wie sehr Angel auf Londons Trubel und die kurzen Wege zur nächsten U-Bahn-Station angewiesen war, zum Schmunzeln zu bringen.
Die gute Nachricht ist: Bisher ist es mir erspart geblieben, einen Kilt zu sehen, einen Dudelsack zu hören oder etwas so Schreckliches wie ‚Haggis‘ probieren zu müssen! All das wird mir aber sicher in naher Zukunft blühen … hoffe, mit ‚Prince Charming‘ ist alles okay … Xx
Angel hatte zwar etwas ganz anderes schreiben wollen, aber immerhin lenkte es sie für eine Weile ab, nachdem sie auf Senden gedrückt und ihren Laptop zugeklappt hatte. Es war vermutlich der Kontakt nach draußen, der sie die Einsamkeit einen Moment vergessen ließ, doch lange
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