Wie angelt man sich einen Earl
Weise.“
Plötzlich lag etwas in der Luft, das nichts mit dem elektrisierenden Kick zu tun hatte, den er bei ihrem ersten Treffen gespürt hatte, oder mit dem sexuellen Hunger, der ihn peinigte, wann immer sie in der Nähe war. Es wog schwerer, brachte sein Blut zum Rauschen und sprengte fast seine Brust.
„Hat deine Mutter auch euer Haus niedergebrannt?“, fragte er heiser.
„Im bildlichen Sinn … ja“, sagte Angel leise. „Aber den Schaden, den sie dabei angerichtet hat, kann man nicht mehr reparieren, befürchte ich. Und sie würde auch nie nur den leisesten Versuch dazu starten.“
Rafe nickte schwer. „So, wie der Brand auch die Geister von Pembroke Manor nicht vertreiben konnte …“
„Sie liegen immer noch auf der Lauer, oder?“ Ihre Stimme klang so verständnisvoll, dass sein Hals ganz eng wurde. „Wir alle haben mit ihnen zu kämpfen. Dieses Haus … du … ich.“
Er wollte weder Mitleid noch Verständnis. Das ging alles viel zu tief. Was immer sich gerade zwischen ihnen entwickelte, es machte ihm Angst und trieb ihn so unaufhaltsam auf sie zu, dass er an nichts anderes mehr denken konnte als an ihren warmen, weichen Körper an seinem.
„Was hast du vor?“, fragte Angel etwas atemlos und stand auf, als wolle sie vorsichtshalber mehr Distanz zwischen sich und ihren Mann legen. Da Rafe aber im gleichen Moment einen Schritt auf sie zugemacht hatte, standen sie jetzt sehr dicht voreinander.
„Ich denke, das weißt du sehr gut“, murmelte er heiser. Heftiges Verlangen pulsierte schmerzhaft in seinen Lenden, doch mit eiserner Selbstdisziplin hielt Rafe sich zurück, obwohl es ihm unsagbar schwerfiel, seine Frau nicht zu berühren. Immerhin hatte er versprochen zu warten, bis sie zu ihm kam. Und er würde sein Wort halten.
„Rafe …“ Wieder schluckte sie heftig, als kämpfe sie gegen die gleichen Dämonen und Begierden an wie er, nur mit mehr Erfolg.
„Seit zwei Wochen hast du dich hier in der Bibliothek verschanzt“, sagte er mit schwankender Stimme, „und ich habe dich nicht bedrängt. Ich wollte dir das Einleben im Pembroke Manor so leicht wie möglich machen.“
Angel fixierte ihn stumm und ängstlich, wie das Kaninchen die Schlange. Doch in den wundervollen blauen Augen glomm ein Funke, der die Hitze in seinen Lenden noch schürte. Oh, ja, sie würde ihm ganz gehören, aber nicht hier. Nicht jetzt.
„Ich bin ein Mann … dein Mann, und ich habe gewisse Bedürfnisse und Forderungen an dich. Nenn es, wie du willst“, sagte er fast grob. „Aber fürs Erste würde ich mich freuen, wenn du mir wenigstens abends beim Dinner Gesellschaft leistest. Ist das okay?“
„Zieht man sich hier zum Dinner um?“, wich Angel seiner direkten Frage aus.
„Wenn du magst …“, murmelte Rafe erstickt und stellte sich vor, wie er unter der kalten Dusche stand. „Ich selbst habe keine große Lust dazu.“
„Ich dachte, als Countess würde ich viel mehr elegante Kleider brauchen.“ Es klang, als wäre sie enttäuscht, dass es hier außer ihnen beiden nur noch das Personal gab, das gut bezahlt wurde, um sich unauffällig im Hintergrund zu halten. „Was du getrost als Beschwerde werten darfst“, fügte sie spitz hinzu.
„Wie gesagt, du kannst tragen, was du willst.“
Das klang brüsk und regelrecht abweisend. Absolut unsensibel, wie Rafe am verletzten Blick seiner Frau ablesen konnte. Verdammt! Aber anstatt gegen seinen rüden Ton zu protestieren, nickte sie nur und verbarg ihre wahren Gefühle hinter ihrer lächelnden Fassade.
„Außer, du trägst deine Maske“, knurrte er jetzt auch noch gereizt und hasste sich dafür. „Die solltest du zukünftig in deinem Zimmer lassen.“
Seine harten Worte klangen immer noch in ihr nach, als Angel am gleichen Abend das kleine, private Esszimmer betrat, wie Rafe es genannt hatte.
Ihre Garderobe hatte sie ordentlich verstaut im riesigen Wandschrank ihrer Suite vorgefunden. Bewusst wählte Angel ihr elegantestes Outfit, ein extravagantes Kleid in sattem Rubinrot. Wie ein seidiger Wasserfall floss es von dem großzügigen Ausschnitt, der ihre vollen Brüste perfekt in Szene setzte, bis zu den Füßen hinab. Dass sie damit dem Hauptgang des Dinners harte Konkurrenz machte, wusste sie sehr wohl und hoffte, ihren Gatten so von seinem ständigen Gerede über Masken abzulenken! Nachdem sie ihr altes Leben hatte aufgeben müssen, war die einstudierte Sorglosigkeit das Einzige, was ihr blieb. Sie versprach ihr Halt und Schutz in einer fremden Welt,
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