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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Crews
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der Gedanke, tatsächlich in Chantelles Fußstapfen zu treten, ihre sarkastischen Prophezeiungen zu erfüllen und schließlich so zu enden wie ihre Mutter. Desillusioniert, getrieben, verstrickt in einem Gefühlschaos, aus dem es kein Entrinnen gab. Falls es nicht bereits zu spät war!
    „Verlier den Kopf, und du verlierst die Kontrolle, Sweetheart “, hatte eine von Chantelles goldenen Lebensregeln gelautet. „Und im nächsten Schritt verlierst du alles.“
    „Ich werde niemals so sein wie du!“, hatte Angel darauf vehement protestiert. Damals konnte sie kaum älter als zehn gewesen sein. Es war einer dieser rührseligen Momente gewesen, die ihre Mutter immer ergriffen, wenn sie sich in irgendeine Falle manövriert hatte, aus der andere sie befreien mussten … egal wer.
    Aber Chantelle hatte nur heiser gelacht. „Das sagen sie alle! Aber niemand von uns ist so groß und so stark, dass ihn die Liebe nicht aufs Normalmaß reduzieren könnte. Nicht einmal ich … und auch du nicht, Sweetheart .“
    Nur zu gut konnte sie sich noch an das missbilligende Schnauben ihrer Mutter erinnern. Doch Angel hatte ihre Worte damals schon todernst gemeint.
    Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt und wollte es auch gar nicht. Einen verheirateten Mann, der einen Teenager geschwängert und im Stich gelassen hatte, konnte man ja wohl auch kaum als Vater bezeichnen, oder? Aber was ihr immer noch zusetzte, war die Tatsache, dass die frühreife, mit allen Wassern gewaschene Chantelle ausgerechnet diesem verantwortungslosen Kerl ihr Leben lang nachtrauerte.
    Es war diese dunkle, ausschließliche Leidenschaft und Besessenheit, die sie Angel in ihren schwärzesten Momenten immer wieder schilderte, in verlockenden Farben und eindrücklichen Bildern. Wenn die Liebe nur ein gefährliches Instrument war, um den Betroffenen zur willenlosen Marionette seiner Gefühle zu machen, dann wollte Angel nichts damit zu tun haben.
    Bis sie Rafe traf!
    Sie hatte Angst … Angst vor ihrem eigenen Mann. Das war es, was sie sich auf ihrem langen einsamen Weg durch den dunklen Wald widerstrebend eingestand. Für eine selbstständige, moderne junge Londonerin kam das einer Bankrotterklärung gleich, oder nicht?
    Würde diese unerwartet heftige, ausschließliche Leidenschaft, die sie gegen ihren Willen für Rafe entwickelte, ihr Leben ruinieren? So wie es ihrer Mutter passiert war?
    Angel hatte den Wald hinter sich gelassen, blieb stehen und starrte auf die unbewegte, schwarze Wasserfläche. Dann schaute sie zurück in die Richtung, wo Pembroke Manor lag, und spürte, wie ihr Herz bis zum Hals schlug, als sie das alte Herrenhaus auf dem Hügel liegen sah, den sie offensichtlich halb umrundet hatte.
    Aus der Ferne wirkte es nicht düster und bedrohlich, sondern … anrührend.
    Sie schalt sich selbst albern, doch der Eindruck blieb. Und jetzt was? fragte sie sich, den Blick immer noch fest auf das zur Hälfte niedergebrannte Heim des Achten Earl of Pembroke gerichtet. In dem Moment brach die Morgensonne durch den grauen Wolkensaum.
    Wohin willst du jetzt gehen? Was willst du tun?
    Sie hatte keine Freunde, zumindest keine echten, weil sie niemanden dicht genug an sich heranließ. Nicht einmal die eigene Familie – besonders nicht die egozentrische Izzy oder ihre geldgierige Mutter. Und was wussten selbst Ben und Allegra wirklich von ihr? Eigentlich nichts, wenn man es genau nahm.
    Außerdem hatte sie kein Geld. Jetzt, mit fünfzigtausend Pfund Schulden, weniger denn je. Und dank Rafe und seinen umtriebigen Mitarbeitern hatte sie noch nicht einmal eine Wohnung.
    Als sie ein Geräusch hinter sich hörte, fuhr Angel herum und sah Rafe aus dem dunklen Wald treten. Das hätte sie überraschen sollen, tat es aber nicht. Wahrscheinlich geschah im Haus dieses Mannes nur wenig, was ihm entging. Ebenso wenig wunderte Angel sich über ihr wild schlagendes Herz.
    „Ich wusste gar nicht, dass du auf lange Morgenspaziergänge stehst.“ Seine Stimme war mindestens so kalt wie der Reif auf Gräsern und Bäumen. „Besonders, weil es mit draußen und Natur zu tun hat.“
    Wenn möglich wirkte er heute Morgen noch verschlossener und abweisender als sonst.
    „Allerdings zwei Begriffe, mit denen ich bisher wenig anfangen konnte“, bestätigte Angel. „Aber was soll ich machen, wenn ich von hier wegwill?“
    „So bald schon?“, fragte Rafe mit erhobenen Brauen. Es klang bitter, aber nicht überrascht. „Eigentlich habe ich dich für starrköpfiger gehalten.“
    Sie

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