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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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nun nicht mehr im Spaß:
    »Vom Zyklus her ist das natürlich falsch. Die Stadt wird immer ärmer und ärmer, und der Verein wird wohlhabender und größer. In den 60er-Jahren musste die Stadt dem Verein das Stadion Glückauf-Kampfbahn für 850 000 DM abkaufen, damit er seine Schulden bezahlen und in der Liga bleiben konnte. Und heute müssen wir alles machen, damit die Stadt überleben kann. Ohne uns wäre hier gar nichts. Das Parkstadion, okay, aber sonst nichts.«
    Teammanager Andreas Müller, nach neun Jahren im Schalker Mittelfeld im Jahr 2000 als Lehrling bei Assauer in den Bürojob gewechselt, sieht die Entwicklung mit der Anti-Assauer-Stimmung damals kommen: »Ich hatte ihn immer gewarnt: ›Pass auf, die fangen an, da läuft was gegen dich. Du musst sie ernst nehmen.‹ Aber stur, wie er war, meinte er immer nur: ›Die können mir nichts.‹ Tönnies war ein Narzisst, dem war der Rudi zu groß. Und dann folgt ein ganz entscheidender Moment: die Abstimmung des Aufsichtsrats über den neuen Vorsitzenden im November 2001. Möllemann, ein Vertrauter Assauers, verlor gegen Tönnies mit vier zu fünf Stimmen.«
    Es hing an genau einer Stimme. Der FDP-Politiker war seit 1983 Vereinsmitglied, dann zweimal Vorsitzender des Schalker Verwaltungs- bzw. Aufsichtsrats: von 1993 bis 1995 und von 1998 bis 2001. Die Niederlage Jürgen Möllemanns begründete die sukzessive Entfremdung Assauers von seiner Lebensaufgabe FC Schalke 04.
    »Ein richtig enger Freund war Möllemann nicht, aber er hat mich respektiert. Er war einer, der immer in die Richtung gegangen ist, die er angekündigt hatte. Ich mochte seine Art. Der hat nicht herumgeeiert, sondern gesagt: Okay, wir machen das so. Wupp, durch. Nur wegen Möllemann und auch wegen Guido Westerwelle – zwei echten Persönlichkeiten – bin ich in die FDP eingetreten. Früher habe ich CDU gewählt. Als Möllemann durch den Absturz mit einem Fallschirm im Juni 2003 starb, dachte ich: Jetzt ist eine Ära zu Ende. Den haben sie in der Partei ja ziemlich in die Mangel genommen. Nee, für mich hieß es: raus aus dieser Partei, schnell raus.«
    Der zweite Einschnitt für Assauer bei Schalke folgte im Sommer 2002, als sich Trainer Huub Stevens nach knapp sechs Jahren verabschiedete. Nie während seiner ersten und zweiten Ära hat der Manager Assauer mit einem Trainer enger, vertrauter und erfolgreicher zusammengearbeitet. Er selbst sagt im Rückblick:

    »Huub und ich – das war ein Team. Im Pott sagt man zu solch einer Konstellation: ein Kopp und ein Arsch.«
    Müller sieht in Stevens’ Abschied den nächsten emotionalen Bruch Assauers mit Schalke: »Als Huub ging, war das sehr schwer zu verkraften für Rudi. Da ist in ihm etwas gestorben, als die Zusammenarbeit endete. Dem hat er lange hinterhergetrauert. Ihm war klar, dass es schwer bis unmöglich werden würde, solch eine Idealkonstellation wiederzufinden.«
    Möllemanns Abstimmungsniederlage und Stevens’ Abgang stellten zwei Nackenschläge für Assauer dar. Der Repräsentant der königsblauen Philosophie, der Chefverkäufer des Produktes Schalke 04, der Ideengeber, der Weg-frei-Räumer hatte damals – ohne es zu ahnen – bereits die beste Zeit hinter sich. Er sollte nun in einen Machtkampf mit Tönnies geraten und sich von außen zunehmenden Attacken ausgesetzt sehen. Immer wieder wird Assauer wegen seines angeblich zu hohen Alkoholkonsums attackiert. Im September 2005 macht Jörg Wontorra als Gastgeber der DSF-Talkrunde Doppelpass die Alkoholvorwürfe öffentlich. Als Assauers Wutrede nach einer 0 : 1-Pleite der Schalker in der Champions League beim PSV Eindhoven eingespielt wird, sagt der Moderator live auf Sendung: »Wenn man da so ein bisschen auf den Zungenschlag hört, die Bild -Zeitung würde da sehr doppeldeutig titeln: ›Assauer voll dabei‹. Das ist vielleicht auch noch ein ganz kleines Problem, das man besprechen sollte.« Kurz darauf lässt Wontorra in der Expertenrunde noch die Frage folgen: »Inwieweit sollte ein Manager aufpassen, dass sein Grundnahrungsmittel nicht den ganzen Tag über flüssig ist?« Ein Affront, so der Aufschrei in der Medienwelt. Die Entschuldigung des Senders und des Moderators folgt noch am selben Tag, wie Assauer bestätigt.

    »Das DSF hat sich im Laufe des Tages telefonisch und per Fax bei mir entschuldigt. Auch Wontorra hat angerufen, am Sonntagabend und am Montagvormittag. Er sagte, dass es ihm furchtbar leidtue und dass es ein Blackout gewesen sei. Damit ist die Sache für mich

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