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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Konietzka, Brungs und Kapitän Aki Schmidt – einfach ’ne Riesentruppe. Diese gestandenen Profis haben mich Azubi jedoch gut aufgenommen, da gab es nichts.«
    Schnell merken die Mitspieler, dass sich der Neue, dieser Assauer, etwas traut und Mut hat – obwohl er das Küken ist. »Damals hatte ich das Sagen in der Truppe, ich war der Kapitän«, erzählt Alfred Schmidt, von allen nur Aki gerufen. »Jungspund Rudi gab sich als Neuankömmling natürlich erst mal kleinlaut. Er durfte sich auch nichts erlauben, sonst hätten ihn die Alten weggebissen. Aber schon in seinem ersten Training habe ich gesehen: Hoppla, der kann was. Das ist einer. Ihm war das bewusst. Und so hat er dann auch gekickt: leicht überheblich. Durch seinen Stil und seine Art kam er etwas arrogant rüber, mit seiner frechen Schnauze erlaubte er sich bald mehr und mehr.« Daher erteilt Boss Schmidt, damals 29 Jahre alt, dem etwas vorlauten Emporkömmling eine Lektion. Der Tatort: eine Bar in Dortmund. »Ich habe ihm gesagt: ›So, und jetzt hauen wir zwei mal eine schöne, dicke Pulle weg.‹ Die Flasche Schampus hat 50 Mark gekostet, damals ein Vermögen. Rudi war begeistert, bis ich zu ihm meinte: ›Du bist der Jüngere, du zahlst.‹ Zähneknirschend hat Assi geblecht und war eine Zeit lang nicht gut auf mich zu sprechen. ›Dieser Sauhund legt mich rein und lässt mich zahlen‹, hat er damals vor sich hin geschimpft.«
    Trotz des kostspieligen Denkzettels von Schmidt kann es Assauer nicht lassen. Die Warnungen von Käpt’n Schmidt, keine Intrigen zu spinnen, schlägt er in den Wind. Er zieht Redder, Kurrat und Tilkowski auf seine Seite, es bilden sich Grüppchen im Team. Trainer Hermann Eppenhoff, ein früherer Schalker Spieler, gutmütig, lieb und nett, eine Vaterfigur, lässt Assauer an der langen Leine – zunächst. Zu Saisonbeginn macht Assauer dann am 22. August sein erstes Bundesligaspiel im Stadion Rote Erde vor 42 000 Zuschauern gegen Hannover 96. Er steht in der Startelf. Und Dortmund verliert 0 : 2.
    »Einer hatte sich verletzt, und schon kam ich dran. Ich weiß noch, dass es richtig gegossen hat an dem Tag. Egal. Ich war der Jüngste auf dem Platz bei meinem ersten Bundesligaspiel zusammen mit all den Dortmunder Stars. Lothar Emmerich zum Beispiel war eine Kante. Und was für eine linke Pfote er hatte, eine enorme Klebe. Der war mit Abstand der Beste der Truppe. Aki Schmidt hatte als Leader der Truppe alles in der Hand. Trotz der Schampus-Nummer kam ich gut mit ihm aus, da er ein guter Kerl und ein Spaßvogel war, der die anderen ab und zu schön auf die Schippe genommen und veräppelt hat. Die Fans sangen immer: ›Wir haben Aki Schmidt, die Punkte nehmen wir mit.‹ Eine Woche nach dem Debüt konnte ich am zweiten Spieltag schon meinen ersten Bundesligasieg feiern. Bei Borussia Neunkirchen gewannen wir mit 2 : 1. Mein erstes Tor habe ich im Hamburger Volkspark gemacht, das 1 : 0 bei unserem 4 : 1-Auswärtssieg im November. Auch mein Europapokal-Debüt war für mich eine große Geschichte, ich war gleich in der ersten Runde beim 4 : 1 gegen Girondins Bordeaux dabei. Zum Rückspiel nach Frankreich durfte ich aber nicht mit, auch bei den Partien gegen Manchester United war ich außen vor. Die Saison lief für mich dennoch recht gut, ich spielte Vorstopper oder Ausputzer in der Abwehr. Wolfgang Paul fungierte als Libero hinter mir, das war ein Brecher. Meinetwegen hatte der aber meist weniger Arbeit. Ich hatte ein gutes Auge, um Situationen zu erahnen, und mir so recht schnell einen Stammplatz erkämpft. In der Rückrunde sah es plötzlich anders aus. Die Mannschaft spielte zwar stets im vorderen Drittel der Tabelle mit, aber Trainer Eppenhoff hatte sich mehr versprochen. Irgendwann muss er sich wohl gedacht haben, dass ich noch zu jung sei, und setzte wieder ältere Spieler ein.«
    Ab dem 18. Spieltag im Januar 1965 macht Assauer daher kein Spiel mehr, Eppenhoff setzt offenbar lieber auf Routine. An Sonntagen zieht es den Jungprofi immer wieder in seine Heimat Herten zurück. Schwester Karin ist begeistert, wenn der Bruder ab und an ein paar Mitspieler zum Familientreff mitbringt. Bei Kaffee und Kuchen wird im Hause Assauer dann jedes Spiel noch einmal durchgekaut. In der Bundesliga wird der BVB nach zweimaliger Tabellenführung und einem zwischenzeitlichen Absturz auf Rang acht am Ende Dritter und zieht nach einem 4 : 2 gegen den 1. FC Nürnberg ins DFB-Pokalfinale ein. Der Gegner: Alemannia Aachen. Gespielt wird im

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