Wie ausgewechselt
die Familie. Abermals gilt es, eine neue Mannschaft aufzubauen. Doch nicht nur das: Einen neuen Trainer muss er ebenfalls suchen. Als Sundermann zögert, das neue Schalker Vertragsangebot zu unterschreiben, wird es Präsident Fenne zu bunt. Er verkündet, dass die Zusammenarbeit mit Sundermann beendet ist.
»In meinen Zeiten als Schalke-Manager kannte ich keinen Urlaub. Wenn mir einer damit ankam, sagte ich: ›Urlaub? Was ist das denn? Meistens langweile ich mich da nur.‹ Nein, Ferien gab es für mich kaum. Ich hab in meinem Büro Urlaub gemacht. Ich erholte mich an meinem Schreibtisch, so war das wirklich. Das war mein Leben. 14 Tage am Stück habe ich, glaube ich, während meiner ganzen Managertätigkeit nie geschafft, höchstens mal zehn Tage. Und wenn meine Herzdamen unbedingt mit mir verreisen wollten, hab ich zu meiner Sekretärin Frau Söldner gesagt: Können Sie das nicht kaputt machen? Irgendeinen Termin reinschieben? Sie selbst hat auch immer große Augen gemacht, wenn sie mich über ihre Urlaubspläne unterrichtete. Dann hab ich geantwortet: ›Urlaub is nich. Es ist grün genug im Ruhrpott, Sie können doch hier Ferien machen.‹
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als kleiner Junge in den Ferien mit den Eltern höchstens mal zur Tante nach Düsseldorf gefahren bin – von Herten aus hieß das: ab in die Großstadt. Mehr war nicht drin. Das Tolle daran aber waren die Ausflüge zum Flughafen. Da haben wir dann auf der Aussichtsplattform gestanden und den Maschinen bei Start und Landung hinterhergeschaut. Mann, das war für mich als kleinen Steppke eine Schau. Ich wollte Pilot werden. Diese Uniformen! Die Reisen! Und natürlich die Stewardessen nicht zu vergessen. Da konnte ich ja noch nicht ahnen, dass mich später diese verdammte Flugangst plagen würde.
Wenn meine jeweilige Lebensabschnittsteilzeitgefährtin und ich tatsächlich mal verreist sind, dann nach Sylt oder an die Nordseeküste. Oder vielleicht mal Mallorca, an die Côte d’Azur, so was in der Richtung. Ich wollte mich aber immer bewegen, konnte nicht stillsitzen und nur rumliegen und faulenzen. Ich habe gerne Tennis gespielt, ein bisschen gekickt oder bin im Winter auch mal Ski gefahren – aber das geht ja heute alles nicht mehr.
Viel Schlaf gebraucht habe ich nie. Meistens nur fünf Stunden, und zack, stand ich da wie ’ne Eins. Wenn überhaupt, dann habe ich täglich Urlaub in der Sauna gemacht – mit einer Zigarre und der Bild -Zeitung. Früher meist fünfmal pro Woche, am Trainingsgelände oder wo ich auch immer im Hotel war. Drei bis vier Durchgänge, herrlich. Da kam ich zur Ruhe. Heute mache ich das nicht mehr.«
Assauer entscheidet sich bei der Trainersuche des Sommers 1983 für Diet helm Ferner, der zuletzt bei Hannover 96 gearbeitet hat. Der Schalke- Manager sieht in ihm genau den richtigen Mann für die verunsicherte Mannschaft. Ferner stellt scheinbar den perfekten Kompromiss dar – kein unsicherer Schweiger wie Siegfried Held, kein Zampano wie Jürgen Sundermann. Wie nach dem Abstieg 1981 ist auch diesmal der direkte Wiederaufstieg das Ziel. Was sonst? Die Routiniers Dietz, Drexler und Abel werden von Neueinkäufen von Manager Assauer ergänzt, die sich als Volltreffer erweisen: Klaus Täuber von den Stuttgarter Kickers, der als wuchtiger, nimmermüder Torjäger 18 Saisontore erzielt. Dazu der von Trainer Ferner aus Hannover mitgebrachte Bernd Dierßen als Spielgestalter und Michael Jakobs vom VfL Bochum als Linksverteidiger. Nur ein Mitläufer ist Michael Skibbe, der spätere Bundesligatrainer und Assistent von Nationalelf-Teamchef Rudi Völler. Ebenfalls im Kader: ein Talent namens Olaf Thon, 17 Jahre jung, von Assauer entdeckt beim STV Horst Emscher. Thon macht sämtliche 38 Zweitligaspiele, steuert 14 Tore bei. Ein Raketenstart eines Teenagers. Seine größte Stunde sollte dann im Mai 1984 im DFB-Pokalhalbfinale gegen den FC Bayern München schlagen. Thon stellt sich als eine der größten Entdeckungen Assauers heraus.
Die dünne Finanzdecke am Schalker Markt macht erfinderisch. Fenne und Assauer kommen in der Not auf neue Ideen: Externe Geschäftsleute finanzieren den Kauf von Profis, und der Verein trägt die laufenden Kosten. Erst bei einem Wiederverkauf soll sich der Vorschuss bezahlt machen, da die Ablösesumme zu einem vereinbarten Teil plus Profit zwischen Verein und den Investoren aufgeteilt wird.
Die Mission startet gut, erst am neunten Spieltag verliert Schalke eine Partie, und ab der
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