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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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1-Kantersieg im Dezember gegen Borussia Dortmund. Für Unterhaltung sorgen da eher die Verantwortlichen: Nach einem Fehlstart mit drei Niederlagen und dem Absturz auf den letzten Platz kühlt das Verhältnis zwischen Präsident und Trainer merklich ab. Fenne bescheinigt seinem Fußballlehrer Ferner zwar fachlich gute Arbeit, bemängelt aber fehlendes Charisma. Die miesen Zuschauerzahlen macht die Vereinsführung am Trainer fest. Die Mannschaft lässt sich zwar kaum beeindrucken vom Zoff, dümpelt jedoch wenig inspiriert im hinteren Mittelfeld der Tabelle dahin – immer mit dem besorgten Blick nach unten. Trainer Ferner zieht schließlich seine Konsequenzen aus der wiederholten öffentlichen Präsidentenschelte und verkündet schon im Frühjahr 1986, dass er den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde.
    Erst das Derby-Rückspiel am 33. Spieltag bringt dann doch noch, ­sportlich gesehen, richtig Brisanz. Denn obwohl die Schalker auf Rang zehn stehen, können sie noch absteigen. Die Knappen führen lange Zeit durch Olaf Thon mit 1 : 0, ehe Michael Zorc mit einem Handelfmeter zwölf Minuten vor Ende ausgleicht. Dennoch ist das die Rettung – nicht Schalke, sondern der BVB muss am Ende der Saison in die Relegation. Obwohl der Rivale schlechter dasteht, haben sich Desinteresse und Lethargie unter der Schalker Anhängerschaft breitgemacht. Die letzte Partie, ein 2 : 2 gegen Leverkusen, verfolgen nicht mal 10 000 Zuschauer im Parkstadion. Schalke hält sich zwar in der Ersten Bundesliga – immerhin nun schon zwei Jahre am Stück – und ist doch irgendwie out.
    Aus Sicht der Fans und vieler Medien findet ab Mitte der 80er-Jahre eine Entfremdung statt. Nur noch »biedere Bürger in kurzen Hosen, angepasst, bis auf Olaf Thon alle austauschbar. Individualität ist bei den Vereinsoberen nicht gefragt«, schreibt Der Spiegel im Oktober 1985. Als sich Stürmer Stephan Täuber, jugendliche 18 Jahre alt, für das Mannschaftsposter mit Goldkettchen am Hals ablichten lässt, herrscht ihn Assauer laut an: »Du hast wohl einen an der Waffel, bist der Jüngste und läufst rum wie in England die Königinmutter.«
    Der »Verein zum Anfassen« bekommt professionelle Strukturen in einer Zeit, in der Fußball landesweit mehr und mehr als Industriezweig begriffen wird. Darunter leiden allerdings das Wir-Gefühl und damit die Basis, der Fan. Viele Spieler wohnen damals im Münsterland, weitab von Gelsenkirchen und der Trabrennbahn, wo zu Zeiten der Pferdefreunde Rüssmann, Fischer oder Nigbur immer etwas geboten war. Dies natürlich auch zur Freude der Journalisten, insbesondere der Boulevardmedien. Nun, so der Vorwurf, hätten bei Schalke nur noch »die Doktoren« das Sagen.
    »Damals waren wir stolz darauf, dass unser Klub endlich einmal keine negativen Schlagzeilen mehr geliefert hatte. Wir mussten weg von dem Schmuddel­image, hin zu einem richtigen Profiverein. Die ständigen Trainerwechsel, immer neue Vereinsführungen und das launische Bild einer Fahrstuhlmannschaft, die mal absteigt und dann wieder aufsteigt – das alles sollte der Vergangenheit angehören. Doch viele sahen im Chaos das echte Schalke. Den Ort von Trauer und Tränen, Jubel und Partys. Präsident Fenne und ich arbeiteten an einer Imagekorrektur, man musste doch auch an die Sponsoren und Gönner denken, die einen soliden, stabilen Verein unterstützen möchten. Kein Bundesligaklub konnte damals mehr ohne die finanzielle Unterstützung der Wirtschaft auskommen. Das war unumgänglich. Gerade auch weil der Trend bei den Zuschauerzahlen, in jenen Zeiten noch das A und O bei den Einnahmen des Vereins, seit Anfang der 80er-Jahre zurückging. Fenne prophezeite damals, dass immer weniger Reviermenschen künftig Fußballspiele besuchen würden, wenn es nicht gelänge, andere Schichten zu interessieren. Damals war unser Gedanke: Die Malocher werden weniger, sie und die Arbeitslosen reichen als Kundschaft nicht mehr aus. Wir brauchen die neue Mittelklasse, die vielleicht in der Freizeit lieber Tennis spielt, um sich den eigenen sozialen Aufstieg zu beweisen.«
    Doch der Gegenwind wird stärker. Der Kurs des Duos Fenne/Assauer bekommt mehr und mehr Widersacher. Dann beginnt auch die Allianz der beiden zu bröckeln. Ab Herbst 1985 verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Präsident und Manager. Fenne überlegt sogar zwischenzeitlich, Assauer durch den ehemaligen Spieler Rolf Rüssmann zu ersetzen, der Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium lehnt diesen Schritt

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