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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Provokation, daher entlässt er Rangnick am Sonntag nach dem Mainz-Spiel.

    »Uns blieb damals nichts anderes übrig. Es gab Dissonanzen, die nicht mehr zu beheben waren. Und diese Ehrenrunde hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.«

    Torwarttrainer Oliver Reck übernimmt daraufhin die Mannschaft übergangsweise, bis Assauer am 4. Januar 2006 Mirko Slomka, den Assistenten von Rangnick, zum Cheftrainer ernennt. Mit Slomka erreicht Schalke das UEFA-Cup-Halbfinale und scheitert im Rückspiel beim FC Sevilla erst in der Verlängerung. In der Bundesliga führt Slomka – zunächst eine Verlegenheitslösung, dann Erfolgstrainer – die Knappen auf Rang vier und sichert damit die Teilnahme am UEFA-Cup. Das 3 : 2 der Schalker zum Saisonausklang gegen den VfB Stuttgart am 13. Mai 2006 ist dann das letzte Spiel, das Assauer in seiner Arena als Manager des FC Schalke erlebt. Sand, Bordon und Waldoch treffen – seine Transfers. Vier Tage später klingelt es nachts an seiner Tür.

Bildteil 2

10. Meine Transfergeschichten
    »Von Teenie Thon bis Kampfsuse Möller«
    –––––––––––––––––
    »Als ich noch Schalke-Manager war, kam ich eines Abends spät aus dem Büro nach Hause, habe mich aufs Sofa gelegt und noch ein bisschen rumgezappt. So sah ich durch Zufall, wie ich als 19-Jähriger über den Platz gehopst bin. Der WDR zeigte alte Bilder aus meiner Zeit bei Borussia Dortmund, irgendein Bundesligaspiel. Ich habe mir gedacht: Hoffentlich guckt jetzt keiner unserer Spieler zu, sonst kommt der morgen ins Büro und sagt: ›Manager, erzähl mir keine Scheiße mehr vom Fußball von früher.‹ Denn wir haben damals unglaublich langsam gespielt. So langsam, dass das heute so aussieht, als würde alles in Zeitlupe gezeigt werden. Stoppen, schauen, spielen. So war das damals. Stoppen, schauen, spielen. Diese Anweisungen von Dettmar Cramer, meinem damaligen Auswahltrainer, werde ich nie vergessen. Heute würde man in diesem Tempo keinen Ball zum Mitspieler bekommen. Aber wir konnten mit der Kugel umgehen – und das nicht schlechter als die heutige Generation. Es gab auf Schalke einen Wettbewerb, den ich nie verloren habe: Lattenschießen. Eines Tages sagte ein Spieler, dass er aus 16 Metern häufiger die Latte treffen würde als ich. Er hat es nicht geschafft und keiner nach ihm. Obwohl manche trainiert haben wie die Irren.«
    Rudi Assauer hat unzählige Verhandlungen mit Spielern, Beratern und anderen Bundesligamanagern geführt. Das Kerngeschäft ist der Handel: einkaufen, verkaufen, ausleihen. Die ganze Palette des Pokerns. Man braucht Mut, Geschick und Gespür sowie eine Portion schauspielerisches Talent.
    »Etwa dann, wenn ich einen Profi unter Vertrag genommen hatte, es aber nicht bekannt geben durfte. Oder wenn ich mit jemandem verhandelte und der Spieler auch für andere Klubs interessant war. Also sagte ich den Reportern mit einer Ernsthaftigkeit, die echt rüberkommen musste: ›Mit dem Spieler habe ich nicht gesprochen.‹ Oder bei einem Riesenkrach im Klub. Wenn das jemand mitbekam, musste ich schauspielern und unwissend tun: ›Was für ein Krach? Die haben sich doch nur ein paar Worte an den Kopf geschmissen.‹ In solchen Situationen ist man in eine Rolle geschlüpft, weil wir den Medien nicht zu jedem Zeitpunkt die Wahrheit sagen konnten. Ich habe dann nicht die Unwahrheit gesagt, sondern nur versucht, die Wahrheit zu ummanteln.«
    Im Business Fußball ist das mit der Wahrheit so eine Sache. 1981, als Assauer aus Bremen direkt zum FC Schalke wechselt, managt er wochenlang sowohl den Zweitligisten Werder als auch den Bundesliga-Abstiegskandidaten Schalke – im Hintergrund, nur die jeweiligen Präsidenten wissen davon. So verpflichtet er eines Tages am frühen Morgen in Berlin den Japaner Yasuhiko Okudera für Werder und nachmittags bei einem Treffen in Köln den Bayern-Profi Norbert Janzon für Schalke. Ein Doppelpack in Doppelfunktion. Heutzutage undenkbar. Doch Assauer hat bei Transfers eben das gewisse Etwas. In Phase eins, der Akquise, dem Sichten und Entdecken von Talenten sowie passenden Profis, sowie in Phase zwei, den Verhandlungen.
    »Auf mein Näschen bei Spielern konnte ich mich fast immer verlassen, das hat mich selten getäuscht. Ich habe meist ein Video oder eine DVD bekommen, mir den Kandidaten angesehen. Und wenn der Knabe die erste Hürde übersprungen hatte, habe ich ihn mir live angeguckt. Wenn ich irgendwo hingefahren bin, um einen Spieler im Stadion zu beobachten,

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