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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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wir uns mit der Vereinsführung von Kopenhagen und Poulsens Berater zu Geheimverhandlungen in einem der Konferenzräume unserer Arena. Das war eine heiße Kiste, alles stand Spitz auf Knopf. Ich weiß noch, wie es Andy Müller heiß und kalt wurde, als die Dortmunder Macher Meier und Zorc während unserer Gespräche immer wieder bei den Kopenhagenern auf dem Handy anriefen. Die wollten wissen, wo die Herren denn seien, schließlich waren die Verträge nach der mündlichen Zusage schon vorbereitet worden. Da mussten wir handeln und haben finanziell noch etwas draufgelegt. In zwei, drei Stunden wurden wir uns handelseinig. Das war natürlich ein Schlag ins Gesicht für die Dortmunder, denen haben wir ein schönes Schnippchen geschlagen. Meier war sauer auf die Berater und die Dänen – nicht auf uns, so etwas gehört zum Geschäft. Aber so ist es eben: Mal packst du es, mal bist du selbst dran.«
    Und manchmal muss man sogar eine Freundschaft riskieren wie im Falle der beiden Bremer Ailton und Krstajic, die Assauer 2004 von seinem Exverein nach Gelsenkirchen lockt. Nicht die ersten Abwanderer Richtung Schalke in Assauers Ära. Zuvor sind schon die Torhüter Oliver Reck im Jahr 1998 und Frank Rost vier Jahre später übergelaufen.
    »Als wir 2004 den Brasilianer Ailton und Mladen Krstajic ablösefrei zu Schalke holten, gab es richtig Theater mit Werder. Dabei hatte ich meinen Freund Franz Böhmert, den mittlerweile leider schon verstorbenen Präsidenten und Aufsichtsratschef der Bremer, angerufen und ihn gewarnt: ›Franz, wir wollen zwei deiner Jungs.‹ Hat er mir nicht geglaubt. Für mich war das schwierig, weil wir seit über 30 Jahren gut befreundet waren, doch Franz war schon länger raus aus dem operativen Geschäft. Er wusste nicht, mit welch harten Bandagen auf dem Markt gekämpft wurde. Ich verstand seine Enttäuschung. Am Telefon schrie er mich an: ›Du hast mein Lebenswerk zerstört.‹ Das war alles nicht so einfach – auch für mich nicht. Dabei wollte ich nur meinen Job machen.«
    Weil die Schalker Verantwortlichen mit Ailton und Krstajic über ein Jahr vor deren Vertragsende gesprochen haben sollen, ohne die Bremer Vereinsführung zuvor davon in Kenntnis zu setzen, will die Deutsche Fußballliga ein Ermittlungsverfahren einleiten. Es droht eine Geldstrafe in Höhe von 250 000 Euro.
    »Der Vorwurf stimmte hinten und vorne nicht. Die Berater der beiden Spieler wandten sich an uns, weil Werder sie immer wieder vertröstet hatte. Bei Ailton zum Beispiel sind, soweit ich mich erinnere, sechs Gesprächsrunden ergebnislos verlaufen. Da sind wir eingestiegen und haben beide Fälle ruck, zuck gelöst. Die Bremer, vor allem Manager Klaus Allofs, waren natürlich enttäuscht – aber doch wohl mehr darüber, dass sie zwei so wichtige Stützen ihrer Mannschaft verloren hatten. Ich hatte jedoch kein Verbrechen begangen, niemandem etwas gestohlen. Es ist eben ein Fehler, mit Topspielern nicht schon ein Jahr vor Vertragsende zu verlängern. Die Bremer haben schlicht geschlafen. Eine Regel, die ich gelernt habe, ist: Willst du einen Spieler halten, dann musst du den Vertrag auf Biegen und Brechen vorzeitig verlängern – wer dann kommt, muss richtig bluten, also eine dicke Ablösesumme bezahlen. Dass man andererseits interessante Spieler auf welchem Weg auch immer schon vor Vertragsende mal kontaktiert, macht doch jeder Verein, da kann mir keiner was erzählen.«
    Besonders das Spiel mit den Beratern gilt es zu beherrschen.
    »In der Spielerberaterbranche gibt es viele Scharlatane, aber auch vernünftige Leute. Aber das Problem war immer folgendes: Wir haben im Verein über die Jugendmannschaften Leute ausgebildet, von der Pampers-Liga bis nach ganz oben, aber die holen sich bei ihrem ersten Profivertrag einen Berater, der mit dem Jungen vorher nichts zu tun hatte. Als Manager musste ich die jungen Leute aufbauen und sie schützen – vor sich selbst und vor ihren Beratern. Wenn junge Kicker plötzlich mit dicken Autos vorgefahren sind, habe ich sie zur Seite genommen und gesagt: ›Kommst du noch einmal mit dem Wagen durch das Einfahrtstor, dann bestelle ich die Schrottpresse.‹ Das wirkt.«
    Richtig danebengegriffen bei Transfers hat Assauer natürlich auch. Einer seiner größten Flops ist der Türke Hami Mandirali.
    »Bei ihm hab ich mich aber so richtig vertan. Hami ist uns in den Duellen gegen Trabzonspor im UEFA-Cup der Saison 1996/97 aufgefallen. Seine Position war das offensive Mittelfeld, ein wunderbarer

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