Wie ausgewechselt
Kopf. Mein Bruder war und ist immer sehr direkt und ehrlich, oft leicht aufbrausend. Ich dagegen war eher diplomatischer. Doch Rudi wusste schon auch immer gut einzuschätzen, wer er ist und wo er herkam.«
»Ich bin dankbar für das, was ich als Fußballer erleben durfte. Ich habe früher jedem Spieler, der sich bei mir über irgendetwas beschwert hat, gesagt: ›Du wirst erst das heulende Elend kriegen, wenn im Stadion die Lichter angehen und du plötzlich nicht mehr dabei bist.‹«
11. Meine Arena, mein Baby
»Die habe ich für euch gebaut!«
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Noch in der Nacht nach dem Triumph der Eurofighter im UEFA-Pokal 1997 legt Assauer den gedanklichen Grundstein für den Bau einer neuen Arena. Im Flugzeug. Werner Hansch, damals für Sat.1 als Kommentator beim Finale, erfährt es aus erster Hand. »Ich saß beim Rückflug von Mailand neben Rudi in der Maschine. Und irgendwann in der Nacht über den Wolken sagte er ganz cool und trocken zu mir: ›Du, Werner, pass mal auf, jetzt verrate ich dir was. Ab morgen hängt an meiner Bürotür ein Schild. Darauf heißt es: Sprechstunde für Spieler nur noch zwischen acht und neun Uhr.‹ Ich antwortete verwundert: ›Was soll das denn? Da kommt ja kein Spieler, das ist ja weit vor dem Training.‹ Sein Konter: ›Genau deshalb. Ab morgen will ich mich nur noch um den Stadionneubau kümmern. Diesem Projekt gilt von nun an meine ganze Kraft.‹ Und tatsächlich: 14 Tage später rollten die ersten Bagger in Gelsenkirchen und transportierten auf dem vorgesehenen Gelände Erde weg.«
»Auf diese wunderbare Kiste bin ich wirklich stolz, das ist mein Baby. Heute noch sage ich zu mir: Assauer, das ist dein Werk. Viele Leute wissen das zu schätzen. Nicht alle. Kritiker gibt’s immer. Manch einem ist ja nie etwas recht. Aber so etwas Großartiges wie diese Arena haben diese Kritiker nicht auf die Beine gestellt, und sie verstehen deshalb meinen Stolz nicht. Diese Besserwisser haben nie beweisen müssen, dass sie wirklich besser sind als ich. Sie glauben, es sei leicht, etwas vom Fußballgeschäft zu verstehen, und dass es ein Geschäft sei wie jedes andere Unternehmen. Das stimmt aber nicht.«
In kein anderes Projekt hat Rudi Assauer so viel Herzblut hineingelegt, so viel Arbeit gesteckt wie in Planung und Bau der Arena AufSchalke. Er hat den Spagat geschafft zwischen der Tradition eines Bergarbeiterklubs und seiner Zukunftsvision. Die komplette Finanzierung sichert Assauer ohne öffentliche Kreditmittel. 1998 findet der erste Spatenstich statt, 2001 wird Europas damals modernstes Stadion eingeweiht. Als vorläufige Krönung im neuen Gelsenkirchener Tempel gelten das Champions-League-Finale 2004 sowie die fünf Spiele während der WM 2006 in Deutschland. Bauherr Assauer wird von einigen Medien zur »Hand Pottes« gekürt.
»Viele Leute hielten mich schlicht für bekloppt, als ich zum ersten Mal über die Idee sprach, in Gelsenkirchen solch eine Arena hinzustellen. Zum Glück bin ich ein Dickkopf. Ein solches Stadion mit diesen technischen Finessen wird es in den nächsten 15, 20 Jahren nicht geben, nirgendwo. Es ist mit Abstand das beste Stadion. Ich habe mich in den 90er-Jahren immer wieder gefragt: Warum sind die da unten in München nicht in der Lage, so eine Arena mit allem technischen Schnickschnack der Zeit zu bauen? Ich glaube, die Bayern um Uli Hoeneß waren zu stolz, die Idee mit dem ausfahrbaren Rasen und dem schließbaren Dach abzukupfern. Die Allianz Arena, die sie erst 2005 eröffnet haben, ist auch großartig, trägt jedoch ein ganz anderes Konzept.«
Ein Rückblick: Am Anfang steht ein Spaziergang. Der Himmel ist klar an jenem Sonntag Mitte November 1994, der Nebel hat sich verzogen über dem Berger Feld, das auch »Schalker Feld« genannt wird, und die Sonne blinzelt durch die Wolken über Gelsenkirchen. Dennoch tragen die drei Spaziergänger an diesem Morgen Wintermäntel, denn es ist frisch. Rudi Assauer, im Schlepptau sein Hund Janosch, hat Hans Sanders und dessen Frau eingeladen zu dieser Begehung in Sichtweite der bisherigen Spielstätte Parkstadion. Sie diskutieren und fantasieren. Es geht um eine Vision, um den Traum von einem neuen Stadion für die Schalker Gemeinde. Nach einem ersten telefonischen Kontakt hat Assauer den Niederländer gebeten, nach Gelsenkirchen zu kommen, um die Begebenheiten vor Ort zu begutachten. Sanders ist Stadionspezialist, arbeitet für das niederländische
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