Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
atemberaubend zu gestalten wie einen Tanz auf einem Ball. Sie
    freute sich königlich, als sie, obwohl sie doch noch eine Anfängerin auf diesem Gebiet war, ein
    unbewegliches Ziel traf. Voller Erwartung sah sie bereits dem Tag entgegen, da sie den Blick auf ein
    bewegliches Ziel heften und auch in dieses ein Loch schießen würde. Andererseits hegte sie doch
    ernste Zweifel an ihrer Fähigkeit, ein Tier oder einen Menschen zu töten, und sie hoffte inbrünstig, daß der Tag niemals kommen werde, an dem sie auf eine solche Probe gestellt würde. Allerdings wußte sie sehr wohl, daß sie wahrscheinlich ganz anders denken würde, falls sie sich jemals der Gefahr
    gegenübersehen sollte, von Jacob Potts besinnungslos geschlagen oder gar getötet zu werden.
    »Es sieht so aus, mein Mädchen, als hättest du ein natürliches Talent dafür, das Ziel zu treffen«, lobte Gage sie am nächsten Tag. »Nun wollen wir mal sehen, wie du dich bei einem beweglichen Ziel verhältst.«
    Gillian hatte sich freiwillig erboten, ihnen zu Übungszwecken
    247
    einen Zinnteller hoch in die Luft zu werfen, aber Gage war es, der abermals dicht hinter Shemaine
    stand und die Arme um sie geschlungen hielt, um ihr zu helfen, das Gewehr zu halten, und sie durch
    die Prozedur des ersten Anvisierens und letztendlichen Abfeuerns der Waffe zu begleiten. Obwohl
    Gage es ihr gestattete, selbst das Steinschloßgewehr auszurichten und abzudrücken, stand er doch auch
    deshalb hinter ihr, weil er sicherstellen wollte, daß keiner ihrer Schüsse in die Irre ging. Aber als er spürte, daß sie am ganzen Leib zitterte, mißverstand er ihre Furcht und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Für eine Anfängerin hältst du dich außergewöhnlich gut, Shemaine, also entspann dich einfach und
    laß dir zeigen, wie du die Waffe einem Ziel nachführen mußt.«
    Eine ganze Weile bevor der Schuß abgegeben wurde, mußte Shemaine einsehen, daß es ihr so gut wie
    unmöglich war, sich auf irgendein Ziel zu konzentrieren, denn ihre Gedanken beschäftigten sich
    ausschließlich mit dem Mann und nicht mit der Waffe in ihren Händen. Sobald das Gewehr losging,
    der Schuß den Teller um ein beträchtliches verfehlte und der Rückstoß sie gegen die kräftige Gestalt
    hinter sich warf, entrang sich ihr ein erschrockenes Stöhnen, und das mit gutem Grund. Es war
    unleugbar ein Schock für ihr weibliches Empfinden, ihr weiches Hinterteil plötzlich gegen einen
    harten Schenkel gepreßt zu finden. Hätte sie auf glühenden Kohlen gesessen, wäre ihre Reaktion kaum
    anders ausgefallen, denn sie riß sich von ihm los, als hätte sie sich die Kehrseite verbrüht.
    »Das war nicht annähernd so gut wie das, was du gestern gezeigt hast, aber wir versuchen es noch
    einmal«, kam Gages beiläufiger Kommentar. Dann beugte er sich dicht über ihre Schulter, damit er
    beim nächsten Mal besser sehen konnte, wohin sie zielte. Er war keineswegs unempfänglich für ihren
    schmiegsamen Körper in seinen Armen, aber er hatte sich entschieden, alle widerspenstigen Gedanken
    im Keim zu ersticken, besonders während ihrer Lektionen. »Kein Grund, nervös zu sein, Shemaine.
    Entspann dich einfach.«
    Ich habe absolut jeden Grund, nervös zu sein! dachte Shemaine
    248
    voller Panik, als sie spürte, wie seine Brust sich abermals gegen ihren Rücken drängte und sein Arm
    sie beiläufig umfing, während er eine Hand unter den Lauf des Steinschloßgewehres legte, so daß
    dessen Gewicht sie nicht zu sehr belastete. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl zu ersticken; sie konnte nicht mehr atmen und wußte, daß es kein Entrinnen für sie gab, es sei denn, sie hätte sich der schlimmsten Peinlichkeit ausgesetzt.
    Mit einer jähen Bewegung schüttelte sie seine Arme ab, ließ das Gewehr in seinen Händen zurück und
    lief mit einer atemlosen Entschuldigung auf die Hütte zu. »Ich muß mein Brot kneten! Ich habe jetzt
    keine Zeit für weitere Lektionen.«
    »Shemaine, wo willst du hin...? Komm sofort zurück!« Während sie ihre Röcke raffte und auf die
    Veranda zustürmte, konnte er ihr nur mit offenem Mund nachsehen. Vollends verwirrt tauschte er
    einen Blick mit Gillian, der sich ebenfalls keinen Reim auf Shemaines Verhalten machen konnte.
    Der jüngere Mann zuckte die Achseln, betrachtete den nach wie vor unversehrten Zinnteller und hielt
    ihn seinem Arbeitgeber hin. Dann verkündete er grinsend: »Nun, zumindest können Sie immer noch
    von dem Ding essen.«
    Am nächsten Tag kamen Hannah Fields und -

Weitere Kostenlose Bücher