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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte sie
    sich zu beruhigen. Ihre Phantasie war mit ihr durchgegangen, sonst nichts. Ihr Herr hatte die Schlange getötet, und wenn sich noch weitere in dem Korb befanden, würde er auch diese töten.
    Das Geräusch von Wasser, das auf die Veranda spritzte, brachte Shemaine zu Bewußtsein, daß sie die
    Chance, dieser Situation mit Anstand zu entrinnen, verpaßt hatte. Das Handtuch umklammert, rannte
    sie auf die Treppe zu, aber als sie die Schritte hörte, die sich der offenen Tür näherten, blieb sie wie erstarrt stehen. Sie sah sich vor ein Dilemma gestellt - sie konnte nicht zur Treppe und hinauf 240
    auf den Boden gelangen, ohne sich Gage in ihrer Nacktheit zu zeigen. Aber wenn sie blieb, würde das
    viel zu kleine und obendrein feuchte Handtuch sie ebenfalls kaum vor seinen Blicken schützen, denn
    der Stoff bedeckte nur die Vorderseite ihres Körpers, und auch dies nur zum Teil. Nervös biß
    Shemaine sich auf die Lippen, während sie den Korb auf der anderen Seite des Badezubers einer
    argwöhnischen Musterung unterzog. Ein zweites Handtuch würde ihr besseren Schutz gewähren, aber
    konnte sie den Korb noch rechtzeitig erreichen? Gages Eintritt machte ihren Überlegungen jedoch ein
    Ende, und Shemaine schob sich in ihrer Verzweiflung mit einem Satz zwischen die Wand und den
    Schreibtisch, den einen Arm über die Brüste und den anderen schräg über den Unterleib gelegt. Mehr
    konnte sie nicht tun. Dennoch ließ sich ihr bebendes Herz nicht beruhigen.
    Eine Woge von Gefühlen schlug über Gage zusammen, als er seine Dienerin erblickte, die hinter
    seinem Schreibtisch Zuflucht suchte. Es erfüllte ihn mit größtem Erstaunen, daß sie noch nicht die
    Flucht ergriffen hatte. Mit der Schulter warf er die Tür hinter sich zu und trat mit ruhigen Schritten in den Flur, wo er sich bedächtig daran machte, mit einem öligen Lumpen, den er eigens für solche Zwecke in einem Kasten in der Nähe des Eingangs liegen hatte, das inzwischen gewaschene Messer
    zu trocknen. Er blieb neben seiner Dienerin stehen und rieb mit dem Tuch die mittlerweile wieder
    glänzende Klinge ab. Die ganze Zeit über legte er eine Gelassenheit an den Tag, die aufrechtzuerhalten ihn große Kraft kostete.
    »Du hast Glück gehabt, Shemaine«, bemerkte er. Die ins Wanken geratenen Grenzen seiner
    Willenskraft wurden auf eine harte Probe gestellt, während er versuchte, sich abzulenken. Er wußte
    nur allzugut, was der Anblick ihrer nur dürftig verhüllten Gestalt ihm antun würde. Aber selbst, wenn
    es um sein Leben gegangen wäre, er konnte der qualvollen Süße der Situation, in der er sich im
    Augenblick befand, unmöglich den Rücken kehren. »Es war eine Giftschlange. Sie hätte dich töten
    können. Hast du irgendeine Ahnung, wie das Tier hier hereingekommen sein könnte?«
    Shemaine konnte das nervöse Zittern, das von ihr Besitz ergrif—
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    fen hatte, nicht unter Kontrolle halten. Sie fühlte sich zu schutzlos, um mit einem Mann im Zimmer
    etwas anderes als Beklommenheit zu empfinden. Tatsächlich hatte sie in ihrer Befangenheit sogar
    Mühe beim Sprechen, als sie nun versuchte, ihm die Situation zu erklären. »Die Sch-Schlange muß
    irgendwie in den K-Korb mit der Wäsche hineingekrochen sein, den ich heute nachmittag auf der
    Veranda stehengelassen habe. Ich n-nehme an, sie hat sich zum Schlafen in dem Handtuch
    zusammengerollt.«
    »Du kannst dankbar sein, daß sie nicht versucht hat, dich zu beißen, als du den Korb hereingetragen
    hast.«
    Shemaine blickte zögernd zu ihm auf, und Gage hatte gute Lust, ihrem Blick zu begegnen. Diese
    einfache Entscheidung erwies sich als sein Untergang. Welch noble Absichten er in ihrer Gegenwart
    zur Schau zu stellen beabsichtigte - ganz gleich, wie dürftig diese gewesen sein mochten -,jetzt
    zerstoben sie in alle Winde, und seine männlichen Instinkte erhoben sich wie ein wilder,
    schwertschwingender Barbar auf einem schwarzen Streitroß. Er war ein Mann, den es nach einer Frau
    dürstete, und mit hungrigen Augen verschlang er den köstlichen Anblick, als betrachte er nach langem
    Fasten sein erstes Mahl. Bisher hatte er die Knappheit der Handtücher immer verflucht, weil sie nur
    wenig dienlich waren, um den Körper eines Mannes trockenzureiben, aber heute abend änderte er
    seine diesbezügliche Meinung. Mit großem Wohlgefallen erfreute er sich der Tatsache, daß dieses
    spezielle Handtuch schmal genug war, um eine großzügige Sicht zu gewährleisten.
    Sein faszinierter Blick

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