Wie Blueten Am Fluss
versuchte sie
sich zu beruhigen. Ihre Phantasie war mit ihr durchgegangen, sonst nichts. Ihr Herr hatte die Schlange getötet, und wenn sich noch weitere in dem Korb befanden, würde er auch diese töten.
Das Geräusch von Wasser, das auf die Veranda spritzte, brachte Shemaine zu Bewußtsein, daß sie die
Chance, dieser Situation mit Anstand zu entrinnen, verpaßt hatte. Das Handtuch umklammert, rannte
sie auf die Treppe zu, aber als sie die Schritte hörte, die sich der offenen Tür näherten, blieb sie wie erstarrt stehen. Sie sah sich vor ein Dilemma gestellt - sie konnte nicht zur Treppe und hinauf 240
auf den Boden gelangen, ohne sich Gage in ihrer Nacktheit zu zeigen. Aber wenn sie blieb, würde das
viel zu kleine und obendrein feuchte Handtuch sie ebenfalls kaum vor seinen Blicken schützen, denn
der Stoff bedeckte nur die Vorderseite ihres Körpers, und auch dies nur zum Teil. Nervös biß
Shemaine sich auf die Lippen, während sie den Korb auf der anderen Seite des Badezubers einer
argwöhnischen Musterung unterzog. Ein zweites Handtuch würde ihr besseren Schutz gewähren, aber
konnte sie den Korb noch rechtzeitig erreichen? Gages Eintritt machte ihren Überlegungen jedoch ein
Ende, und Shemaine schob sich in ihrer Verzweiflung mit einem Satz zwischen die Wand und den
Schreibtisch, den einen Arm über die Brüste und den anderen schräg über den Unterleib gelegt. Mehr
konnte sie nicht tun. Dennoch ließ sich ihr bebendes Herz nicht beruhigen.
Eine Woge von Gefühlen schlug über Gage zusammen, als er seine Dienerin erblickte, die hinter
seinem Schreibtisch Zuflucht suchte. Es erfüllte ihn mit größtem Erstaunen, daß sie noch nicht die
Flucht ergriffen hatte. Mit der Schulter warf er die Tür hinter sich zu und trat mit ruhigen Schritten in den Flur, wo er sich bedächtig daran machte, mit einem öligen Lumpen, den er eigens für solche Zwecke in einem Kasten in der Nähe des Eingangs liegen hatte, das inzwischen gewaschene Messer
zu trocknen. Er blieb neben seiner Dienerin stehen und rieb mit dem Tuch die mittlerweile wieder
glänzende Klinge ab. Die ganze Zeit über legte er eine Gelassenheit an den Tag, die aufrechtzuerhalten ihn große Kraft kostete.
»Du hast Glück gehabt, Shemaine«, bemerkte er. Die ins Wanken geratenen Grenzen seiner
Willenskraft wurden auf eine harte Probe gestellt, während er versuchte, sich abzulenken. Er wußte
nur allzugut, was der Anblick ihrer nur dürftig verhüllten Gestalt ihm antun würde. Aber selbst, wenn
es um sein Leben gegangen wäre, er konnte der qualvollen Süße der Situation, in der er sich im
Augenblick befand, unmöglich den Rücken kehren. »Es war eine Giftschlange. Sie hätte dich töten
können. Hast du irgendeine Ahnung, wie das Tier hier hereingekommen sein könnte?«
Shemaine konnte das nervöse Zittern, das von ihr Besitz ergrif—
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fen hatte, nicht unter Kontrolle halten. Sie fühlte sich zu schutzlos, um mit einem Mann im Zimmer
etwas anderes als Beklommenheit zu empfinden. Tatsächlich hatte sie in ihrer Befangenheit sogar
Mühe beim Sprechen, als sie nun versuchte, ihm die Situation zu erklären. »Die Sch-Schlange muß
irgendwie in den K-Korb mit der Wäsche hineingekrochen sein, den ich heute nachmittag auf der
Veranda stehengelassen habe. Ich n-nehme an, sie hat sich zum Schlafen in dem Handtuch
zusammengerollt.«
»Du kannst dankbar sein, daß sie nicht versucht hat, dich zu beißen, als du den Korb hereingetragen
hast.«
Shemaine blickte zögernd zu ihm auf, und Gage hatte gute Lust, ihrem Blick zu begegnen. Diese
einfache Entscheidung erwies sich als sein Untergang. Welch noble Absichten er in ihrer Gegenwart
zur Schau zu stellen beabsichtigte - ganz gleich, wie dürftig diese gewesen sein mochten -,jetzt
zerstoben sie in alle Winde, und seine männlichen Instinkte erhoben sich wie ein wilder,
schwertschwingender Barbar auf einem schwarzen Streitroß. Er war ein Mann, den es nach einer Frau
dürstete, und mit hungrigen Augen verschlang er den köstlichen Anblick, als betrachte er nach langem
Fasten sein erstes Mahl. Bisher hatte er die Knappheit der Handtücher immer verflucht, weil sie nur
wenig dienlich waren, um den Körper eines Mannes trockenzureiben, aber heute abend änderte er
seine diesbezügliche Meinung. Mit großem Wohlgefallen erfreute er sich der Tatsache, daß dieses
spezielle Handtuch schmal genug war, um eine großzügige Sicht zu gewährleisten.
Sein faszinierter Blick
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