Wie Blueten Am Fluss
eine
leckere Ergänzung dazu.«
»Vielleicht sollten wir die Jungen zum Spielen in die Hütte holen, während wir kochen«, meinte
Shemaine besorgt. »Ich hatte vor ein paar Tagen ein schlimmes Erlebnis mit einer Giftschlange, und es
wäre furchtbar, wenn es hier noch mehr davon gäbe.«
»Diese abscheulichen Biester! Sie lassen mir das Blut gerinnen vor Angst! Es gibt da welche, die die
Leute hier Klapperschlangen nennen, und wenn Sie je eine davon gehört hätten, wüßten Sie auch,
warum die Viecher diesen Namen tragen.«
»Ich habe bereits eine gehört, und die war mir weit näher, als mir lieb sein konnte«, erwiderte
Shemaine mit einem Schaudern.
Hannah klatschte laut in die Hände und rief nach den Kindern. »Kommt jetzt rein, Jungs. Und
Malcolm und Duncan, ich möchte, daß ihr euch in Mr. Thorntons schönem, sauberen Haus anständig
benehmt. Mistress Shemaine soll doch nicht denken, daß ich flußaufwärts ein Rudel wilder
Tunichtgute großziehe.«
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Wie das Jungen nun einmal taten, sobald sie sich in enge Räume eingezwängt sahen, begannen sie zu
raufen und zu toben. Andrew als jüngster kam natürlich am schlechtesten dabei weg, und Shemaine
spürte, wie ihr Herz sich zusammenkrampfte, als er von den größeren Jungen herumgestoßen wurde.
In dem Verlangen, ihn zu beschützen, versuchte sie, ihn aus dem Getümmel herauszuhalten. Die
älteren Jungen waren es gewöhnt, miteinander zu spielen, und gingen weit rauher zu Werke, als es für
Andrew gut schien. Aber der Kleine war trotz der blauen Flecken, die er abbekommen hatte, ein
tapferer Bursche und stürzte sich sogleich mit einem Kampfschrei abermals in das etwas rohe Treiben.
Die wilde Balgerei fand jedoch ein jähes Ende, als Hannah ihre Söhne schließlich anfuhr, was sie
augenblicklich aufmerken ließ.
»Ich habe euch beiden doch gesagt, ihr sollt euch benehmen, und wenn ihr das nicht tut, lege ich euch
übers Knie und versohle euch eure nackten Kehrseiten, daß es nur so klatscht. Und ihr wißt, daß ich es ernst meine!«
Von da an hätte man die beiden Jungen für kleine Engel halten können, wäre da nicht das teuflische
Glitzern in ihren Augen gewesen. Aber sie hatten offensichtlich begriffen, daß mit den Drohungen
ihrer Mutter nicht zu spaßen war, denn sie ließen sich sogar dazu überreden, zusammen mit Andrew
einen Mittagsschlaf zu machen, während Hannah und Shemaine die Küche aufräumten.
Bevor Hannah ihr Haus verlassen hatte, hatte sie eine Mahlzeit für ihre eigene Familie vorbereitet und ihren Töchtern die Aufgabe übertragen, das Abendessen auf den Tisch zu bringen, falls sie zu spät zurückkam. Als Gage seine Nachbarin also zum Bleiben drängte und sie bat, das abendliche Mahl mit
ihnen zu teilen, nahm Hannah seine Einladung bereitwillig an, denn ihr war eine kleine Abwechslung
von den häuslichen Pflichten als Frau und Mutter durchaus willkommen. Es stand außer Frage, daß sie
das Essen, das Shemaine zubereitet hatte, überaus köstlich fand, und als Gage sie ermutigte, sich eine zweite Portion zu nehmen, griff sie auch gerne zu. Danach schob Hannah mit einem gespielten Ächzen ihren Stuhl zurück.
»Ich kann nur hoffen, daß mein Boot auf dem Heimweg nicht
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sinken wird, denn ich brächte es nicht mehr fertig, an Land zu schwimmen. Mein armer Charly würde
mir nie verzeihen, wenn ich ihn mit der Aufgabe, unsere Brut großzuziehen, allein ließe.«
Gage grinste. »Wünschen Sie eine Begleitung für den Heimweg?«
Hannah bedachte ihn mit einem schiefen Blick, und in ihren Augen schimmerte koboldhafter
Übermut. »Ich sollte Ihr Angebot wohl annehmen - als Strafe für Ihren boshaften Versuch, mich zu
mästen«, schalt sie ihn fröhlich, winkte dann aber ab. »Wenn das Boot sinkt, binde ich Malcolm und
Duncan einfach einen Strick um und laß die beiden nach Hause schwimmen.«
»Ma!« riefen die beiden Jungen wie aus einem Mund und starrten ihre Mutter entsetzt an. Als diese daraufhin in lautes Gelächter ausbrach, gingen sie auf ihren Scherz ein und zeigten mit ihren Fingern aufeinander.
»Malcolm wird als erster raus geworfen!«
»Nein, Ma! Wirf Duncan raus! Das möchte ich mal sehen, wie der nach Hause schwimmt!«
»Ich werde euch beide über Bord werfen!« warnte Hannah ihre Söhne, die die Gelegenheit zu einer
neuerlichen Rauferei sogleich beim Schopf gepackt hatten.
Gage lachte leise auf, als die Frau ihn in hilflosem Flehen ansah, und machte ernst den Vorschlag:
»Am besten
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