Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sehr zu Andrews Entzücken - ihre beiden jüngeren
    Söhne zu Besuch. Die drei Jungen tollten auf dem Hof herum und spielten, während Shemaine und
    Hannah von der Veranda aus zusahen und einander besser kennenlernten.
    »Der kleine Lümmel von Ihrem Herrn ist einfach reizend«, erklärte die stämmige Frau mit dem
    vergnügten Gesicht, während sie mit lächelnden Blicken Andrew über den Hof folgte. »Es steht wohl
    fest, daß sein Vater ihn mit sicherer Hand großzieht.«
    »Kennen Sie Mr. Thornton schon lange?« fragte Shemaine, die sich wünschte, den Mann besser
    verstehen zu können. Obwohl an dem Abend ihrer Begegnung mit der Giftschlange ein sinnlicher
    Hunger in seinen Augen unübersehbar gewesen war, der ihr die Tatsache, daß sie mit ihm allein war,
    mit einiger Beklommenheit zu Bewußtsein gebracht hatte, hatte Gage Thornton sie seither mit all
    249
    der Aufmerksamkeit behandelt, die ein Gentleman einer Dame erweist. Sie konnte natürlich nicht
    seine Gedanken lesen, und ab und an, wenn sie aufblickte und ihn dabei ertappte, wie er sie
    durchdringend ansah, konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, was er wohl denken mochte... oder
    wonach es ihn gelüstete.
    »Ungefähr so lange, wie Ihr Herr jetzt hier lebt«, antwortete Hannah mit einem unterdrückten Kichern.
    »Wir haben uns ein paar Jahre, bevor Gage nach Newportes Newes kam, hier angesiedelt. Seine
    Missus war eine echte Dame, jawohl. Nicht so hochnäsig oder arrogant wie so manche, nein, sondern
    freundlich und von sanftem Wesen. Ich hab' nie eine Frau kennengelernt, die ihren Angetrauten so
    liebte wie sie Mr. Thornton. Es gibt wohl Leute, die meinen, er hätte sie gar nicht verdient gehabt, wo er doch nichts lieben konnte als sein Schiff, aber ich hab' oft gedacht, daß er genausosehr für sie wie für sich selber gearbeitet hat.«
    »Mr. Thornton hat sich gewiß als ehrgeiziger und begabter Mann erwiesen«, bemerkte Shemaine und
    zeigte dabei auf den sorgfältig freigelegten Weg, der sich von der Veranda zwischen den Obstbäumen
    hindurch und von dort weiter bis zu den Scheunen und anderen Gebäuden schlängelte, die ihr Herr
    gebaut hatte. »Wohin ich mich auch wende, finde ich Beweise für seine harte Arbeit.«
    Hannah warf einen kurzen Seitenblick auf Shemaine und fragte sich, wieviel man ihr wohl über ihren
    Herrn erzählt haben mochte. Es schien ihr unwahrscheinlich, daß das Mädchen sich so willig in sein
    Dasein als seine Vertragsarbeiterin gefügt hätte, wenn ihm auch nur ein wenig von dem zu Ohren
    gekommen wäre, was Mrs. Pettycomb und ihr Kreis bigotter Freundinnen hinter Gage Thornton über
    diesen zu sagen hatten. Die Klatschbasen stürzten sich mit Feuereifer auf bösartige Spekulationen und
    verliehen manchmal so abwegigen Gedanken Ausdruck, daß sich nur wenige ihren Attacken zu
    widersetzen vermochten. Gage jedoch hatte genau das getan. Mit stoischer Entschlossenheit hatte er
    weiter gearbeitet wie gewöhnlich und alle Welt herausgefordert, ihn mit diesen Geschichten zu
    konfrontieren. Wie auch immer die Wahrheit über Victorias tödlichen Sturz aussehen mochte, Hannah
    hatte nicht die Absicht, solche Gerüchte selbst auszustreuen. Ihrer Meinung nach
    250
    war es ein schweres Vergehen, einen unschuldigen Mann boshaft zu verleumden, ganz gleich, wie
    wenig Alma Pettycomb und ihresgleichen darauf gaben, welchen Schaden sie mit ihren scharfen
    Zungen anrichteten.
    »Ich bin hergekommen, um Ihnen das wenige beizubringen, was ich vom Kochen versteh'«, eröffnete
    Hannah Shemaine nun mit einem belustigten Augenzwinkern. »Aber Ihr Herr hat mir, gleich nachdem
    ich hier ankam, erklärt, daß Sie da allein zurechtkämen... Also brauchen Sie meine Hilfe vielleicht gar nicht.«
    »Ehrlich gesagt, würde ich furchtbar gern lernen, wie man Zwieback so zubereitet, wie ich sie in der
    Taverne gegessen habe... Das heißt, natürlich nur, wenn Sie das wissen«, erwiderte Shemaine eifrig.
    »Ich habe auf der Reise hierher Schiffszwieback gegessen, aber das war nichts im Vergleich zu dem in
    der Taverne. Man brauchte schon einen kräftigen Magen, um dieses Zeug zu vertragen mit all den
    Maden und dem sonstigen Ungeziefer, das man oft darin fand.«
    »Wir können ein Blech Zwieback fürs Mittagessen machen«, schlug ihr die ältere Frau mit einem
    fröhlichen Lächeln vor. »Ich habe einen Korb mit ein paar guten Sachen mitgebracht, weil ich dachte,
    Sie wären es vielleicht müde, ihre selbstgemachten Sachen zu essen. Die Zwiebäcke wären

Weitere Kostenlose Bücher