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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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berührt
    hätte, hätte sie vor Wonne laut aufgestöhnt. Sein entschlossener Ansturm raubte ihr alle Gegenwehr
    und entfachte ein Verlangen, das sich wie geschmolzene Lava von ihren Lenden aus in ihrem Körper
    verbreitete. Mit einem Mal stellte sie fest, daß sie seinen Kuß erwiderte, daß sie ihm das
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    Gesicht darbot, um die süßen Freuden ganz in sich aufnehmen zu können, während ihre Arme
    hinaufglitten und sich leidenschaftlich um seinen Hals schlössen. Sie spürte, wie ihre Zunge von einer Gewalt, die sich ihrer Kontrolle entzog, von der seinen angezogen wurde. Die Versuchung, sich allem zu überlassen, was er von ihr begehren mochte, war groß. Seine kräftigen Arme hielten sie, und bei
    ihrer hingebungsvollen Reaktion würde er zweifellos seinem männlichen Trachten nachgeben und
    alles fordern, was sie zu geben hatte. Und dann? Was würde sie danach sein? Ein Spielzeug, eine
    Puppe, der man mit der Zeit überdrüssig wurde? Würde sie sein wie ein Kleidungsstück, das, nachdem
    es seine Zwecke erfüllt hatte, in den Lumpeneimer geworfen wurde?
    Shemaine fand den Gedanken einer Zurückweisung absolut unerträglich, eine Beleidigung für ihren
    Charakter. Gage hatte gesagt, er würde sie zu nichts zwingen. Also war es an ihr, diesem Wahnsinn
    ein Ende zu machen!
    Sie schob gewaltsam einen Arm zwischen sich und ihn und drückte gegen seine Brust, während sie
    gleichzeitig das Gesicht abwandte. Nachdem sie sich aus seiner Umarmung befreit hatte, taumelte sie
    einen Schritt zurück und sah ihn dann mit weit aufgerissenen, verwirrten Augen an. Eine zitternde
    Hand über ihre noch immer bebenden Lippen gepreßt, erkannte sie einen brennenden Hunger in seinen
    Augen, der sich vielleicht in nichts von ihrem eigenen Verlangen unterschied. Selbst jetzt noch fühlte sie sich von dem überwältigenden Wunsch beseelt, sich diesem unwiderstehlichen Flehen zu unterwerfen. Trotzdem war ihr ein winziges Stückchen Logik verblieben, an das sie sich
    festklammerte. Es war die Erkenntnis, daß sie, wenn sie sich ihm schenkte, all die boshaften
    Prophezeiungen erfüllte, die beinahe an jedes Ohr im Dorf gedrungen waren. In diesem Augenblick
    schwor sie sich, daß sie den geschwätzigen Weibern nicht die Befriedigung verschaffen würde, zu sehen, wie ihr Bauch immer dicker wurde.
    Solchermaßen entschlossen, fuhr Shemaine auf dem Absatz herum, packte den Kerzenhalter, den er
    für sie auf die zweite Stufe gestellt hatte, und hastete so schnell die Treppe hinauf, daß die Flamme
    beinahe erloschen wäre. Aber Shemaine wußte, wenn sie
    auch nur noch einen Augenblick länger im selben Raum mit Gage Thornton blieb, würde sie diejenige
    sein, die ihn in ihr Bett zog.
    Gage legte, als sie fort war, den Kopf weit in den Nacken und starrte die in der Dunkelheit liegende
    Decke an. Seine Selbstbeherrschung wurde auf eine harte Probe gestellt; in seinen Lenden pochte ein
    lüsternes Verlangen, und es kostete ihn schier übermenschliche Kraft, nicht die Treppe hinaufzujagen
    und sie auf ihr Bett zu werfen. Es wäre die einzige Möglichkeit gewesen, wie er sich Erleichterung
    von der Qual hätte verschaffen können, die in ihm tobte. Aber er konnte nicht! Durfte nicht! Er wollte viel mehr von Shemaine O'Hearn als das bloße Vergnügen einer einzigen leidenschaftlichen Nacht.
    Mit einem abgrundtiefen Seufzer wandte er sich ab und ging hinaus auf die Veranda. Was er im
    Augenblick brauchte, war ein Guß kalten Wassers, um sein Gehirn und seinen Leib abzukühlen.
    Shemaine stand neben ihrem Bett und lauschte auf die Geräusche, die verrieten, daß Gage die Hütte
    verlassen hatte. Sie hämmerte sich mit der Faust gegen die Brust und hoffte, auf diese Weise diesen
    merkwürdig nagenden Hunger zu vertreiben, der sich dort breitgemacht hatte. Sie keuchte immer
    noch, als hätte sie ein wildes Rennen hinter sich gebracht. Dabei war es in Wirklichkeit nur das
    schmerzliche Gefühl, sich von diesem erregenden Mann losgerissen zu haben, dem sich zu schenken
    alles in ihr drängte.
    In dem Bemühen, das Pochen in ihren Adern zu beruhigen, atmete Shemaine langsam und stockend
    aus und begann sich zu entkleiden; sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe, die Leinwand über
    die Balustrade zu ziehen. Ihre Kleider warf sie achtlos beiseite, während sie rastlos auf dem
    Dachboden auf und ab ging. Rein mechanisch zog sie ein Nachthemd aus dem Schrank, verspürte
    jedoch keinerlei Verlangen, es überzustreifen oder ins Bett zu schlüpfen.

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