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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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des Vogels mit größter Sorgfalt in Holz
    geschnitzt. »Du hast großes Talent, Cain, und ich fühle mich von deinem Geschenk sehr geehrt. Es ist
    eine schöne Erinnerung an unsere Freundschaft. Ich danke dir.«
    Shemaine trat einen Schritt vor, und Cain empfing mit einem Ausdruck des andächtigen Staunens auf
    seinem verunstalteten Gesicht einen weiteren sanften Kuß auf die Stirn. Einen Moment lang schlang
    sie die Arme um ihn und drückte ihn voller Zuneigung an sich, bevor sie mit einem liebevollen
    Lächeln zurücktrat. Wieder einmal schienen Cain ihre Taten in totale Verwirrung zu stürzen. Als sei
    er, wie schon zuvor, außerstande zu glauben, was ihm gerade widerfahren war, griff er sich an die
    Stelle, die ihre Lippen berührt hatten. Dann schlang er die Arme um den Leib und schenkte Shemaine
    ein verzerrtes Lächeln, das seine spärlichen und krummen Zähne entblößte. Schließlich murmelte er
    einige Abschiedsworte, drehte sich um und schlurfte wieder in die Finsternis, aus der er gekommen
    war.
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    Gage trat neben Shemaine, um das Geschenk zu betrachten. Er bewunderte ihr Erbarmen mit dem
    Mann. »Ich glaube, du hast dir einen Freund fürs Leben gemacht, Shemaine.«
    »Oh, Sir, Cain ist so einsam, und er tut mir so leid«, erwiderte sie mit von Herzen kommendem
    Mitgefühl. »Es macht mich traurig, zu denken, was diese arme Seele als Ausgestoßener gelitten haben
    mag. Was immer ich nach meiner Verhaftung durchgemacht habe, erscheint so bedeutungslos im
    Vergleich zu dem, was er sein ganzes Leben lang ertragen mußte. Wahrhaftig, ich muß dankbar für all
    die Dinge sein, mit denen ich gesegnet worden bin.«
    »Du hast mit deiner Freundlichkeit ein wenig Licht in sein Leben gebracht, Shemaine«, bemerkte
    Gage leise. »Cain würde nicht wollen, daß du traurig bist. Das ist nicht der Grund, warum er so emsig
    an der Schnitzerei gearbeitet hat, die er dir geschenkt hat. Er wollte dir ein klein wenig von der Freude zurückgeben, die du ihm mit deiner Geste der Zuneigung hast zukommen lassen.«
    Shemaine lächelte über seine Erklärungen und ließ sich von ihm in die Kutsche helfen. Schon bald
    waren sie wieder unterwegs und trabten ihrem Ziel zügig entgegen. Shemaine dachte über Cains
    Skulptur nach und betrachtete sie, so gut sie das in dem schwachen Mondlicht vermochte. Aber es war
    ein langer Tag gewesen, und sie war müde, so daß das rhythmische Klappern der Pferdehufe und die
    wiegende Bewegung der leicht gefederten Kutsche sie einlullten. Ihr Kopf sank ihr mehrmals auf die
    Brust, so daß sie für einen Moment erwachte, bis schließlich eine Hand ihren Kopf liebevoll auf eine
    kräftige Schulter drückte. Vom Rest der Fahrt bekam Shemaine nichts mehr mit, und selbst als Gage
    den Wallach eine Weile später in der Nähe der Koppel halten ließ, schlief sie ungestört weiter.
    Gage schlang die Zügel um das Spritzbrett, bevor er sich auf der Sitzbank zurücklehnte und seine
    schlummernde Gefährtin betrachtete. Ihr Kopf ruhte immer noch an seiner Schulter, und sie schmiegte
    sich dicht an ihn, als suche sie seine Wärme. Eine weiche Brust schien ihn durch den Stoff seines
    Ärmels zu versengen, und es kostete ihn größte Willensanstrengung, seiner Hand zu verbieten, diese
    verführerische Fülle zu umfassen. Ihre Nähe hatte seine Sinne vom ersten Augenblick an, da er an
    diesem Nachmittag neben
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    ihr Platz genommen hatte, mit dem köstlichen Duft von Veilchen betäubt. Alles in allem war es eine
    höchst angenehme Erfahrung gewesen, ihr im Laufe des Abends den Hof machen zu dürfen. Genauso
    erfreulich fand er es, sie im Schlaf zu beobachten und, wenn auch nur im Mondschein, jede noch so
    winzige Einzelheit ihrer Gestalt wahrnehmen zu können.
    Gage führte einen Arm hinter ihrem Rücken hindurch, dann schob er sie ein kleines Stück nach vorn,
    bis er den Arm um ihre Schultern legen konnte. Ihr leichter Atem strich zart über sein Gesicht, als er sich nun vorbeugte. Es schien ihm das Natürlichste von der Welt zu sein, die Weichheit ihres Mundes mit seinem eigenen zu liebkosen und sie mit einem Kuß zu wecken.
    Shemaine träumte von einem galanten Ritter, und die Antwort auf seinen Kuß schien in schönstem
    Einklang mit ihren eigenen Wünschen zu stehen, denn der Mund, der über den ihren glitt, war warm
    und erregend und entfachte ein seltsam prickelndes Gefühl in ihrem Leib, das für einen Traum
    ungewöhnlich real war. Das Gesicht über ihrem eigenen schien dunkel und unkenntlich,

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