Wie Blueten Am Fluss
Der sanfte Schein der Kerze
tauchte ihren nackten Körper in ein warmes Licht, und sie blickte an sich hinab wie ein Mensch, der
sich vollkommen von der äußeren Schale seines Daseins befreit hatte. Würde Gage sie immer noch für
zu dünn halten? Sie betrachtete ihre zart geröteten Brüste und dachte daran, wie er sie erst kurz vor
ihrer Fahrt ins Dorf bewundernd angesehen hatte. Neugierig
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wölbte sie die Finger über die Fülle ihres Busens, strich über seine Rundungen und versuchte sich
vorzustellen, was für ein Gefühl es sein würde, wenn seine Hände sie in ähnlicher Weise berührten.
Vor wenigen Sekunden noch war sie sich des warmen Pulsierens ihrer Brustspitzen bewußt gewesen,
als er sie an sich gepreßt hatte, aber jetzt war dieses köstliche Gefühl verklungen. Zurückgeblieben
war nur die unstillbare Sehnsucht nach seinen Berührungen, das Verlangen, von ihm liebkost zu
werden, bis sie in sinnlichem Entzücken stöhnte. Aber ihre Arme waren leer... und die Hütte ebenfalls.
Mit einem zittrigen Seufzer zog Shemaine sich das Nachthemd über den Kopf und strich es über
einem Körper glatt, der keine Ruhe finden wollte. Sie war rastlos und konnte auch in dem Gefühl der
sicheren Zuflucht, das sie seit ihrer Ankunft in dieser Hütte hatte, keinen Trost entdecken. Da sie die ganze Zeit über aufmerksam auf seine Rückkehr gelauscht hatte, wußte sie, daß er immer noch draußen sein mußte. Aller Wahrscheinlichkeit nach kümmerte er sich um den Wallach und würde noch
eine Weile fort sein. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit verstrichen sein mochte, seit sie sich
getrennt hatten. Doch ihr wollte scheinen, als müsse es sich um ein oder zwei Jahrhunderte handeln.
Wenn er nur gewußt hätte, wie sehr sie ihn sich zurückwünschte, würde er das Pferd vergessen und
herbeigestürzt kommen. Dann würde der Abend nur allzuschnell verfliegen.
Shemaine, die auf einmal das verzweifelte Bedürfnis nach der beruhigenden Kühle einer nächtlichen
Brise verspürte, stieg vorsichtig die Treppe hinunter. Bis auf die einsame Kerze, die im Flur brannte, und den Mondschein, der hie und da durch die Fenster fiel, lag der Rest des Hauses im Dunkeln. Die Schatten zwischen den fahlen Streifen des Mondscheins schienen finster und undurchdringlich zu sein,
aber sie kannte jedes einzelne Möbelstück, jedes Hindernis zwischen ihr und der Tür.
Ein sanfter Wind strich über die Veranda, als Shemaine sich gegen das Geländer lehnte und in die
herrlich funkelnde Nacht hinaussah. Grillen und Baumfrösche erfüllten die Lichtung mit ihrem
Gesang, und in einem Baum jenseits des Teichs stieß eine Eule heisere Rufe aus. Kleine Seen aus
Licht und Schatten tanzten in kreisenden Bewegungen auf dem Boden unter den Bäumen, durch deren
spärlich beblättertes Geäst das Mondlicht blinzelte.
Ein gedämpftes Geräusch wie leises Wasserspritzen zog ihre Aufmerksamkeit zum Teich, und sie
blickte konzentriert in die Dunkelheit. Plötzlich teilte ein silberner Arm die Schatten des Wassers und dann ein zweiter — nach vorne, zur Seite und verschwand nach hinten. Beim Näherkommen sah sie, daß es sich um einen Mann handelte, der aufs Ufer zuschwamm. Im seichten Wasser stand er auf. Dort
begann er sich einzuseifen und zu waschen. Niemand brauchte ihr zu sagen, daß es Gage war.
Schon einmal hatte Shemaine ihren nackten Herrn beobachtet. Damals war sie, als sie sich entdeckt
fand, in peinigender Verlegenheit geflohen. Diesmal hatte sie nicht die Absicht, ihre Anwesenheit zu
verraten. Sie wußte, daß sie in die Hütte zurückkehren mußte, bevor er auf sie zukam, aber bis dahin
würde sie ihn beobachten können. Es war diesmal anders. An die Stelle mädchenhafter Neugier war
ihr Verlangen nach ihm getreten.
Der Mond war ihr wohlgesonnen und ließ sie unter dem Verandadach in dunklem Schatten, während
er Gage hell beschien und seinen hochgewachsenen, nackten Leib in glitzerndes Licht tauchte. Sie
spürte, wie in ihrem eigenen Körper ein Gefühl sinnlicher Wärme aufglomm, während ihre Augen sich
an seiner Nacktheit labten. Man mußte dankbar nehmen, was das Schicksal einem bot, und sie
verschlang mit fraulichem Erwachen seinen Anblick, während sie sich gleichzeitig danach sehnte, ihre
Gegenwart kundzutun, aus ihrem Hemd zu schlüpfen und sich dort im Teich an ihn zu schmiegen.
Gage stieg aus dem Wasser und griff nach einem Handtuch, das er auf einem Felsen in der Nähe des
Baches liegengelassen
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