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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der sanfte Schein der Kerze
    tauchte ihren nackten Körper in ein warmes Licht, und sie blickte an sich hinab wie ein Mensch, der
    sich vollkommen von der äußeren Schale seines Daseins befreit hatte. Würde Gage sie immer noch für
    zu dünn halten? Sie betrachtete ihre zart geröteten Brüste und dachte daran, wie er sie erst kurz vor
    ihrer Fahrt ins Dorf bewundernd angesehen hatte. Neugierig

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    wölbte sie die Finger über die Fülle ihres Busens, strich über seine Rundungen und versuchte sich
    vorzustellen, was für ein Gefühl es sein würde, wenn seine Hände sie in ähnlicher Weise berührten.
    Vor wenigen Sekunden noch war sie sich des warmen Pulsierens ihrer Brustspitzen bewußt gewesen,
    als er sie an sich gepreßt hatte, aber jetzt war dieses köstliche Gefühl verklungen. Zurückgeblieben
    war nur die unstillbare Sehnsucht nach seinen Berührungen, das Verlangen, von ihm liebkost zu
    werden, bis sie in sinnlichem Entzücken stöhnte. Aber ihre Arme waren leer... und die Hütte ebenfalls.
    Mit einem zittrigen Seufzer zog Shemaine sich das Nachthemd über den Kopf und strich es über
    einem Körper glatt, der keine Ruhe finden wollte. Sie war rastlos und konnte auch in dem Gefühl der
    sicheren Zuflucht, das sie seit ihrer Ankunft in dieser Hütte hatte, keinen Trost entdecken. Da sie die ganze Zeit über aufmerksam auf seine Rückkehr gelauscht hatte, wußte sie, daß er immer noch draußen sein mußte. Aller Wahrscheinlichkeit nach kümmerte er sich um den Wallach und würde noch
    eine Weile fort sein. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit verstrichen sein mochte, seit sie sich
    getrennt hatten. Doch ihr wollte scheinen, als müsse es sich um ein oder zwei Jahrhunderte handeln.
    Wenn er nur gewußt hätte, wie sehr sie ihn sich zurückwünschte, würde er das Pferd vergessen und
    herbeigestürzt kommen. Dann würde der Abend nur allzuschnell verfliegen.
    Shemaine, die auf einmal das verzweifelte Bedürfnis nach der beruhigenden Kühle einer nächtlichen
    Brise verspürte, stieg vorsichtig die Treppe hinunter. Bis auf die einsame Kerze, die im Flur brannte, und den Mondschein, der hie und da durch die Fenster fiel, lag der Rest des Hauses im Dunkeln. Die Schatten zwischen den fahlen Streifen des Mondscheins schienen finster und undurchdringlich zu sein,
    aber sie kannte jedes einzelne Möbelstück, jedes Hindernis zwischen ihr und der Tür.
    Ein sanfter Wind strich über die Veranda, als Shemaine sich gegen das Geländer lehnte und in die
    herrlich funkelnde Nacht hinaussah. Grillen und Baumfrösche erfüllten die Lichtung mit ihrem
    Gesang, und in einem Baum jenseits des Teichs stieß eine Eule heisere Rufe aus. Kleine Seen aus
    Licht und Schatten tanzten in kreisenden Bewegungen auf dem Boden unter den Bäumen, durch deren
    spärlich beblättertes Geäst das Mondlicht blinzelte.
    Ein gedämpftes Geräusch wie leises Wasserspritzen zog ihre Aufmerksamkeit zum Teich, und sie
    blickte konzentriert in die Dunkelheit. Plötzlich teilte ein silberner Arm die Schatten des Wassers und dann ein zweiter — nach vorne, zur Seite und verschwand nach hinten. Beim Näherkommen sah sie, daß es sich um einen Mann handelte, der aufs Ufer zuschwamm. Im seichten Wasser stand er auf. Dort
    begann er sich einzuseifen und zu waschen. Niemand brauchte ihr zu sagen, daß es Gage war.
    Schon einmal hatte Shemaine ihren nackten Herrn beobachtet. Damals war sie, als sie sich entdeckt
    fand, in peinigender Verlegenheit geflohen. Diesmal hatte sie nicht die Absicht, ihre Anwesenheit zu
    verraten. Sie wußte, daß sie in die Hütte zurückkehren mußte, bevor er auf sie zukam, aber bis dahin
    würde sie ihn beobachten können. Es war diesmal anders. An die Stelle mädchenhafter Neugier war
    ihr Verlangen nach ihm getreten.
    Der Mond war ihr wohlgesonnen und ließ sie unter dem Verandadach in dunklem Schatten, während
    er Gage hell beschien und seinen hochgewachsenen, nackten Leib in glitzerndes Licht tauchte. Sie
    spürte, wie in ihrem eigenen Körper ein Gefühl sinnlicher Wärme aufglomm, während ihre Augen sich
    an seiner Nacktheit labten. Man mußte dankbar nehmen, was das Schicksal einem bot, und sie
    verschlang mit fraulichem Erwachen seinen Anblick, während sie sich gleichzeitig danach sehnte, ihre
    Gegenwart kundzutun, aus ihrem Hemd zu schlüpfen und sich dort im Teich an ihn zu schmiegen.
    Gage stieg aus dem Wasser und griff nach einem Handtuch, das er auf einem Felsen in der Nähe des
    Baches liegengelassen

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