Wie Blueten Am Fluss
Schwiegervater zuwege. »Mir geht es ganz gut, Euer
Lordschaft.«
»Warum nennst du mich nicht William oder Vater, Shemaine«, schlug William vor. »Papa klingt
natürlich viel hübscher, aber ich fürchte, da dein eigener Vater in der Nähe ist, würde das einige
Verwirrung stiften.«
Sie trat auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuß auf seine Wange. »Vielen
Dank, Papa William.«
Seine Lordschaft lächelte beifällig. »Das klingt hübsch, Tochter.«
Als seine Frau ihn liebevoll ansah, legte Gage beschützend einen Arm um ihre Schultern. »Papa hat
recht, Shemaine«, sagte er und kam damit unbewußt auf seine vertraute frühere Anrede zurück, was
seinem Vater Tränen des Glücks in die Augen trieb. »Warum gehst du nicht hinein und ruhst dich aus?
Ich brauche keine Hilfe. Und ich bin sicher, daß du mit deinen Kräften am Ende sein mußt.«
»Na ja. Ich habe fast das ganze Blut vom Deck abgewaschen«, sagte Shemaine unsicher. »Und ich
würde lieber nicht noch mal allein da rauf gehen... zumindest im Moment nicht.«
»Das würde ich auch gar nicht zulassen.« Gage hob die Hand, um William ein Zeichen zu machen.
»Warum läßt du dich nicht von Papa zur Hütte begleiten? Ich komme, sobald ich mit meiner Arbeit
fertig bin.«
»Ich bin ziemlich erschöpft«, gab Shemaine jetzt zu. »Aber ich möchte helfen. Auf diese Weise habe
ich etwas zu tun und muß nicht im Geiste alles wieder und wieder durchleben. Und jemand muß Cain
waschen, bevor er in den Sarg gelegt wird. Das kann ich tun, während du die Särge baust, und dann
gehen wir gemeinsam aufs Schiff, um das Deck völlig wieder in Ordnung zu bringen.«
»Also gut, mein Liebes, wenn du das wirklich willst.«
»Dann lasse ich euch beide jetzt allein«, sagte William widerstrebend. »Aber beeilt euch. Ich werde
keine Ruhe finden, bis ich weiß, daß ihr in Sicherheit seid.«
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In Shemaines Anwesenheit wagte Gage nicht, seinem Vater beizupflichten. Möglicherweise hatten sie
noch allen Grund zur Sorge, solange es jemanden gab, der für Shemaines Tod zu zahlen bereit war.
Seine junge Frau hatte viel durchgemacht, und er konnte nur hoffen, daß sie nicht Ohrenzeuge seines
Gesprächs mit Potts gewesen war.
Shemaine brachte das Thema jedoch selbst zur Sprache. »Gage, Roxanne sagte, jemand habe sie
bezahlt, damit sie mich tötet...«
William hielt inne und drehte sich noch einmal zu den beiden um. Er machte sich Sorgen um die junge
Frau, und ihre Worte bestätigten nur, daß sie nicht unbegründet waren.
»Potts hat dasselbe gesagt«, gestand Gage mit einem müden Seufzer ein. »Es sieht so aus, als wäre es
jemandem sehr ernst mit dem Wunsch, dich tot zu sehen, meine Geliebte.«
»Aber wer könnte, abgesehen von Morrisa, meinen Tod wollen?« fragte Shemaine verwirrt. »Und
Morrisa würde ihr Geld nicht darauf verschwenden, Potts den Auftrag zu geben, mich zu töten. Das
hätte er sicher auch ohne Bezahlung für sie getan.«
»Ich weiß nicht, wer es sein könnte, mein Herz«, erwiderte Gage. »Aber ich habe die Absicht, es bald
herauszufinden. Potts sagte, Morrisa wisse, wer der Betreffende sei. Ich werde sie morgen noch einmal
besuchen, gleich nachdem ich die Särge nach Newportes Newes geschafft habe.«
Angestrengt versuchte Shemaine, die Lösung des Problems zu finden, aber ihr fiel niemand ein, der sie
so hassen konnte - zumindest nicht hier in den Kolonien. »Ich werde keine Ruhe finden, solange ich
mich fragen muß, wer genug Geld hatte, um die beiden zu bezahlen.«
»Dann sollten wir uns jetzt um unsere Arbeit kümmern, damit wir alles rasch hinter uns bringen«,
drängte Gage sie. Er ging über die Felsen und hob Roxanne auf. Es erstaunte ihn, wieviel schwerer
diese Frau war als Shemaine.
William ging nun müden Schrittes zur Hütte, während Gage und Shemaine sich Richtung Werkstatt
wandten. Gage kehrte noch einmal zum Fluß zurück, um Cains Leiche zu holen, und legte den
Buckligen dann in der Werkstatt neben Roxanne auf den Tisch. Auf
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Shemaines beharrliches Bitten hin holte Gage einen Krug mit Wasser und ein Waschbecken und sah
dann mit wachsender Sorge zu, wie sie begann, das Blut von Cains Gesicht zu waschen. Ihre Hände
zitterten, und schon bald bebte sie am ganzen Leib. Er versuchte, sie mit Fragen abzulenken, während
er ihr den Lappen abnahm und sich selbst dieser schauerlichen Aufgabe widmete. »Was hatte das zu
bedeuten, daß Cain Victoria getötet habe? Du
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