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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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brauchst nicht zu sterben«, wandte Shemaine verzweifelt ein. »Roxanne hat dich
    glauben gemacht, daß Victoria sie töten wolle, aber du hast ihr nicht absichtlich den Hals gebrochen,
    als du sie gepackt hast. Es war ein Unfall. Dann hat Roxanne dir gesagt, du sollst sie vom Schiff
    werfen, damit es so aussehen würde, als sei Victoria gestürzt, aber das hatte sie die ganze Zeit über so geplant.« Shemaine sah Gage an, der aufmerksam jedem Wort lauschte, das sie sagte. Sie wußte, daß ihr Mann alles über Victorias Tod wissen mußte und sollte, aber sie konnte jetzt keine näheren
    Erklärungen abgeben, nicht, solange sie Cain davon abhalten konnte, von dem Schiff auf die Felsen
    unten zu springen. »Du dachtest, du hättest Roxanne vor Victoria beschützt, aber Roxanne hat dich
    belogen, Cain. Victoria hätte ihr niemals weh getan. Sie glaubte, Roxanne sei ihre Freundin.«
    »Cahn moß stöbe! 'oxahn moß stöbe!«
    Bei diesen Worten erneuerte Roxanne ihre verzweifelten Versuche, sich zu befreien, und versuchte,
    mit den Krallen sein verunstaltetes Gesicht zu zerkratzen, während sie in einer Mischung aus Angst
    und Hysterie schrie: »Laß mich los, du Ungeheuer! Laß mich los, hörst du! Ich will nicht sterben! Ich will leben!«
    »Lab wohl, Shamon.«
    Mit diesen geflüsterten Abschiedsworten riß Cain seine Gefangene herum und sprang mit einem
    gewaltigen Satz vom Bug des Schiffs. Roxannes Schrei währte nicht länger als eine Sekunde, dann
    war sie für immer still. Shemaine und Gage rannten zum Bug. Zu diesem Zeitpunkt war auch William
    schweratmend an der Helling angelangt. Er eilte zu den beiden Menschen, deren zerschmetterte
    Körper verstümmelt auf den scharfkantigen Felsen lagen. Obwohl es ihm Schmerzen bereitete, bückte
    er sich, um beide zu untersuchen. Roxanne hatte sich bei dem Sturz den Hals gebrochen, aber Cain
    atmete noch, auch wenn sein Leben an einem seidenen Faden hing. Er lag quer über den Steinbrocken,
    und einer der Felsen, der höher und spitzer als die übrigen war, hatte sich in seinen Rücken
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    gebohrt. Mit einem lauten, pfeifenden Geräusch seiner verletzten Lungen versuchte der Bucklige zu
    lächeln, als er Williams Hand spürte, die begütigend über seinen Arm strich. Dann verkrampfte sich
    sein Körper, Cain hustete und spuckte Blut aus. Er verspürte einen grausamen Schmerz in der Brust,
    als hätte man ihm ein langes Messer in den Leib gerammt. Dann sah Cain Shemaine, die sich mit
    tränenüberströmtem Gesicht hoch über ihm über die Reling des Vorschiffes lehnte.
    »Lahbe Shamon... möan Föindi«, flüsterte er mit letzter Kraft. Dann schloß er die Augen und holte mit
    einem seltsam gurgelnden Geräusch noch einmal Atem. Sein Kopf sackte zur Seite, und so etwas wie
    Frieden breitete sich auf seinem entstellten Gesicht aus. Cain war tot.
    »Armer Mann«, murmelte William ergriffen.
    Gage hastete mit Shemaine an der Hand vom Vorschiff hinunter zum Unglücksort.
    »Es ist schon zu spät, um die Leichen heute abend noch nach Newportes Newes zu bringen«, seufzte
    Gage. »Ich werde sie bis morgen früh in der Werkstatt lassen müssen. Ramsey und die anderen
    Männer können mir helfen, die Särge für den Weg in die Stadt auf die Kutsche zu laden.«
    »Ich helfe dir, sie zu bauen«, erbot sich William.
    »Mir wäre es lieber, du würdest in die Hütte gehen und dich um Andy kümmern, Vater«, sagte Gage.
    »Vielleicht hat er die Schüsse oder die Schreie gehört und weiß nicht, was passiert ist. Er wird Angst haben, wenn er aufwacht und nur Bess bei ihm ist.«
    William verstand die Sorge seines Sohnes und nickte. »Ist in Ordnung. Ich bleibe bei dem Jungen.«
    »Vielen Dank, Vater.« Gage wußte, wie anstrengend und schmerzhaft es für seinen Vater gewesen
    sein mußte, mit seiner noch nicht verheilten Wunde diese Entfernung von der Hütte bis zum Schiff
    zurückzulegen. Er trat auf ihn zu, um ihn zu stützen. »Komm, ich helfe dir in die Hütte zurück.«
    William winkte energisch ab. »Es wäre mir lieber, mein Sohn, wenn du auf Shemaine aufpassen
    würdest. Sie trägt mein Enkelkind unterm Herzen, und nach dem, was sie heute durchgemacht hat,
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    wüßte ich sie gerne möglichst bald im Bett, damit keine Gefahr besteht, daß sie womöglich das Kind
    verlieren könnte. Wenn sie einverstanden wäre, mit mir in die Hütte zurückzukommen, dann kann ich
    auf sie aufpassen, während du die Särge baust.«
    Shemaine brachte ein zittriges Lächeln für ihren

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