Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
einem von diesen Dingern waagerecht getragen zu werden.«
    Gage konnte sich angesichts des unverdrossenen Humors seines ersten Tischlergesellen das Lachen
    nicht verbeißen. »Diese Särge scheinen mir in den Maßen für Männer wie dich und Sly nicht
    ausreichend zu sein.«
    Ramsey fand, daß er sich diese Bemerkung nicht gefallen lassen könne, und fuhr mit den Händen über
    seinen Bauch, der sich in letzter Zeit üppig gerundet hatte. »Willst du damit andeuten, wir wären ein
    wenig zu breit und zu schwer geworden?«
    »Ein wenig?« zog Gage ihn auf. Der Humor seines Freundes war immer schon heilsam gegen
    mancherlei Trübsinn gewesen. »So, wie du in letzter Zeit zugelegt hast, frage ich mich besorgt, ob wir nicht bald breitere Türen einbauen müssen.«
    Sly wieherte vor Lachen. »Ja, ich hab' auch schon überlegt, ob ich ihm nicht ein Paar von meinen
    Hosen leihen sollte, damit er seine Kehrseite bedecken kann. Jedesmal, wenn er sich nach vorne beugt,
    entblößt er mehr, als ich ertragen kann.«
    Gage brach in befreiendes Lachen aus, während Ramsey sich mit einem gespielt rachsüchtigen Blick
    zu seinem Kollegen umdrehte.
    Da stürzte Gillian auf der Suche nach Gage durch die Tür. Beim Anblick der drei Särge blieb er wie
    angewurzelt stehen.
    »Heilige Mutter...«, flüsterte er, während er sich an der Türe festhielt. Der junge Ire starrte mit
    offenem Mund die Kiefernkästen an und wandte sich dann mit einem hörbaren Schlucken an Gage.
    »Wen haben Sie da reingesteckt, Käpt'n?«
    »Roxanne, Cain und Potts«, antwortete sein Arbeitgeber sachlich.
    Die drei Männer stießen ein entsetztes Stöhnen aus, und Sly schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich
    hatte tatsächlich gehofft, sie wär'n leer.«
    Nun tauchten auch die beiden Lehrlinge aus dem hinteren Teil des Raumes auf, um nur ja nichts von
    der Geschichte zu versäumen. Sie alle scharten sich um Gage.
    »Die drei müssen dich wohl leicht verärgert haben«, vermutete Ramsey, schon wieder grinsend, der
    darauf brannte, Näheres zu erfahren. »Hast du alle drei erschossen?«
    »Nein, keinen einzigen«, antwortete Gage mit einem schwachen Lächeln. »Meine Frau hat Potts
    erschossen, der versuchte, mich zu töten. Cain hat sich selbst und Roxanne mit einem Sprung vom
    Bug des Schiffes getötet.«
    »Ist Ihnen eigentlich je der Gedanke gekommen, daß dieses Schiff da verhext sein könnte?« fragte
    Ramsey verblüfft.
    Gillian vermied, daß der Gedanke sich in einem der Köpfe der Anwesenden festsetzen konnte.
    »Warum hat Cain Roxanne getötet, Käpt'n?«
    »Sie war eine von denen, die versucht haben, Shemaine zu töten, und das gefiel ihm nicht. Die ganze
    Sache ist ziemlich kompliziert, und ich werde euch, während ihr mir helft, die Särge auf den Wagen zu
    laden, alles erzählen, was ich weiß.« Dann sah er fragend zu Gillian hinüber, der anscheinend
    vergessen hatte, weswegen er in die Werkstatt gestürzt war. »Haben Sie nach mir gesucht?«
    »Ja.« Plötzlich fiel Gillian wieder ein, was er hier gewollt hatte. »Seine Lordschaft wollte wissen, wo Sie stecken, Käpt'n.«
    »Mein Vater, meinen Sie?«
    »Nein, ich meine den anderen, den jüngeren, schwarzhaarigen.«
    Gage hätte wissen können, daß der Marquis Wort halten würde. »Sie können ihm sagen, wo er mich
    findet.«
    »Wird gemacht, Käpt'n.«
    Wenige Sekunden später betrat Maurice du Mercer die Möbelschreinerei, und seine Reaktion, als er
    die Särge erblickte, fiel etwa genauso aus wie bei Gillian. Nur sein Ausruf war ein anderer, aber der
    Ausdruck der Überraschung auf seinem Gesicht war recht ähnlich.
    582
    »Gütiger Himmel! Was ist hier passiert? Für wen sind diese Särge? Geht es Shemaine gut?«
    Gage lächelte dünn über die vielen Fragen des Mannes. »Sie brauchen nichts zu befürchten, Marquis.
    Keiner dieser Särge ist für meine Frau bestimmt. Sie ist in der Hütte. Sie ist allerdings noch ein wenig mitgenommen, nachdem sie gestern abend einen Mann getötet hat.«
    »Shemaine? Meine Shemaine?«
    Gage spürte, wie in ihm die Empörung hochkroch, und er machte sich höflichst daran, den Mann zu
    verbessern. »Nein, Marquis, meine Shemaine... Falls es noch eine andere geben sollte...«
    »Was ist passiert?« lenkte Maurice ab. »Wer war der Mann, und warum hat sie ihn getötet?«
    »Um mein Leben zu retten. Jemand hat Potts dafür bezahlt, Shemaine zu töten. Aber der Matrose
    beschloß, zuerst mich ins Jenseits zu befördern, bevor er sich mit ihr beschäftigte.

Weitere Kostenlose Bücher