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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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dass sie nein sagen sollte, brachte es aber nicht über sich. Also nickte sie. Da ihr nicht einfiel, was sie sagen sollte, wandte sie sich einfach von Jude ab und ging die Treppe zu Zachs altem Zimmer hinauf. An der Tür blieb sie kurz stehen, um tief Luft zu holen, dann klopfte sie, hörte ein leises Herein und öffnete die Tür.
    »Hi, Mommy. Was machst du denn hier?«, fragte Grace stirnrunzelnd. Sie saß auf Zachs Bett.
    Lexi stolperte hinein, versuchte, dies mit einem Lächeln zu vertuschen, merkte aber, dass ihr auch das nicht gelingen wollte.
    Es war alles zu viel auf einmal: Grace’ süßes Gesicht, dass sie Mommy gesagt hatte … und Zachs Zimmer.
    Alles um sie herum erinnerte sie an den Jungen, in den sie sich verliebt hatte: ein paar ineinander verkeilte Plastikdinos, ein Football, eine bunte Sammlung Disneyvideos, Videospiele mit grüner Hülle. Aber ein zerlesenes Exemplar von Jane Eyre auf der Kommode ließ ihr den Atem stocken. Sie ging hin, nahm es und spürte den glatten, abgegriffenen Einband … sah ihren Namen in alter Schönschrift auf dem Vorsatzblatt. Er hatte es behalten. All die Jahre.
    »Du kommst mich doch nicht abholen, oder?«, fragte Grace ängstlich.
    Lexi legte das Buch hin und wandte sich ihrer Tochter zu. »Nein. Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Na gut.«
    Lexi kletterte aufs Bett (Zachs Bett, aber daran sollte sie nicht denken, das war vorbei). Dann rutschte sie so nah zu Grace, wie sie es wagte. »Ich hab dir neulich Angst gemacht.«
    »Ich hab nie Angst. Ich hab Jacob auf die Nase geboxt, und der ist viel größer als ich.«
    »Ich hätte nicht sagen sollen, dass du bei mir wohnen sollst. Eigentlich hab ich was ganz anderes gemeint.«
    »Ach, das? Also willst du nicht mehr, dass ich bei dir wohne?«
    Lexi zuckte zusammen. »Ich weiß nicht so gut, wie man sich als Mom verhalten muss. Außerdem sehe ich, wie gerne du bei deinem Daddy bist.«
    Als Grace das hörte, schien sie sich zu entspannen. »Weißt du, wie man Cupcakes bäckt?«
    »Nein. Warum?«
    »Keine Ahnung. Aber Moms machen so was.«
    Lexi lehnte sich ans Kopfende des Betts. Die Pinnwand, die auf der gegenüberliegenden Seite über der Kommode hing, war immer noch voller Zeitungsausschnitte und Medaillen aus Zachs Highschool-Zeit. Allerdings wusste sie nicht mehr, wofür er die bekommen hatte. »Also willst du gerne eine Mom, die Cupcakes machen kann und mit dir zur Schule geht?«
    Grace lachte auf, hielt sich aber sofort den Mund zu. »Es ist viel zu weit zum Laufen. Die Mom von Samantha Green macht zu Halloween für alle einen Umhang. Kannst du nähen?«
    »Nein, auch nicht. Ich glaube, in diesen Dingen bin ich eine ziemliche Niete.« Lexi blickte zu ihrer Tochter hinunter und spürte schon den drohenden Verlust.
    »Ich hätte gerne ein Streifenhörnchen«, sagte Grace. »Du dürftest auch damit spielen.«
    Lexi musste lachen. »Das wäre cool.«
    »Daddy meint, Streifenhörnchen wären keine Haustiere, aber ich glaube, sie könnten gezähmt werden«, fuhr Grace fort und lachte ebenfalls, hielt sich aber wieder den Mund zu.
    Lexi zog ihr sanft die Hand vom Mund. »Du darfst niemals Angst haben zu lachen, Gracie.«
    Grace sah Lexi voller Hoffnung an.
    Lexi wusste, sie würde sich immer an diesen Augenblick erinnern. Und wenn sie Glück hatte und es nicht vermasselte, würde sich Grace vielleicht auch daran erinnern.
    Sie nahm den Saphirring vom Finger und gab ihn ihrer Tochter. »Den möchte ich dir schenken, Grace.«
    »Der passt mir nicht. Der ist für Erwachsene.«
    »Vielleicht gibt dir dein Dad eine Kette dafür, dann kannst du ihn so tragen, bis er dir passt.«
    »Er ist echt schön.«
    »Nicht so schön wie du, Prinzessin.«
    »So nennt mich Daddy auch immer. Warum schenkst du mir den? Ich hab doch gar nicht Geburtstag.«
    Lexi schluckte hart. »Ich muss wieder weg, Grace. Ich dachte – nein, es ist egal, was ich dachte. Es war falsch von mir herzukommen. Ich bin noch nicht bereit.«
    »Bereit, wofür?«
    Lexi konnte es nicht aussprechen. »Aber ich komme so bald wie möglich zurück. Daran musst du immer denken. Und ich schreibe dir jede Woche und rufe dich so oft wie möglich an. Ja?«
    Grace’ Unterlippe zitterte. »Ich war gemein zu dir.«
    »Du hast nichts falsch gemacht«, erwiderte Lexi. »Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich … tue den Farradays immer weh … und ich … bekomme ich eine Umarmung?«
    Grace kletterte auf Lexis Schoß und umarmte sie fest.
    Lexi umklammerte ihre Tochter und

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