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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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bleiben, tut mir leid. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte ihre Mutter. Falls sie überrascht war, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie ging zum Aufzug voran.
    Dort blickten sie sich eine ganze Weile an; hinter der gealterten Porzellanhaut ihrer Mutter sah Jude plötzlich das längst verblichene Bild einer anderen Frau, einer Frau, die fürs Malen gelebt hatte.
    »Du hast mir gefehlt, Jude«, sagte ihre Mutter leise.
    »Du mir auch. Wir sehen uns nächsten Samstag.«
    Jude verließ das asketisch schlichte Penthouse und kehrte zur Tiefgarage in der Virginia Street zurück. Von dort aus fuhr sie hinauf in den verregneten Tag und kurvte vorsichtig durch die Innenstadt, bis sie das Capitol Hill Community Center erreichte. Dort blieb sie über anderthalb Stunden im Wagen sitzen und wartete. Es kostete sie all ihren Mut, eine Minute nach der anderen verstreichen zu lassen. Wie viel einfacher wäre es gewesen, einfach wegzufahren. Schließlich hatte sie das schon ein Dutzend Mal gemacht …
    Schließlich fuhr ein Wagen heran und parkte vor ihr, dann kam noch ein zweiter. Ein paar Minuten später sah sie Leute ins Gebäude gehen. Die meisten waren Frauen, die ohne Schirm durch den Regen gingen.
    Jude wusste, wie gefährlich und furchterregend das war, was sie jetzt tun wollte, doch sie kannte jetzt auch die Gefahren des entgegengesetzten Weges.
    Liebe ist ein Akt des Willens.
    Sie hatte sich viel zu lange von ihrer Angst leiten lassen.
    Ihre Hand zitterte wieder, als sie die Wagentür öffnete und in den Regen trat. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und lief über die Straße.
    Eine Frau schloss zu ihr auf. Sie war jung und hatte lange schwarze Haare und braune Augen, in denen Tränen standen.
    Jude ging mit ihr zusammen zum Gebäude, aber keine der beiden sagte ein Wort.
    Neben der offenen Eingangstür hing ein Schild mit der Aufschrift: Compassionate Friends. 14 Uhr: Selbsthilfegruppe trauernder Angehöriger.
    Jude blieb stehen, taumelte fast. Panik überkam sie so unvermittelt und heftig, dass ihr der Atem stockte. Sie dachte daran, kehrtzumachen und fortzurennen. Sie war noch nicht bereit. Sie wollte das nicht. Was, wenn sie von ihr verlangten, Mia loszulassen?
    Die Frau neben ihr berührte ihre Hand.
    Jude holte keuchend Luft und drehte sich um. Als sie jetzt die Frau mit den dunklen Haaren anblickte, sah sie mehr als nur Tränen in ihren Augen. Sie sah Verständnis. Hier war noch eine Frau mit leerem Blick und verkniffenem Mund, die vergessen hatte, sich die Haare zu färben. Jude erkannte, dass diese Frau wusste, wie es sich anfühlte, gleichzeitig schmerzgebeutelt und gefühllos zu sein.
    Sehe ich auch so aus?, dachte sie plötzlich. Dann tat sie, was sie in ihrem ganzen Leben noch nicht getan hatte. Sie fasste die Hand einer Fremden und hielt sie fest. Zusammen gingen sie durch die geöffnete Tür.
    Am Ende war es genau so, wie es angefangen hatte. Niemand hatte einen Job für eine vorbestrafte Soziologin ohne Berufserfahrung. Ihre Hoffnung schwand mit ihren Aussichten, bis ihr Donnerstag am späten Nachmittag klarwurde, dass sie nur noch mechanisch weitermachte.
    Jetzt, als sie auf einem alten Baumstamm im LaRiviere Beach Park saß, wurde ihr die Wahrheit bewusst.
    Sie hatte nie wirklich eine Chance gehabt.
    Als sie das erkannte, schloss sie die Augen.
    Sie wusste jetzt, was sie zu tun hatte. Die kurze Zeit hier war nicht mehr als ein Trostpflaster gewesen.
    Es war Zeit. Sie hatte das Unvermeidliche lange genug aufgeschoben.
    Sie ging zu ihrem Rad, stieg auf und fuhr den Hügel hinauf zur Hauptstraße. Sie mied die Night Road und radelte zum Haus der Farradays. Als sie über die Kiesauffahrt zur Garage holperte, umklammerte sie fest den Lenker. Dort angekommen, zitterte sie schon so heftig, dass sie das Rad kaum an die Seitenwand lehnen konnte. Schließlich gab sie es auf und ließ es einfach ins hohe Gras fallen. Wieder fiel ihr auf, wie ungepflegt der Garten im Gegensatz zu früher war.
    Kleine Wellen , dachte sie. Wie ein Stein, der in einen Tümpel geworfen wurde, hatte Trauer scheinbar endlose Auswirkungen. Dann verdrängte sie den Gedanken, ging zur Haustür und klopfte schnell, bevor sie es sich anders überlegte.
    Jude öffnete. »Lexi«, sagte sie, offensichtlich überrascht.
    »Ich wollte dir etwas für Grace geben.«
    »Sie ist in Zachs altem Zimmer und sieht fern.«
    »Ach, ich hätte nicht erwartet, dass sie hier ist.«
    »Möchtest du sie sehen?«
    Lexi wusste,

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