Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
und abzurutschen begann.
    »Ich war heute außerdem beim Anwalt«, sagte er und sah sie direkt an. »Um der Änderung der Sorgerechtsregelung zuzustimmen. Die ist jetzt beschlossene Sache. Ich weiß, es gefällt dir nicht, aber ich kann Lexi nicht mehr weh tun. Ich tue es einfach nicht mehr. Wenn sie Grace eine Zeitlang ganz für sich haben will, werde ich zustimmen.« Er hielt inne und fügte dann leise hinzu: »Ich hätte nichts trinken dürfen. Wenn ich nüchtern geblieben wäre …«
    »Nicht, Zach, ich …«
    »Du kannst nicht die Augen davor verschließen, Mom. Ich weiß, wie sehr dir das alles zusetzt, aber hier geht’s um Lexi, Grace und mich. Ich muss jetzt das Richtige tun.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Es war Zeit. »Und ich bin stolz auf dich.«
    Ihr Sohn und sie waren wie zwei Soldaten, die gemeinsam eine Schlacht geschlagen hatten. Es gab noch so viel zu sagen, aber die richtigen Worte dafür würden erst im Laufe der Zeit kommen. Jetzt zählte nur, dass sie überlebt hatten und dass es noch Liebe gab – zwischen ihnen und um sie herum. Alles andere war ein Postscriptum. Jetzt gab es nur noch eins, was sie ihm wirklich sagen musste. Eine Frage, die sie ihm stellen musste. »Liebst du sie noch?«
    Zach schien in sich zusammenzufallen. In seinen Augen sah sie gleichzeitig, wie jung und wie schrecklich alt er schon war. »Ich hab sie immer geliebt. Ich wollte auch nie aufhören, sie zu lieben.«
    Da nahm sie ihren Sohn in die Arme und hielt ihn fest, so wie sie es schon vor Jahren hätte tun sollen, als er noch jung, verletzt und verängstigt war. Sie wünschte, sie hätte damals schon gewusst, was am meisten zählte. »Ich liebe dich über alles, Zach.«
    Er drückte sie fest an sich. »Ich liebe dich auch, madre .«
    Zum ersten Mal seit Jahren nannte er sie so, und als Jude das hörte, schmolz sie noch ein kleines bisschen mehr und rutschte ein bisschen weiter dorthin, wo sie früher gewesen war. Langsam löste sie sich von ihm. »Ich glaube, sie will morgen fahren. Vielleicht nach Florida.«
    »Warum?«
    »Sie glaubt, dass Grace ohne sie besser dran ist.«
    »Aber das ist doch verrückt.«
    »Lexi hat immer versucht, das zu tun, was von anderen für richtig gehalten wird. Das macht ihre Persönlichkeit aus. Ich hätte nicht vergessen dürfen, Zach … wie viel Lexi uns bedeutet hat … und mir.«
    Zach sah sie an. In seinem Blick sah sie Sorge und Hoffnung: Sorge, dass sie es nicht ernst meinen könnte, Hoffnung, dass sie es doch ernst meinte. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und lächelte. »Sie ist ein Teil unserer Familie. Sie muss das wissen.«
    »Das wird ihr egal sein, Mom. Ich habe zugelassen, dass sie ins Gefängnis kam.«
    »Das war nicht allein deine Schuld, Zach.«
    »Aber zum großen Teil. Wie soll sie mir je verzeihen?«
    »Kannst du mir verzeihen, dass ich in den letzten Jahren eine so schlechte Mutter war?«
    »Da gibt es nichts zu verzeihen.«
    »So geht das, Zach. Wir verzeihen uns einfach. Ich hatte früher Angst, du und Lexi wäret zu jung, um euch wirklich zu lieben, und ich halte dich immer noch für jung, aber das stimmt gar nicht, oder? Keiner von uns ist mehr jung, und das Leben beschreibt seltsame Wege.«
    »Wo ist sie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Zach umarmte sie noch einmal und eilte dann hinaus. Jude stand noch an der offenen Haustür und starrte die leere Auffahrt hinauf, als Miles zu ihr trat.
    Er legte den Arm um sie. »Ist er Lexi suchen?«
    »Ja.«
    »Ziemlich rasante Veränderungen.«
    »Ja, aber gut.« Sie wandte sich zu ihm, schlang die Arme um ihn und küsste ihn.
    Es war wirklich ein Wunder, wie dauerhaft ihre Liebe war.
    »Nana, Grandpa!« Grace wand sich wie ein kleiner Aal zwischen sie. »Lasst uns CandyLand spielen. Nana kann Prinzessin Frostine sein.«
    »Deine Nana spielt doch …«, fing Miles an.
    »Ich würde es gerne wieder spielen«, sagte Jude.
    Es war merkwürdig, wie ein einziger, belangloser Satz einen befreien konnte.
    Sie setzten sich vor den Sofatisch am Kamin. Dann spielten sie, plauderten und lachten. Als sie schließlich das Spiel wegräumen wollten, sprang die Haustür auf, und Zach kam herein.
    »Ich konnte sie nirgends finden.« Zach wirkte gleichzeitig traurig und wütend. Er warf den Autoschlüssel auf den Garderobentisch. »Ich weiß nicht mal mehr, wo ich suchen soll.«
    Grace rannte zu ihm. Er hob sie hoch und küsste sie auf die Wange.
    »Hey, Daddy. Guck mal, was Mommy mir geschenkt hat.« Sie zeigte ihm den Ring.
    Jude dachte,

Weitere Kostenlose Bücher