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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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ihr Sohn würde vor ihren Augen zusammenbrechen. »Der Freundschaftsring«, sagte er und ließ Grace langsam zu Boden gleiten. »Sie wollte ihn nicht mehr.«
    »Daddy?«
    Er ging zum Fenster und starrte auf den dunklen Sund. »Wo kann sie nur sein?«
    »Wer denn?«, fragte Grace, kam zu ihm und schob ihre Hand in seine Hosentasche.
    »Ich hab im Park gesucht und an ihrem alten Wohnwagenplatz. Ich hab in jedes Fenster der Innenstadt geguckt. Ich bin sogar zum Friedhof gegangen und … zu der Stelle auf der Night Road. Aber sie ist wie vom Erdboden verschluckt.« Er drehte sich zu Jude um. »Hat sie irgendwas gesagt?«
    Jude versuchte, sich zu erinnern. Sie war so von dem Tagebuch gefesselt gewesen, dass sie Lexi kaum zugehört hatte. Ein weiterer Fehler, für den sie büßen musste. »Ich glaube, sie hat etwas von einem letzten Abschied gesagt. Etwas, das sie schon vor langer Zeit hätte tun müssen. Ich hätte sie aufhalten sollen. Ich hätte …«
    »Ein Abschied?«
    »Ja, genau. Sie sagte, sie hätte noch eins zu tun. Einen Abschied nachholen, den sie schon vor Jahren hätte hinter sich bringen müssen.«
    Daraufhin schnappte Zach sich den Autoschlüssel und rannte hinaus.
    Lexi hatte bis Mitternacht warten wollen, schaffte es aber nicht. Sie war aufgeregt, und ihr war flau im Magen angesichts ihres Vorhabens. Gegen halb zehn schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie verließ Scots warmes, gemütliches Haus und fuhr mit dem Rad zum LaRiviere Beach Park. Dort stand sie am Ufer. Das Rauschen der Wellen, die zu ihr spülten und sich wieder zurückzogen, würde sie für immer an ihre erste Liebe erinnern. Aber es war jetzt endlich Zeit zu gehen.
    Sie schob das Rad den Hügel hinauf und fuhr auf die Hauptstraße. Obwohl es schon spät war, wimmelte es dort in dieser Sommernacht von Menschen, und Lexi schlängelte sich mit der Übung einer Einheimischen in einem Touristenort durch die Menge. Ein Anflug von Melancholie überkam sie, als sie an den Plätzen vorbeikam, die auf ewig für ihre Jugend stehen würden. Sie würde nie das Mädchen vergessen, das hier auf der Main Street mit ihrer besten Freundin gelacht und auf einen Jungen in einem weißen Mustang gewartet hatte.
    Am Beach Drive fuhr sie langsamer, bis sie zur Auffahrt der Farradays kam. Dort versteckte sie ihr Rad im Gebüsch und hielt sich dicht an den Bäumen, bis sie sehen konnte, dass im Haus alle Lichter aus waren.
    Niemand zu Hause.
    Sie seufzte erleichtert, ging die Auffahrt hinunter und ums Haus herum.
    Im Garten war es dunkel. Nur ein Lämpchen über einer der Terrassentüren warf sein Licht auf die glitzernd grauen Steinplatten. Der Mond schien auf die Wellen und ließ den Rasen bläulich leuchten.
    Sie ging am Grill und den Liegestühlen vorbei, die zum Sund gerichtet waren. Dann schaltete sie ihre geliehene Taschenlampe ein und richtete den gelben Lichtstrahl auf die riesige Zeder, die dieses Stückchen Land vor dem Wasser abschirmte.
    Am Stamm des Baumes leuchtete sie mit der Taschenlampe über den Boden, um herauszufinden, wo sie graben sollte.
    »Wir hätten die Stelle markieren sollen«, sagte sie zu den Geistern ihrer früheren Ichs.
    Es ist ein Pakt.
    Wir werden für immer Freunde sein.
    Wir werden uns niemals trennen.
    Sie hätten diese blöde Thermoskanne nie vergraben, sich nie derart von ihren sentimentalen Gefühlen hinreißen lassen dürfen.
    Vielleicht aber auch hätte sie einfach nicht mehr daran denken sollen. Wer konnte schon wissen, wie gewichtig ein solcher Pakt wurde, wie präzise ein Versprechen sich erfüllte?
    Langsam sank sie auf die Knie und spürte den kalten Sand auf ihrer nackten Haut. Sie wühlte durch den Sand, schob ihn haufenweise zur einen und dann zur anderen Seite.
    Sie war nicht da.
    Mit wachsender Verzweiflung grub sie immer schneller. Sie musste sie ausgraben, musste Zach Lebewohl sagen …
    »Suchst du danach?«
    Sie hörte seine Stimme in der Dunkelheit, und als sie aufblickte, stand er direkt am Rand der Bäume. Sie war wohl geradewegs an ihm vorbeigelaufen …
    »Du warst wohl schneller als ich.« Unbeholfen stand sie auf.
    »Du kannst sie nicht haben«, sagte er. »Die bleibt. Genau wie unser Versprechen.«
    »Dieses Versprechen fand in einem Wagen auf der Night Road sein Ende«, erwiderte sie.
    »Wirklich?« Langsam kam er auf sie zu.
    »Bleib, wo du bist, Zach. Bitte.«
    »Warum?«
    In seiner Nähe verschlug es ihr die Sprache. Sie wollte sich von ihm abwenden.
    »Geh nicht«, bat er.
    Er konnte nicht

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